Die meisten schweigen und leiden still,
schämen sich und denken, sie seien alleine mit ihren Beschwerden. Die Rede
ist von Enddarm-Erkrankungen. Dabei leiden in Deutschland alleine rund 25
Millionen Menschen an Hämorrhoiden, der bekanntesten Form der
Enddarmbeschwerden.
„Schuld“ ist niemand am
Jucken, Brennen, Fremdkörpergefühl, die diese Beschwerden begleiten und
oft die ersten Signale für eine Erkrankung darstellen.
Wichtig ist es, dass
offen mit dem Hausarzt über die Probleme gesprochen wird und nicht von
alleine mit Sälbchen, Hausmitteln und zuviel Hygiene daran herumtherapiert
wird. Die Überweisung an den Facharzt für Proktologie oder Koloproktologie
stellt den nächsten vernünftigen Schritt da, dieser Arzt ist der Fachmann
für Enddarmleiden. Denn nicht alles ist harmlos, es können sich auch
bösartige Erkrankungen hinter den Beschwerden verbergen. Und diese müssen
dann zügig untersucht und therapiert werden.
Die Vorstellungen, was
beim Koloproktologen mit den Patienten geschieht, gehen meistens in die
Irre. Zunächst wird der Patient vom Arzt nach seinen Beschwerden befragt,
berichtet der Koloproktologe Dr. Bernhard Strittmatter aus Freiburg. Dr.
Strittmatter ist Vorsitzender des Berufsverbandes der Coloproktologen.
Fragen nach
Stuhlverhalten, Stuhlfrequenz, Ernährungsverhalten sind neben der
optischen Betrachtung des Enddarms die ersten Dinge, mit denen der Patient
konfrontiert wird.
Peinlich muss ihm nichts
sein, der Facharzt kann nur die richtigen Schlüsse für eine sachgerechte
Behandlung ziehen, wenn er alles weiß.
Wichtig ist bei der
Erhebung der Krankengeschichte, also der Anamnese, beispielsweise, ob es
zu Blutungen gekommen ist, welche Farbe das Blut hatte und wie oft so eine
Blutung aufgetreten ist.
Auch der Bericht, wie
sich die Beschwerden anfühlen stellt eine wichtige Information für den
Arzt dar, denn daraus kann er Schlüsse ziehen, um welche Erkrankung es
sich wirklich handelt.
Ein wichtiges Instrument
des Arztes ist das Proktoskop, mit dem er in den Enddarm sehen kann. Damit
stellt er fest, ob es sich um Hämorrhoiden handelt, wo sie lokalisiert
sind und wie weit fortgeschritten die Erkrankung ist. In der Regel
verursacht diese Untersuchung keine Schmerzen und beeinträchtigt nicht das
Wohlempfinden des Untersuchten.
Genaue Diagnostik hilft am besten
Enddarmleiden haben viele
Millionen Menschen in Deutschland, kein Grund sich zu schämen. Am
häufigsten sind Hämorrhoiden, die zu Jucken, Brennen, Schmerzen und
Druckgefühl im Enddarm führen können. Der Facharzt zur Diagnostik und
Behandlung dieser Erkrankungsformen ist der Proktologe. Dabei kann es sich
wohl um einen Arzt für Chirurgen, Innere Medizin handeln, als auch um
einen Chirurgen oder Hautarzt.
Wichtig ist, dass das die
Beschwerden frühzeitig von einem Fachmann begutachtet und therapiert
werden, ehe es zu schlimmeren Folgen kommt. Denn, je eher die Behandlung
beginnt, desto geringer ist der Therapieaufwand und – noch wichtiger,
desto seltener ist ein chirurgisches Eingreifen notwendig.
Was sind eigentlich Hämorrhoiden?
Im Bereich des Anus
befinden sich viele Blutgefäße und Nerven. Sie haben zusammen mit dem
Schließmuskel die wichtige Aufgabe, den Enddarm „dicht“ zu halten, so dass
der Stuhl nicht willkürlich abgehen kann. Dieses dichte Netz von
Blutgefäßen kann sich, bedingt durch erbliche Anlage oder auch
Lebensgewohnheiten, vergrößern und Beschwerden verursachen.
Vergrößern sich die
Blutgefäße, die ein richtiges Polster bilden, spricht man von
Hämorrhoiden. Lange Zeit dachte man, es handele sich dabei um eine Art
Krampfadern, so wie man es von Bein-Krampfader kennt. Heute weiß man aber,
dass es sich dabei um ein dichtes Geflecht von Arterien und Venen handelt,
die einen Schwellkörper bilden. Dieser Schwellkörper verhindert – wenn er
gesund ist – den willkürlichen Abgang von Winden und Stuhl. Er hat also
eine sehr wichtige Aufgabe.
Was kann passieren, wenn man
Hämorrhoiden hat?
Als erstes ist es
wichtig, dass genau festgestellt wird, welche Erkrankung wirklich
vorliegt. Das kann der Betroffene nicht selber exakt feststellen, sondern
die Untersuchung durch den Fachmann ist unerlässlich. Denn im schlimmsten
Fall kann sich auch eine bösartige Erkrankung hinter den Beschwerden
verbergen.
Als Beschwerden können
Juckreiz, Brennen, Ekzeme oder auch Blut auf dem Stuhl als erstes auf das
Problem aufmerksam machen.
Das Blut ist meistens
hellrot und spritzt. Dabei handelt es sich in der Regel nicht um Blut aus
dem Schwellkörper, sondern es kommt aus den kleinen Blutgefäßen der
gereizten Schleimhaut. Die Blutungen treten meistens während des
Stuhlgangs auf, manchmal bei jedem Toilettengang, manchmal bleiben sie
längere Zeit aus. Der ständige Blutabgang kann zur Blutarmut führen.
Deshalb ist es notwendig genau zu untersuchen, ob es blutet und vor allen
Dingen, woher das Blut kommt.
Ist der Schwellkörper,
der den Enddarm „abdichtet“ krank, dann kann es auch zu ungewolltem Stuhl-
oder Windabgang kommen – in den meisten Fällen wohl ein unangenehmes
Ereignis, das den Alltag erheblich belastet.
Wie sieht die
Untersuchung aus?
Bei der Untersuchung
befragt der Arzt den Patienten nach den exakten Beschwerden, untersucht
tastet er den Finger den Analkanal mit dem Finger mit einem optischen
Gerät, dem Proktoskop, und auch rektal den Enddarm. Diese Untersuchungen
sind nicht so unangenehm, wie viele Betroffene vermuten. Meistens sind sie
schmerzfrei und mit wenigen Unbequemlichkeiten verbunden.
Wie sieht die Behandlung aus?
Je nach dem, wie weit die
Erkrankung fortgeschritten ist wird therapiert.
Oft reicht es, die
Ernährungsgewohnheiten umzustellen, auf ballaststoffreiche Kost und eine
ausreichende Trinkmenge. Auch wann und wie der Toilettengang gestaltet
wird, kann ein wichtiger Teil der Behandlung sein: Das Klo nur aufsuchen,
wenn wirklich Stuhldrang vorliegt, nicht Nachpressen und nicht lange Zeit
auf der Toilette etwa beim Zeitungslesen oder bei Asterix blättern
verbringen.
Welche Stadien gibt es, wie sieht die weitere
Behandlung aus?
Hat der Patient
Beschwerden und wird vom Proktologen untersucht, so kann dieser
feststellen, in welchem Stadium der Erkrankung sich der Patient befindet.
Man unterscheidet vier
verschiedene Stadien, berichtet der Vorsitzendes des Berufsverbandes der
Deutschen Coloproktologen, Dr. Bernhard Strittmatter aus Freiburg.
I.
Bei Stadium I sind nur leichte
Schwellungen der Polster zu sehen, in der Regel nur bei der Untersuchung
mit dem Proktoskop.
II.
Die Hämorrhoiden sind recht groß
und treten beim Pressen beim Stuhlgang nach außen, sie prolabieren, wie
der Fachbegriff lautet.
III.
Die Hämorrhoiden prolabieren
nach dem Stuhlgang oder auch schon bei körperlicher Anstrengung, wie
schwerem Heben. Sie ziehen sich nicht mehr von alleine zurück, sondern
können mit dem Finger zurückgeschoben werden.
IV.
Die Hämorrhoiden fallen vor, sie
lassen sich nicht mehr in die Ausgangsstellung mit dem Finger
zurückschieben. Deutliche Beschwerden müssen dabei nicht auftreten, aber
der Feinschluss des Afters ist gestört; Stuhlschmieren ist u.a. die Folge.
„Wichtig ist immer, dass
schnell den Ursachen für diese Störungen auf den Grund gegangen wird“,
betont Dr. Strittmatter. Denn nicht immer sind die relativ harmlosen
Hämorrhoiden die Ursache von Blut und Fremdkörpergefühl im Afterbereich,
im schlimmsten Fall kann auch eine bösartige Erkrankung die Ursache sein.
Welche Beschwerden hat der Patient?
Beim Stadium I treten oft
hellrote Blutspuren beim Stuhlgang auf, die sich entweder auf dem Kot
finden oder am Toilettenpapier. Oft ist heftiges Pressen oder auch sehr
harter Stuhl die Ursache. Auch Jucken kann ein erster Hinweis auf
Hämorrhoiden sein.
Beim Stadium II kann der
Patient Schmerzen haben. Allerdings ist der Schmerz nicht das Leitsymptom
von Hämorrhoiden, betont Dr. Strittmatter, sondern eher frisches,
spritzendes Blut und Druck- und Fremdkörpergefühl. Die brennenden
Schmerzen, die auftreten können, sind eher die Folgen der feuchten
Umgebung und der dadurch entstehenden Rhagaden und Hautspalten, die zu
einem Analekzem geführt haben.
Stadium III ist oft mit
starkem Druck oder Fremdkörpergefühl verbunden, der beim Stuhlgang
auftritt. Auch Blutbeimengungen kommen vor.
Stadium IV verursache oft
weder Schmerzen noch Druckgefühl, durch die hervorgetretenen Polster ist
der Feinabschluss des Afters aber erheblich gestört und der Patient fühlt
sich belastet, durch Stuhlschmieren in der Unterwäsche und auftretende
Ekzeme.
Unbehandelte Hämorrhoiden
verschlechtern sich in der Regel, allerdings spielt die Veranlagung auch
eine Rolle, so dass bei jedem Patienten der Verlauf völlig anders sein
kann. Es kann auch ein Stadium übersprungen werden und es kann schneller
zu einem negativen Verlauf kommen.
Die Behandlung
Die Therapie der
Hämorrhoidalerkrankungen ist abhängig vom Stadium und den individuellen
Beschwerden des Patienten.
Dabei muss unterschieden
werden, ob eine Linderung herbeigeführt wird oder die Hämorrhoiden
therapiert werden. Am wichtigsten ist es, dass der Patient den ärztlichen
Ratschlägen zur Stuhlhygiene und Ernährungsverhalten folgt.
Eine sinnvolle und
unschädliche Analhygiene ist ganz einfach und verursacht keine
Folgekosten, betont Prof. Alexander Herold, Generalsekretär der Deutschen
Gesellschaft für Koloproktologie. Nicht Seife, Duschgels und feuchtes
Toilettenpapier sollten benutzt werden, sondern lauwarmes Wasser; nicht
heftiges Reiben zur Reinigung, sondern sanftes Spülen dienen am besten dem
Ziel. Wichtig es auch, danach den Analbereich gut abzutrocknen, entweder
mit ein wenig Toilettenpapier oder einem täglich zu wechselndem Handtuch,
das diesem Bereich (und dem einzelnen Patienten) vorbehalten ist. Cremes
und andere Substanzen sollten nur in Absprache mit dem Facharzt
aufgetragen werden – oft schaden sie nämlich mehr als das sie nützen!
Wichtig ist auch das
Ernährungsverhalten, wie eigentlich jeder weiß. Eine ausreichende Menge an
Ballaststoffen und Trinkmenge, halten den Stuhl geschmeidig. Wer die
Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung befolgt: 5 Mal täglich,
also fünfmal am Tag eine Handvoll Obst oder Gemüse isst, erreicht das Ziel
des weichen, aber geformten Stuhls und der Verminderung der Beschwerden.
Wichtig ist es aber auch,
dass nur eine ausreichende Menge an Ballaststoffen konsumiert wird und
nicht völlig übertriebene Mengen. Dieses Phänomen wird nicht selten bei
Frauen angetroffen, die dann über zu flüssigen Stuhl klagen – sie haben
des Guten zu viel getan.
Auch die tägliche
Trinkmenge sollte ausreichend sein, denn auch sie hat Auswirkungen auf die
Stuhlkonsistenz. Und auch hier gilt der Grundsatz des Ausreichenden, aber
nicht Übertriebenen. Eineinhalb bis zwei Liter Flüssigkeit reichen in der
Regel aus. Die Rücksprache mit dem Arzt sollte in jedem Fall auch zu
diesem Punkt erfolgen, denn es gibt Erkrankungen, bei denen der Patient
auf die Flüssigkeitsmenge achten muss. Wie immer ist der individuelle
Patient bei der Beurteilung der Therapie wichtig.
Im Anfangsstadium ist die
Sklerosierung, also die Verödung der Hämorrhoiden, das Mittel der ersten
Wahl. Dabei spritzt der Arzt ein Verödungsmittel im Abstand von mehreren
Tagen oder Wochen in die betroffenen Areale des Analkanals, diese Bereiche
sterben ab und werden ausgeschieden.
Das Verfahren ist relativ
schmerzarm und wird in der Regel ambulant durchgeführt, erklärt Prof.
Herold. Der Patient hat also keinen Zeitverlust durch
Krankenhausaufenthalte.
Eine weitere
Therapiemöglichkeit in diesem Stadium sind Analtampons und Salben.
Befindet sich der Patient
bereits im Stadium II, wird von Fachärzten zur Gummibandligatur, also dem
Abschnüren der entstandenen Knoten mittels eines speziellen Gummibandes,
geraten. Dieser stirbt dann ab und wird abgestoßen. Die Sklerosierung wird
in diesem Stadium erst als das zweite Mittel der Wahl betrachtet.
In den Stadien III und IV
wird in der Regel operiert, weil die anderen Verfahren nicht ausreichend
sind. Oftmals muss der Analkanal rekonstruiert, also wieder hergestellt,
werden. Diese Operationen können recht schmerzhaft sein und werden
stationär durchgeführt. Eine Woche Krankenhausaufenthalt sind dabei
normal. Neuere und immer schonendere Operationsmethoden werden entwickelt
und helfen Arzt und Patient, die Therapie zügig und erfolgreich hinter
sich zu bringen.
Patienten sollten sich
nicht scheuen zum Arzt zu gehen und über ihre Beschwerden zu reden, nur
dann kann ihnen geholfen werden. Rund 25 Millionen Menschen in Deutschland
leiden an Hämorrhoiden. Man ist also nicht alleine mit seinem Leiden,
effektive Behandlungsmethoden stehen zur Verfügung.
Dem Patienten muss
allerdings auch immer klar sein, dass er selber viel zur Vermeidung tun
kann: Ballaststoffreiche Ernährung, wenig Alkohol, völliger Verzicht auf
das Rauchen und viel Bewegung dienen auch hier als der beste Schutz.
Quelle: Presseinformation des
Berufsverbandes der Coloproktologen und der Deutschen Gesellschaft für
Koloproktlogie vom 13.11.2006, Website:
www.proktologen.de |