Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Erfahrungsbericht:
"Dritte Woche einer internetgestützten Verhaltenstherapie bei Sozialphobie"


Bericht einer 25-jährigen Patientin über die dritte Behandlungswoche

Die Woche nach der „Seilbahn-Sitzung“ ging zunächst super weiter. Ich hatte einen Flug gebucht, meine weiteren Bewältigungsaufgaben für diesen Tag erledigt und war sehr stolz. Am nächsten Tag habe ich mich mit einer Freundin getroffen. Ich fand es schön, einfach mal wieder unbeschwert und ohne Ängste das Leben genießen zu können. Wir waren in der Stadt, ich fühlte mich wohl, habe unterschrieben, was das Zeug hält und war glücklich. Zum Abschluss des Tages gingen wir noch zusammen etwas essen. In dem Restaurant fühlte ich mich jedoch plötzlich total unwohl. Ich merkte, wie die Angst so langsam in mir hoch kam und ich zittrig wurde. Ich versuchte, mich durch langsames Atmen zu beruhigen. Als dann die Rechnung kam, hätte ich am liebsten bar bezahlt und wollte nur noch weg. Doch ich habe mir gedacht: In dieses alte Muster fällst Du jetzt nicht zurück! Ich habe mich gezwungen, mit Karte zu bezahlen und zu unterschreiben, obwohl mir mein Zittern unangenehm war. Ich habe gar nicht verstanden, warum ich auf einmal wieder Angst bekam, nachdem ich doch schon so viel geübt hatte. So wollte ich das nicht auf mir sitzen lassen und bin nach dem Essen noch zur Tankstelle gefahren, um erneut zu unterschreiben - und ich hatte wieder Angst! Völlig deprimiert fuhr ich nach Hause und schrieb Herrn Dr. Mück von den Erlebnissen des Tages. An diesem Abend hatte ich kurzzeitig die Sorge, diese blöde Angst nicht loszuwerden. Doch Herr Dr. Mück machte mir per E-Mail direkt Mut. Er schrieb mir: „Das ist kein Grund zu ernster Sorge!“. Er erklärte mir, dass ein Rückfall völlig normal sei und sogar gut, denn beim nächsten Anlauf werde ich viel schneller erfolgreich sein. Vor dem Hintergrund meiner Schilderung der Situation bemerkte er, dass nicht das Unterschreiben selber, sondern eher die Situation beim Essen meine Angst ausgelöst hätte und sich dann ungünstig auf das Unterschreiben ausgewirkt habe. Ich dachte darüber nach und er hatte Recht. Am meisten motiviert und aufgebaut hat mich jedoch seine „logische“ Erklärung für meinen Rückschlag. Er verglich die Situation mit einem Sportler, der einmal eine falsche Schlagtechnik erlernt hatte und kurzzeitig diese unbewusst wieder angewandt hat. Ihm ist dies sofort klar, also macht er direkt mit der neuen Schlagtechnik weiter. Das war für mich nachvollziehbar und so erschien mir der Abend gar nicht mehr so dramatisch.

Am nächsten Tag hat es dann noch bis zum Nachmittag gedauert bis ich mich überwinden konnte, meine Bewältigungsaufgaben anzugehen, doch am Ende des Tages war alles wieder im Lot und das Unterschreiben war kein Problem mehr. Es macht so viel Freude, wenn der eigene Wille wieder stärker wird als die Angst und ich kann jedem wirklich nur eindringlich raten, seinen Ängsten ins Gesicht zu schauen und nicht zu vermeiden. Ich weiß selber sehr, sehr gut, wie schwer der erste Schritt ist und wie sehr es sich lohnt, diesen zu tun.

In meinem letzten Erfahrungsbericht hatte ich mit den Worten aufgehört: „In der nächsten Sitzung steigen Herr Dr. Mück und ich auf den Kölner Dom. Vielleicht werde ich noch etwas Angst haben, aber dann atme ich halt eben bewusster“. Diese Sitzung stand am nächsten Tag an. Was ich jedoch nicht bedacht habe, ist dass es recht schwierig ist, seine Atmung zu „kontrollieren“, während man gerade 509 Stufen hinaufsteigt. Natürlich kann aufgrund der Anstrengung kein Mensch „bewusst“ langsam atmen. Der Aufstieg war schrecklich. Ich hatte so eine Angst, dass ich dachte, meine eigenen Beine würden mich nicht mehr tragen. Nach der engen Wendeltreppe, in der man aus den Fenstern schon sehen konnte, wie es immer höher wurde, kam das Allerschlimmste: Um zum höchsten Punkt zu gelangen, muss man eine lange Stahltreppe hinaufsteigen, die in der Mitte des Turms steht. Da der Turm auf beiden Seiten teilweise offen ist, hatte ich das Gefühl, in dieser Höhe auch noch im Freien zu sein. Ich schaute dieses Treppengerüst hinauf und sagte zu Herrn Dr. Mück: „Ob das wirklich notwendig sei?!?“. Herr Dr. Mück bestand darauf und ich sagte ihm: „Jetzt gerade mag ich sie wieder nicht!" (Stichwort: Gondelfahrt alleine). Und natürlich war ich insgeheim wieder sehr glücklich, dass er darauf bestand.

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich jemals zuvor in meinem Leben so viel Angst hatte wie auf dieser (für mich in diesem Moment unendlich langen) Stahltreppe. Da ich über meine Atmung nichts machen konnte, habe ich mir in Gedanken beim Aufstieg immer wieder einen Satz von meiner CD für Autogenes Training gesagt: „Ich bin jetzt ganz ruhig und gelassen“. Mir ist natürlich total klar, dass es objektiv überhaupt nichts gibt, wovor ich Angst haben müsste. Mir fehlt wohl noch das Urvertrauen. Unterbewusst traue ich der Konstruktion der Treppe vielleicht noch nicht, den Brettern, auf denen ich stehe und auch mir selbst. Als wir endlich oben waren, fiel Herrn Dr. Mück auf, dass er seine Kamera vergessen hatte und er bat mich darum, doch am Wochenende einige Bilder von hier oben zu machen, um zukünftig seinen Patienten im Vorfeld Bilder vom Aufstieg zeigen zu können. Mein erster Gedanke war: „Wer das vorher sieht, kommt nicht mehr mit“, mein zweiter: „ICH SOLL HIER NOCHMALS RAUF?“. Zur Erinnerung: iIh hatte gerade die größte Panik meines Lebens hinter mir! Doch im selben Moment wurde mir auch klar, dass ich NATÜRLICH erneut auf den Dom steigen muss. Und vielleicht sogar noch mehr als einmal, denn nur so wird die Angst ja weniger. Und mir ist ja auch tatsächlich absolut gar nichts passiert! Ich bin sicher und heil wieder unten angekommen. Diese Tatsache muss ich meinem Gehirn jetzt noch ein paar Mal verdeutlichen, dann sind sich Verstand und Gefühl hoffentlich einig.

Nach dem Dom schlug Herr Dr. Mück vor, noch schnell Seilbahn zu fahren, bevor wir die Sitzung beenden. Mir war da schon alles egal, also hatte ich auch nichts mehr gegen den Vorschlag, direkt alleine zu fahren. Das Seilbahnfahren war nach dem Domaufstieg schon fast eine Erholung.

Meine Leistung habe ich so richtig erst am Abend realisiert. Mein eigener Wille hatte es mir ermöglicht, selbst die größte Panik zu überwinden. Und ich dachte mir, dass ist wirklich super, was ich heute geschafft habe. Es stellte sich ein tolles Gefühl ein.

So war mein Wochenende auch schön. Zu meinen Bewältigungsaufgaben zählte neben dem üblichen Unterschreiben, unter Menschen gehen, etc. auch erneut mehrfaches Seilbahnfahren und Dombesteigung. Ersteres war kein Problem, letzteres habe ich auf heute verschoben. Als ich gestern am Dom war, war es total voll. Ich wusste, dass ich bei meinem nächsten Aufstieg noch Zeit brauche und wollte mich nicht durch drängende Menschen verunsichern lassen. Also bin ich heute mit meinem Vater auf den Dom gestiegen. Ich hatte wieder totale Angst, meine Beine haben mich kaum getragen und ich habe noch total gezittert, aber es war besser als beim ersten Mal. Und ich bin wieder sicher unten angekommen! Es ist gar nichts Schlimmes passiert. Vor meinem Flug gehe ich noch mal hoch und dann wird es wieder etwas besser sein.

Zur vierten Woche