Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Neuroleptika:
Tipps zur Compliance-Verbesserung

 

Österreich. In einem Übersichtsbeitrag arbeiten W. W. Fleischhacker und Mitarbeiter vier Hauptfaktoren heraus, unter deren Einfluss die Compliance von Schizophrenie-Patienten steht: (a) in der Person des Patienten liegende Umstände, (b) Umweltbedingungen, (c) mit der Person des behandelnden Arztes verbundene Faktoren und (d) die Behandlung selbst. In ihrer Übersichtsarbeit setzen sich die Autoren eingehend mit diesen Aspekten auseinander. Ihren Ausführungen lassen sich folgende Empfehlungen entnehmen, die sich an den behandelnden Arzt richten:

(1)   Achte auf Alter und Geschlecht des Patienten: Frauen sind oft kooperativer als Männer. Jüngere Männer sind oft weniger compliant als ältere. Bei Senioren können sich Vergesslichkeit und Multimedikation ungünstig auf die Arzneimitteleinnahme auswirken.

(2)   Bedenke, dass die Compliance auch von der jeweiligen Symptomatik abhängt: Patienten mit Verfolgungs- und Vergiftungswahn, werden Medikamenten misstrauischer gegenüberstehen als Patienten mit einer Negativsymptomatik. Bei den letzteren wird eher ein Mangel an Motivation die Therapietreue beeinträchtigen.

(3)   Schließe aus, dass finanzielle oder praktische Gründe den Patienten daran hindern, sein Medikament einzunehmen (z.B. wenn der Weg zur Apotheke nur mit Verkehrsmitteln möglich ist und das Geld für den Fahrschein fehlt).

(4)   Finde heraus, wie das unmittelbare Umfeld des Kranken seiner medikamentösen Behandlung gegenübersteht. So kann ein Mitpatient aufgrund eigener schlechter Erfahrungen mit Medikamenten deinen Patienten ungünstig beeinflussen. Mache dir immer wieder bewusst, dass auch im therapeutischen Team die Meinungen über Neuroleptika meist sehr geteilt sind.

(5)    Erfrage, inwieweit die Vorstellungen des Patienten und seiner Bezugspersonen von Vorurteilen geprägt sind, wie sie nicht selten durch öffentliche Medien verbreitet werden (Thema: „Wundermittel“ bzw. „gefährliche“ Medikamente). Korrigiere mögliche Irrtümer.

(6)   Bestätige den Patienten immer wieder, wenn er über positive Erfahrungen mit seiner Behandlung berichtet. Vertraue nicht darauf, dass eine einmal vorhandene Compliance von selbst ewig anhält.

(7)   Verdeutliche dem Kranken dein Interesse an seiner Person, insbesondere indem du ihm ausreichend Zeit einräumst. Gespürtes Interesse ist ein mächtiger Compliance-fördernder Faktor!

(8)   Beziehe den Patienten und seine Bezugspersonen möglichst aktiv in die Therapieplanung ein, beispielsweise durch psychoedukative Angebote. Scheue dich nicht, mögliche Nebenwirkungen zu erörtern. Es ist stimmt nicht, dass ein solches Gespräch die Compliance verschlechtert.

(9)   Erläutere dem Kranken, dass Wirkungen und Nebenwirkungen von Neuroleptika zeitversetzt auftreten können. Motiviere ihn oder sie, gerade auch dann die Medikamente weiterhin regelmäßig einzunehmen, wenn sich der Zustand deutlich gebessert hat. Da sich das Befinden der Kranken nach Absetzen der Medikation meist nicht schlagartig, sondern zeitversetzt verschlechtert, ist den Betroffenen der Zusammenhang oft nicht einsichtig!

(10)           Orientiere dich an den offiziellen Behandlungsrichtlinien. Das macht es leichter, dem Patienten Nutzen und Sinn der Behandlung zu vermitteln. Außerdem verringert sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Patient beim Einholen einer zweiten Meinung Widersprüchliches erfährt.

Nach W. W. Fleischhacker u. a.: Factors influencing compliance in schizophrenia patients. J. Clin. Psychiatry 2003 (64, Suppl. 16) 10-13