Obwohl viele persönliche Entwicklungen aus der
Ferne betrachtet "kontinuierlich" erscheinen, zeigt eine nähere
Betrachtung oft, dass sie eher "sprunghaft" verlaufen. In der "systemisch
denkenden" Gehirnforschung geht man davon aus, dass es dabei zu einer "Qualitätsänderung"
im Verhalten kommt (also nicht nur zu einer "quantitativen" Veränderung),
es wird tatsächlich etwas Neues möglich. Man kann sich dies mit einem Bild
veranschaulichen, bei dem eine Kugel auf einer Bergkamm ruht: Während sie
bislang, bei einem Anstoß immer in das linke Tal rollte, wird es erstmalig
möglich, dass sie sich in das rechte Tal bewegt. Dabei hat die Kugel immer
die Tendenz im tiefsten Punkt des jeweiligen Tales zur Ruhe zu kommen. Ist
sie dort einmal angelangt, bedarf es schon erheblicher "Erschütterungen"
und "Anstöße", damit sie genügend Schwung erhält, um wieder einen Bergkamm
oder Berggipfel zu erreichen, von wo sie dann möglicherweise ein neues Tal
erreichen kann. Solange der Schwung aber nicht ausreicht, wird sie immer
wieder an den alten Punkt zurückrollen (der dann die "höhere
Anziehungskraft" hat, man sagt auch "der stärkere Attraktor"
ist, als die jenseits des Gipfels gelegenen Täler). Bezogen auf die
Therapie würde dies bedeuten: Alle Menschen werden von ihren alten Mustern
immer "angezogen", rollen ins vertraute Tal zurück. Zu den Ansätzen einer
Psychotherapie gehört es, diese Muster instabil zu machen und genügend
"Anstöße" und "Erschütterungen" zu liefern, damit die Betreffenden
genügend Energie und Beweglichkeit erhalten, um ihr altes Tal zu verlassen
und sich ein neues zu erschließen. Ist dies zu theoretisch? |