Bericht einer 25-jährigen Patientin über die 7.-11. Behandlungswoche
In
den letzten Wochen ist es mir noch etwas schwer gefallen, einen neuen
Erfahrungsbericht zu schreiben. Dies lag nicht zuletzt auch daran, dass
sich die Qualität der Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Mück gewandelt hat
und wir uns zunehmend auf einer tiefenpsychologischen Ebene bewegt
haben. Als es in den ersten Wochen noch primär um
verhaltenstherapeutische Ansätze ging, fiel es mir deutlich leichter,
meine Erfahrungen und Gefühle direkt zu beschreiben. Doch in den letzten
Wochen konnte ich das noch nicht immer direkt. Herr Dr. Mück erklärte
mir hierzu in einer E-Mail, dass wir uns momentan an die schwierigeren
Entwicklungsaufgaben machen, die mehr Zeit und andere Techniken
brauchen. Und als ich während einer Therapiesitzung sehr weinen musste,
sagte mir Herr Dr. Mück etwas, dass ich als sehr wertvoll für mein
weiteres Leben erachte: „manche Gefühle muss man zulassen, zumindest
solange, bis man ihre Botschaft verstanden hat.“ Das hatte ich bis dahin
noch gar nicht so betrachtet. Wenn ich früher traurig war oder mich
einsam gefühlt habe, dann habe ich eher versucht, diese Gefühle
oberflächlich zu bekämpfen (was mir oft noch nicht gut gelungen ist),
anstatt zu schauen, was wirklich jetzt gerade los ist bei mir. Doch dazu
später mehr.
Gerade
habe ich noch mal meinen letzten Erfahrungsbericht durchgelesen. Die
Gruppensitzungen sind nun abgeschlossen und mir hat diese Erfahrung sehr viel
gegeben. Eine wesentliche Erkenntnis der Gruppensitzungen und der letzten
Einzelsitzungen ist jene, dass ich gemerkt habe, was für ein verschlossener
Mensch ich war. Ich dachte immer, ich sei so offen und kommunikativ, doch mir
ist aufgefallen, wie wenig (bis gar nichts) ich speziell von meinen Ängsten,
Sorgen oder vermeintlichen Schwächen bei Partnern, Eltern oder Freunden
preisgegeben habe. Im Grunde genommen habe ich mich in den Sitzungen zum
ersten Mal überhaupt wirklich geöffnet. Und das Schöne ist, dass ich mich nun
auch zunehmend in meinem Umfeld so zeige, wie ich bin. Das Thema der
Gruppensitzung war wirklich perfekt gewählt: „ich zeige mich“. Dass ich das
nun immer besser kann ist eine große Erleichterung für mich. Auch der
Präsentationskurs ist nun vorbei und hat mir ebenfalls Sicherheit
zurückgegeben. Dieser Kurs hat mir erneut verdeutlicht, wie sehr vieles eine
Frage der Übung ist. Bei der ersten Sitzung war ich noch so unendlich nervös,
dass ich dachte, ich schaffe es nicht. Nachdem ich nun in jeder Sitzung einen
Vortrag gehalten hatte, hat es mir beim letzten Mal sogar ein wenig Spaß
gemacht. Autogenes Training und Sport sind nach wie vor meine (fast) täglichen
Begleiter. Besonders das Autogene Training hat bei mir sehr positive Spuren
geschaffen und hilft mir sehr bei der Selbstregulation. Wenn ich mir selbst
sage: „ich bin jetzt ganz ruhig“, dann scheint mein Unterbewusstsein sich
schon fast automatisch an den Entspannungszustand beim Autogenen Training zu
erinnern und ich werde tatsächlich ruhiger. Manchmal passiert es noch, dass
ich mich in sozialen Situationen noch etwas unwohl fühle. Doch es ist kein
Vergleich zu früher und noch viel wichtiger: ich kann meine Gefühle jetzt
richtig einordnen und akzeptiere für den Moment, dass ich kurz in mein altes
Muster zurückgefallen bin und konzentriere mich bewusst auf meine neuen
Muster.
In den
letzten Therapiesitzungen sind viele Emotionen in mir hochgekommen, die ich
bislang verdrängt hatte. Ich habe mich zunehmend mit den Gefühlen
auseinandergesetzt, für die meine Ängste vielleicht lediglich ein Ventil
waren. Damit dies verständlicher wird, muss ich etwas in die Vergangenheit
gehen. Ich bin Einzelkind und fühle mich bis heute von meinen Eltern sehr
geliebt. Als ich etwa sieben Jahre alt war, entwickelte meine Mutter für etwa
drei Jahre Alkoholprobleme, was bei mir Gefühle von Einsamkeit und
entsprechende Ängste ausgelöst hatte. Gleichzeitig wurde über diese Zeit in
unserer Familie nie gesprochen. Bis zu Beginn der Therapie hatte ich auch mit
anderen Menschen nicht darüber gesprochen. Ich dachte irgendwie immer, ich
hätte das ja ganz gut verarbeitet und es ist ja auch schon lange her, warum
soll ich diese Geschichte jetzt wieder aufrollen. Vor etwa einem Jahr bin ich
nachts aufgewacht und wie aus dem Nichts waren plötzlich die Bilder und
Gefühle von damals wieder da und ich musste total weinen. Das war mir erstens
zuvor noch nie passiert und zweitens wusste ich gar nicht, was mit mir los ist
und warum diese Erinnerungen plötzlich so intensiv in mir hochkamen. Doch ab
da war mir dann auch bewusst relativ klar, dass ich gar nichts verarbeitet
habe. Wie auch, wenn ich mich nicht damit auseinandersetze.
Auch wenn
ich dieses Thema bereits in den ersten Sitzungen mit Herrn Dr. Mück
aufgegriffen hatte, so haben wir vor etwa drei Wochen in einer Sitzung sehr
intensiv darüber gesprochen. Mich bewegte es sehr, wie lange Gefühle einen
Menschen begleiten können und in den verschiedensten Formen ins Bewusstsein
treten können, ohne, dass man (bzw. ich) diese wirklich richtig deutet. Und so
brauchte es bei mir fast zwanzig Jahre, bis ich wirklich verstanden habe, dass
mein Einsamkeitsgefühl oder meine Ängste in gewisser Weise auch für andere
Gefühle von damals stehen, wie Schmerz, Hilflosigkeit und Traurigkeit. Ich
hatte ja bereits in einem vorherigen Erfahrungsbericht davon gesprochen, dass
mein Unterbewusstsein noch schnell auf das „ich fühle mich einsam“ Programm
schaltet, weil es andere mögliche Einordnungen noch nicht kennt. Jetzt
verstehe ich mich selbst viel besser, wodurch sich das Gefühl auch stark
relativiert. Ich weiß ja nun, welches „Programm“ gerade noch abläuft und
empfinde es nicht mehr als so dramatisch.
Obwohl es
mir sehr wehgetan hat, so intensiv darüber zu sprechen, so fühlte ich auch
eine kleine Erleichterung. Herr Dr. Mück gab mir in diesem Zusammenhang den
Hinweis, dass ich mich nicht länger parentifizieren lassen soll. Der
Hintergrund ist der, dass ich mich bis heute noch irgendwie für meine Mutter
verantwortlich fühle, was ja objektiv gesehen totaler Unfug ist. Das war ein
wichtiger Hinweis für mich. Was in diesem Zusammenhang auch sehr toll war,
ist, dass ich endlich den Mut aufgebracht habe, meine Eltern mit diesem Thema
zu konfrontieren und mit Ihnen erstmalig über meine Gefühle von damals zu
sprechen. Jetzt ist das kein Tabu-Thema mehr und das empfinde ich als sehr
befreiend.
Besonders
in den letzten beiden Therapiesitzungen sind drei Themenbereiche in den
Vordergrund gerückt: private Beziehungen, Scham und Sexualität. Auch empfahl
mir Herr Dr. Mück jetzt schon mehrfach, mit Krafttraining anzufangen, damit
ich mich stärker fühle. Dabei habe ich zunächst jedes Thema eher für sich
gesehen, und weniger den zugrunde liegenden gemeinsamen Nenner dieser Aspekte
erkannt. Als ich heute Morgen beim Ausdauertraining über den möglichen Inhalt
meines Erfahrungsberichtes nachgedacht habe, wurde mir plötzlich klar, was mir
Herr Dr. Mück überhaupt verdeutlichen möchte: ich traue mich häufig noch
nicht, dass zu sagen oder zu tun, was für mich gut oder wichtig ist, weil es
mir entweder noch peinlich ist oder ich noch Angst vor Ablehnung habe.
Vielmehr neige ich noch dazu, mit „offenen Geschäften“ (Formulierung von Herrn
Dr. Mück) zu leben. So leuchtete mir dann auch in diesem Zusammenhang die
Empfehlung mit dem Kraftsport ein. Ist ja klar, wer sich körperlich „stärker“
fühlt, ist auch geistig mutiger. Nach dieser kleinen Erleuchtung habe ich im
Anschluss noch Kraftsport gemacht und werde dies nun auch regelmäßig in mein
Training einbauen. Auch werde ich nun das von Herrn Dr. Mück vorgeschlagene
Anti-Schamtraining (z.B. an der Kasse laut fragen, wo die Kondome stehen;
jemanden auf der Strasse fragen: haben Sie einen Euro für mich; einem Fremden
um den Hals fallen, etc) viel ernsthafter betreiben und entsprechende tägliche
Aufgaben in meinem Wochenarbeitsplan berücksichtigen. Zwar finde ich noch
alleine den Gedanken daran total peinlich, doch was soll’s- ich will mich ja
positiv entwickeln und wenn das dabei hilft, dann mache ich es halt eben.
Noch nicht
ganz so leicht ist das Thema „Beziehungen“ für mich. Es fällt mir momentan
noch sehr schwer, einen Menschen wieder emotional sehr nah an mich heran zu
lassen, weil ich noch Angst davor habe, verletzt zu werden. Hier habe ich auch
schon einige mit Herrn Dr. Mück vereinbarte Absprachen nicht eingehalten, weil
ich mich einfach noch nicht überwinden konnte. Doch habe ich mir gedacht, wenn
schon die oben genannten Bereiche den gleichen Nenner, sprich Hemmungen,
haben, dann kann ich meine Angst über das Anti-Schamtraining auch in diesem
Bereich besser abbauen. Zumindest hoffe ich auf diesen Nebeneffekt.
Wie ich
gerade beim Formulieren dieses Berichtes erneut gemerkt habe, ist besonders
die Kommunikation zwischen den Sitzungen besonders hilfreich. Ich habe
nochmals die einzelnen Sitzungsfeedbacks und E-Mails gelesen und das ist schon
sehr toll, so vieles „schriftlich“ zu haben. Da konnte ich meine eigene
Entwicklung noch mal sehr gut nachvollziehen. Was ich auch als besonders
hilfreich empfinde, ist das umfangreiche schriftliche Informationsmaterial,
das Herr Dr. Mück mir bei jeder Sitzung zur Vertiefung des jeweiligen Themas
mitgibt. Während der Sitzungen bin ich häufig noch recht aufgewühlt und würde
vieles von dem, was Herr Dr. Mück mir sagt, vielleicht wieder vergessen. So
kann ich die Sitzungen nochmals aufarbeiten und ich gehöre ohnehin zu den
Menschen, die Informationen besonders gut durch Lesen (oder Schreiben)
verinnerlichen können.
Meine
erste Sitzung bei Herrn Dr. Mück war vor knapp drei Monaten. Es ist absolut
erstaunlich, wie sehr sich mein Leben schon in dieser kurzen Zeit in eine
positive Richtung entwickelt hat. Eine Therapie zu machen war eine der besten
Entscheidungen, die ich je getroffen habe. Auch wenn ich noch Arbeit vor mir
habe- ich habe schon jetzt so viel über mich selbst gelernt und es ist ein
tolles und beruhigendes Gefühl, sich selbst zunehmend „auf die Schliche“ zu
kommen. An dieser Stelle möchte ich auch meinen Dank und meine Bewunderung für
das große Engagement, das Herr Dr. Mück seinen Patienten entgegenbringt,
aussprechen.
Zum Zustand nach 7 Monaten |