In den letzten Tagen vor
der Sitzung ging es mir nicht besonders gut. Ich hatte wenig Energie, war
oft antriebslos. Jede unangenehme Beschäftigung fiel mir in den Momenten
besonders schwer und sie verschlechterte eher meine Stimmung. Ich war sehr
mit meinen negativen Empfindungen beschäftigt.
Was mir in den Momenten
geholfen hatte, war,
meine schlechte Stimmung anzuerkennen und sie sich
nicht durch sich selbst verstärken zu lassen. Ich habe mir immer wieder
vor Augen geführt, dass es nur eine begrenzte Zeit ist, in der es mir
nicht gut geht und dass sich meine Stimmung verbessert, je besser es mir
gelingt, den negativen Gedanken keine Macht über mich ergreifen zu lassen.
Auf der anderen Seite
habe ich
mich gefragt, was wohl der Auslöser für mein Tief war. Mir war
eigentlich schnell klar, dass ich durch die beruflichen wie auch die
privaten Veränderungen unsicher geworden bin. Vieles kam mir fremd vor,
die Aufgaben und Herausforderungen zunächst unüberschaubar. Ich bin in der
Beziehung anscheinend relativ sensibel und brauche einige Zeit, um mich
sicher zu fühlen.
In der Therapiestunde bei
Dr. Mück habe ich ihm natürlich davon erzählt.
Ich habe aber versucht,
meine negativen Erlebnisse nicht zu sehr auszuschmücken, um die Gefühle
nicht noch einmal zu sehr aufleben zu lassen. Ich wollte mich auch nicht
zu sehr auf die Therapiestunde und auf Dr. Mück stützen, denn es ist
leicht und in dem Moment vielleicht sogar hilfreich, mich darauf zu
verlassen, dass Dr. Mück das schon richten wird.
Ich weiß, dass es mir
aber längerfristig keinen Fortschritt bringt.
Ich bin deshalb
ohne
besondere Erwartung und ohne Druck in die Sitzung gegangen. Ich weiß
inzwischen, dass das sowieso die beste Ausgangssituation ist und meistens
die konstruktivsten Sitzungen hervorbringt. Ich habe mich in der Sitzung
sehr wohl gefühlt.
Im Bezug auf meine
aktuellen Probleme drängte Dr. Mück mich dazu,
mich festzulegen, wie viele
Stunden in den drei Wochen seit der letzten Sitzung es mir tatsächlich
nicht gut ging. Ich habe überlegt und diese Zeitdauer auf insgesamt 5
Stunden geschätzt. Dr. Mück fing an zu rechnen und führte mir vor Augen,
dass die 5 Stunden nur 1 % der gesamten Zeit ausmachten.
Auch wenn ich es
relativierte und Dr. Mück zu verstehen geben wollte, dass die Zeit, in der
es mir nur mäßig ging und ich in der ich sehr viel Kraft aufwenden musste,
um mich einigermaßen gut zu fühlen deutlich länger war, habe ich aber
deutlich verstanden, worum es Dr. Mück ging. Ich sollte meine Stimmungen
richtig bewerten und mich nicht durch völlig unrealistische Denkweisen
herunterziehen lassen.
Dr. Mück hatte sich
vorgenommen, an der letzten Sitzung anzuknüpfen und über mein inneres
Gesetzbuch zu sprechen. Er hatte mir die Aufgabe gestellt, meine mir
selbst auferlegten, starren Regeln die meine Einstellung und mein
Verhalten betreffen, aufzuschreiben und für jeden Punkt eine bessere
Alternative zu finden. Ich hatte diese Aufstellung auch gemacht, hatte es
aber mehr so verstanden, dass ich sie für mich anfertigen sollte. Dr. Mück
war merklich enttäuscht, dass meine inneren Gesetze für die Stunde nicht
zur Verfügung standen und wir nicht weiterarbeiten konnten.
Obwohl ich mit Kritik
sonst nicht besonders gut umgehen kann, fand ich die Offenheit von Dr.
Mück sehr gut. Ich habe mich trotzdem weiterhin sehr wohl gefühlt und
gerade dieser Umstand hat uns dazu gebracht, über den Therapieverlauf zu
sprechen. Dr. Mück äußerte, dass er den Eindruck hätte, dass die Therapie
ein wenig einschlafen würde und dass ich einen Therapie-Durchhänger haben
könnte.
Dr. Mück sagte dann einen
schlichten Satz, der bei mir sehr nachhaltig war. Er sagte, dass es
so wichtig und so
wirkungsvoll sei, an den kognitiven Verhaltensweisen zu arbeiten.
Das wäre ein ganz wesentliches und effektives Element, um
depressive Verstimmungen zu vermeiden. Dr. Mück ermunterte mich, die
Entwicklungslust als Motivation zu nehmen und nicht den Leidensdruck.
Es ist für mich schwierig
in den Situationen, in denen es mir nicht gut geht, das zu erkennen. Ich
denke je nach Stimmung in alle möglichen Richtungen und ich neige dazu,
die Detailarbeit als nicht so effektiv zu betrachten. Als ich aber den
großen Ehrgeiz von Dr. Mück gespürt habe, hat mir das ein großes Vertrauen
in unsere gemeinsame Arbeit gegeben und es hat mich motiviert, weiter mit
Fleiß an den Dingen zu arbeiten.
Zu Sitzung 10 |