Durch die relativ lange
Zeit, die zwischen den Sitzungen liegt, ergeben sich immer viele
Veränderungen in meinen Lebensbedingungen und dadurch auch in meinen
Befindlichkeiten.
Es ist nicht leicht für
mich, mir alle Gedanken und Erfahrungen zu bewahren, um sie in den
folgenden Sitzungen anzubringen. Viele Dinge kommen und gehen auch, ohne
dass ich sie groß registriere. Manchmal kommen mir Gedanken, von denen ich
glaube, dass sie mich um eine Erkenntnis reicher machen. Ich nehme das
gerne an, ohne dass ich das Gefühl habe, alles sofort mit Dr. Mück teilen
zu müssen. Denn ich habe in den Therapiesitzungen zum einen
gelernt, dass
ich in erster Linie selber für mein Wohlbefinden und für mein Weiterkommen
sorgen kann und außerdem dass sich viele dynamische Prozesse abspielen,
die ich einfach zulassen und als gegeben hinnehmen kann.
Vor der Sitzung hatte ich
vielleicht deshalb auch nicht unbedingt einen wichtigen Ansatz, den ich
zur Sprache bringen wollte, sondern ich habe mich, wie zuletzt eigentlich
immer, einfach darauf eingelassen. Ich habe Dr. Mück davon erzählt, dass
in meinem Alltag viele Dinge passiert sind, dass es mir dabei zeitweise
gut ging und auch dass es mir nicht so gut ging. Ich habe Dr. Mück das so
beschrieben, habe aber auch hinzugefügt, dass ich nicht besonders darauf
eingehen möchte,
da sich die Dinge immer wiederholen und das meiste auch
nicht aufzuhalten ist. Außerdem glaube ich, dass ich inzwischen sehr viele
praktische Helferlein in meinem Kopf habe, die es mir ermöglichen, mit den
meisten Dingen gut allein klarzukommen.
Ich habe Dr. Mück auch
von meinen
Fortschritten berichtet, die ich inzwischen bei mir
festgestellt hatte. So war ein wichtiges Therapieziel von mir, dass ich
mich bei Treffen mit Familie und Freunden wieder wohl fühlen kann, dass
mir die Begegnungen Spaß machen und dass ich Lust darauf habe, mich zu
treffen. Zuletzt habe ich mich nämlich bei solchen Anlässen meistens mit
mir und meinen Gefühlen beschäftigt, war oft gar nicht richtig da und habe
mich so unwohl gefühlt, dass ich am liebsten schon bald wieder gefahren
wäre.
Ich habe jetzt einige solcher Treffen erlebt, bei denen ich mich
sehr wohl gefühlt habe, die ich richtig genießen konnte und von denen ich
mit einem sehr guten Gefühl nach Hause gefahren bin.
Ich habe in der Zeit
zwischen den Sitzungen auch wieder erfahren, dass es mir oft geholfen hat,
mir meine inneren Stimmen vor Augen zu führen, sollte sich ein negativer
Gedanke eingeschlichen haben. Manchmal war es so, dass ich gar nicht daran
dachte, mir die Stimmen vor Augen zu führen und dass sich die negativen
Gedanken weiterentwickelt haben, wenn ich nicht aufgepasst habe. Es
funktioniert noch nicht automatisch bei mir,
aber wenn ich daran denke,
steht mir ein sehr nützliches und wirkungsvolles Werkzeug zur Verfügung.
Ich sehe dabei oft die Kasperl-Figuren von Dr. Mück, wobei ich dann in
Gedanken meine mir eigene, positive Stimme sich richtig aufblasen und
aufplustern lasse.
In einem Kommentar zur
letzten Sitzung beschrieb Dr. Mück die Wirkungsweise der Änderungen von
Verhaltensmustern und Denkweisen
mit einer Kugel, die den Berg hinauf und
immer wieder ins Tal zurückrollt. Jedes Mal erfordert es neue Anstrengung,
die Kugel wieder den Berg hinaufzubefördern. Aber wenn die Kugel einmal
den Gipfel überschritten hat, läuft sie von selbst, das Denkmuster ist
praktisch eingefahren, ich brauche mich nicht mehr anzustrengen und die
negativen Gedanken und Einwirkungen sind nicht mehr vorhanden.
Ich habe diese Wirkung
oft erlebt, wenn ich mich in Zeiten, in denen es mir nicht gut ging, sehr
angestrengt habe, meine Gedanken und Einstellungen zu überprüfen und mich
auch mit massiver Kraft gegen die negative Stimmung gestemmt habe. Es
gelang mir meistens, mich selbst über den Berg zu bringen. Es war
tatsächlich so, dass sich meine Stimmung vollkommen gedreht hat, sich
meine Sorgen wie in Nichts aufgelöst haben und ich wirklich keinen
Gedanken mehr daran verschwendet habe.
Ich denke dabei auch sehr
häufig an ein Zitat, das mir meine Eltern einmal mit auf den Weg gegeben
haben.
„Wenn es einen Glauben gibt, der Berge versetzen
kann, dann ist das der Glaube an die eigene Kraft."
In der Sitzung hat Dr.
Mück mich sehr gelobt. Er hatte am gleichen Tag ein Radiointerview
gegeben, das sich sehr auf mein Online-Tagebuch bezog. Ich glaube, die
Redakteurin konnte nicht richtig nachvollziehen, dass ich trotz meines
inzwischen erworbenen Wissens und meiner Fähigkeiten überhaupt solche
Probleme haben kann. Naja, so richtig verstehen kann ich das ja auch
nicht.
Ich habe mich jedenfalls sehr darüber gefreut, dass mein Tagebuch
den Stoff für eine Radiosendung bieten kann.
Dr. Mück bot mir in der
Therapiesitzung ein weiteres Werkzeug an. Er sprach davon,
dass ich mein
Leben variationsreicher gestalten könnte, um mich mit dem
Erfahrungsrepertoire auch unter neuen, ungewohnten Bedingungen wohl zu
fühlen. Ich soll neue Dinge ausprobieren, eingetretene Pfade verlassen und
auch Grenzen überwinden. Ich habe Dr. Mück gesagt, dass ich glaube, dass
ich über viele Fähigkeiten verfüge, mein Leben zu bewältigen, dass mich
leider aber meine sehr schwer zu kontrollierenden Emotionen davon
abhalten, das Leben leichter zu nehmen. Dr. Mück stimmte mir zu,
riet mir
aber trotzdem, neue Dinge auszuprobieren.
In der Sitzung kam Dr.
Mück nochmals auf den wesentlichen Punkt zu sprechen, der eine ganz
entscheidende Bedeutung für mich haben könnte. Eigentlich bin mich mir
sogar sicher,
dass das der ganz entscheidende Punkt ist: Ich nehme mich
einfach nicht so an, wie ich bin.
Ich versuche zu
glänzen, gut dazustehen, nett und bequem für andere zu sein. Dabei fühle
ich mich oft unwohl, wenn ich glaube, nicht viel Kraft und Ausstrahlung zu
haben oder wenn sich andere über mich ärgern oder lustig machen könnten.
Ich weiß, dass ich in dieser Beziehung noch lange nicht am Ziel bin und
dass ich auch nach Ende der Therapie daran arbeiten muss und werde. Ein
wichtiger Schritt für das Bewusstsein in dieser Richtung ist auf jeden
Fall getan.
Zu Sitzung 12 |