An meiner Reaktion erlebt Herr X.,
wie wichtig er (bzw. unsere Zusammenarbeit) mir ist. Er spürt, dass ich
mir auch über die Sitzungen hinaus Gedanken über ihn mache und mich
innerlich sehr auf ihn "beziehe". Mittlerweile ist es so gut wie
unbestritten,
dass eine gute therapeutische Beziehung wesentlich zu Heilung beiträgt.
Herr X. erlebt mich als einen präsenten Therapeuten (lebendiges
Gegenüber), der auch Gefühle zeigen und regulieren kann (in diesem Fall
Enttäuschung). Dies macht mich und damit auch die Behandlung
authentischer. Auch in Form dieses Tagebuch-Experimentes - bei dem Herr X.
meine Anmerkungen verfolgt - erlebt Herr X., wie ich mich bemühe, mich auf
ihn bzw. unsere gemeinsamen Erfahrungen zu "beziehen". Durch meine
Reaktion zeige ich Herrn X. auch, wie ernst bzw. verbindlich ich unsere
Gespräche nehme, dass sie also mehr als nur eine "normale
Alltagsbegegnung" sind. Damit weise ich ihn auf unserer "therapeutisches
Arbeitsbündnis" hin, in dem wir uns verpflichtet haben, gemeinsam auf
seine
Ziele hin zu arbeiten.
In einer "Feedback-E-Mail" nach der 9.
Sitzung beschreibt Herr X. seine eigenen Fortschritte im Bereich
"Beziehung": "....Ansonsten
geht es mir dabei aber ganz gut und manchmal sogar sehr gut. Ich habe mit
großem Interesse den neuen Bereich
"Wie Beziehung heilt" auf Ihrer
Internetsite gelesen. Er ist sehr gut gelungen und sehr informativ.
Besonders interessant fand ich, dass ich durch meine jetzigen Beziehung,
die ich absolut als lebendig bezeichnen möchte, prägende Erfahrungen
machen kann. Ein sehr großer Teil meiner Probleme ist sicherlich auf
Beziehungen zu anderen Menschen und insbesondere auch auch zu meiner
Partnerin begründet. Ich habe mit meiner Freundin darüber gesprochen und
ich glaube, dass sie auch in der Beziehung mir besonders gut tut, weil sie
eine Partnerin ist, bei der ich mich ausleben kann, der ich
außergewöhnlich viel Vertrauen entgegenbringe und bei der ich das Gefühl
habe, dass sie durch alle Höhen und Tiefen mit mir gehen würde.
Interessant fand ich auch die Art der Konfliktbearbeitung mit der
Verlagerung auf die "Metaebene" So in der Art war mir das immer bewusst.
Ich habe manchmal das Gefühl, ich würde meine ganze Weltanschauung auf
solch eine übergeordnete Ebene legen. Ich frage mich oft, warum Menschen
sich so sehr in unnötigen Details verzetteln, wo doch das Ziel nur sein
kann, ein möglichst einfaches Leben zu führen. Alles andere macht für mich
keinen Sinn, es sei denn, man hat Freude daran. Na ja, was sag ich. Meine
negativen Emotionen machen mir auch oft kein einfaches Leben und
überflüssig sind sie allemal." |