Vorbemerkung: Unter
den Begriff der "Filmtherapie" lassen sich - je nach Nutzung des Mediums
Film - mindestens 6 inhaltliche Varianten zusammenfassen (bei Interesse
auf den Link klicken):
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das Betrachten und Nutzen von
Spielfilmen (siehe unten)
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der Einsatz von
dokumentarischen Filmen (die seelische Probleme ausdrücklich erläutern und
genaue Handlungsanweisungen liefern)
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die "Filmexposition" (bei der
man sich unangenehmen Reizen solange aussetzt, bis eine Gewöhnung statt
gefunden hat)
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das
Videofeedback (bei dem
man das eigene Verhalten sieht)
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das aktive Filmen
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das Betrachten von
"Arztserien", in denen spielerisch vorgeführt wird, wie andere
(insbesondere auch Fachleute) mit Krankheit umgehen.
- Menschen in Not können sich in Filmen wieder erkennen und sich mit
den Hauptdarstellern identifizieren. Ihre seelischen Probleme finden einen
plastischen Ausdruck, über den man reden und verhandeln kann. Vor allem
sprachlich weniger gewandte Personen können sich vor dem Hintergrund
gemeinsam gesehener Filme besser mitteilen, indem sie sich auf die Bilder
und die Symbolik des Films beziehen können.
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Die Betroffenen erleben, dass sie mit ihrem Thema nicht allein sind
(Filme wenden sich an ein Millionenpublikum). So verringert sich das Gefühl,
das mit einem etwas nicht stimmt bzw. dass man „absonderlich“ ist. Zu
Filmen finden meist mehr Menschen Zugang als zu Theaterstücken. Nicht
zuletzt sind Filme heute leicht und preiswert verfügbar (Fernsehen,
Videotheken).
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Je nach Film wird eine mögliche Lösung aufgezeigt, zum Nachdenken
bzw. Entwickeln eigener Lösungen oder zur
„Akzeptanz“ des Unabänderlichen eingeladen.
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Filme ergänzen die „narrative Therapie“, die davon ausgeht,
dass wichtige menschliche Erfahrungen in Form persönlicher Erzählungen
transportiert bzw. vermittelt werden. Bedeutsame Filme können „Märchen“,
„Mythen“ und „Sagen“ ähneln, in denen zentrale Menschheitsthemen
beschrieben und nachvollziehbar gemacht werden
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Filme sprechen mehrere Sinneskanäle an und wenden sich fast
durchweg gezielt an das Gefühlsleben. Sie wirken auf mehr als nur
kognitiver Ebene. Sie erlauben kathartische Reaktionen (Heulen, Wut...).
Filme schalten oft das Bewusstsein aus und versetzen in Trance-ähnliche
Zustände. So können Filme bzw. deren Botschaften unmittelbar
(unkontrolliert!) das sog. Unbewusste erreichen und ansprechen.
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Filme sind ein neutrales „Angebot“, das der Betrachter leichter
annehmen oder ablehnen kann als manches Angebot der klassischen Psychotherapie,
das schnell
„Abwehrmechanismen“ auslöst (z.B. die Aufforderung, alles mitzuteilen, was
einem gerade durch den Kopf geht oder was man gerade spürt)..
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Filme veranschaulichen wichtige Wirkmechanismen der Psyche
(„Spielfilme“ können also „Lehrfilme“ sein). Sie verdeutlichen
insbesondere die Macht von Gefühlen (Liebe, Stolz, Eifersucht, Angst,
Trauer/Depression, Begierde) und von Werten (Ehre, Treue, Ehrlichkeit,
Konsequenz).
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Filme ermöglichen „exzentrisches Betrachten“, also eine
Distanzierung vom Problem. Es ist leichter, am Beispiel anderer eine
eigene Problematik zu erörtern als am Beispiel der eigenen Person.
- Die
Möglichkeit, sich einen Film wiederholt anzusehen, verhilft zu der
Erfahrung, dass der gleiche Sachverhalt jedes mal unterschiedlich erlebt
werden kann. Dies verdeutlicht die Relativität alles Erlebens und macht
spürbar, wie sehr unsere Wahrnehmung von unseren Deutungen beeinflusst
wird.
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In Form der „Kinotherapie“ kann kann "Cinetherapie" ein
Training gegen Platzangst und soziale Phobie sein. Sie verschafft in
gemäßigter Form „Gemeinschaftserlebnisse“ (insbesondere wenn man sich nach
der Betrachtung des Films mit anderen austauscht).
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Filme können ablenken, entspannen und die Stimmung heben.
Nach dem Motto „Lachen ist die beste Medizin“ können Komödien
heilsam wirken (mit ihrer Hilfe sollen sich Allergien gebessert
haben).
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Filme ähneln Träumen („Probedenken“). Was man einmal geistig
durchgespielt hat ("mentales Training"), lässt sich anschließend leichter
in die Tat umsetzen.
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Filme können informieren („aufklären“), z.B. wie „Zeit des
Erwachens“ (Parkinson), Gottes vergessene Kinder (Taubheit).
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Filme wirken nur dann „therapeutisch“, wenn sie „anregen“
oder „irritieren“ (Kriterium: Man erinnert sich auch noch nach Jahren
an sie).
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„Verklemmte“ Menschen können mit Hilfe von Sexfilmen ihre
Schamschwelle senken.
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Indem man Menschen nach den bedeutsamsten Filmen ihres Lebens
fragt, kann man „Schlüsselinformationen“ erhalten und diese Filme zur
Illustration wichtiger Zusammenhänge des Betreffenden nutzen.
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Dokumentarfilme (zum Beispiel über Themen wie Angst, Depression,
Suizidalität
usw.) können Zusammenhänge oft besser vermitteln als das bloße Wort.
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Indem man mit Patienten selbst Filme dreht, können neue
Erfahrungen vermittelt und das Konstruieren „virtueller Welten „ verständlich
gemacht werden.
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