Zu den wichtigsten Angeboten
und Behandlungsmethoden der Psychotherapie gehört die "Spiegelung". Dabei
übernimmt der Patient gleichsam elterliche Aufgaben, indem er seinem
Patienten immer wieder rückmeldet, wie er vom Therapeuten gerade
wahrgenommen wird. Hierfür ist zwar eine wohlwollend kritische Haltung am
hilfreichsten. Dort wo ein Patienten aber selbst sein schlimmster Kritiker
ist, ist es um so wichtiger, ihm solange immer wieder die positiven
Aspekte seiner Entwicklung "zu spiegeln", bis der Patient auch selbst in
der Lage ist, diese wahrzunehmen. Im Grunde geht es auch hier darum, ein
Defizit aufzuzeigen: Die Schwierigkeit, sich selbst möglichst
differenziert in der Vielfalt der vorhandenen Eigenschaften und
Fähigkeiten zu sehen. Es geht auf keinen Fall um "Schönreden". Herr X hat
offenbar einen sehr strengen und in der Vergangenheit überaktiven "inneren
Kritiker", der jetzt zunehmend häufiger seinen Mund hält. Auch dieser
Kommentar zum Tagebuch ist selbstverständlich eine Form der Spiegelung,
die Herr X sehr aufmerksam lesen wird. Wenn alles gut geht, lernt Herr X
auf diesem Weg, sich künftig selbst einen "klaren" Spiegel vorzuhalten,
wodurch er zunehmend unabhängiger von therapeutischer Hilfe werden wird.. |