Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Life-Therapie-Tagebuch:

3. Sitzung

Viel hat sich getan in den letzten Wochen. Sowohl meine Erlebnisse als auch meine Befindlichkeiten waren sehr bewegt. Mich wundert, dass ich häufig von einer Minute auf die andere aus einem ganz erheblichen Tief herauskommen kann, genau so gut aber in ein solches fallen kann.

Ich erfahre, dass ich wunderbar leben kann, wenn es mir gelingt, die Gedanken an meine Probleme aus meinem Kopf zu vertreiben. Oft nehme ich es mir einfach vor, ich sage mir:

Es ist so, dass es hier und jetzt in dieser Situation in mir steckt, dass ich mich gut fühlen kann. Ich brauche damit nicht zu warten, bis meine Lebensumstände sich ändern oder ich einfach von allein besser drauf bin, ich kann jederzeit aktiv dafür sorgen, dass ich mich besser fühle. Es passiert häufig, dass meine Stimmung komplett ins positive, unbeschwerte kippt, wenn ich eine gewisse Hürde genommen habe, wenn ich mir ganz konsequent und mit Nachdruck vor Augen führe, dass im Wesentlichen nur meine negative Einstellung dazu führt, dass ich mich schlecht fühle.

In der Therapiesitzung habe ich erfahren, dass alles, was ich wahrnehme, alle Einflüsse, die mich erreichen, zunächst über einen Teil meines Gehirns gesteuert werden, der für die Emotionen zuständig ist. Erst dann folgt der Verstand, der von den Emotionen überaus stark beeinflusst wird. Der umgekehrte Weg, die Fähigkeit der Beeinflussung der Emotionen durch den Verstand machen nur ein zehntel dieser Kapazitäten aus. So sind wir Menschen konstruiert. Ist schon schwierig, ein Mensch zu sein und nicht nur für meine Probleme nicht gerade hilfreich. Ich weiß, dass ich sehr viel Kraft aufwenden muss, um meine negativen Gefühle durch meinen Verstand beeinflussen zu können. Aber ich werde niemals damit aufhören.

Die Therapiestunde ist mir nicht leicht gefallen, ich war teilweise unkonzentriert und meine Gedanken drifteten etwas dahin ab, mich mit meiner eigenen Befindlichkeit zu beschäftigen. Dabei will ich natürlich so viel wie möglich mitnehmen und auch die richtigen Ansätze aufdecken.

Mir kommt es so vor, als wäre es ein wahnsinnig umfangreiches, sich ständig veränderndes Feld, auf dem ich mich bewege. Mir kommen jeden Tag 1000 Gedanken, Verknüpfungen oder neue Bewertungen zu „meinem“ Thema in den Sinn. Ich frage mich manchmal, warum ich trotzdem diese Probleme habe. Aber wahrscheinlich brauche ich nicht nach dem warum zu fragen, sondern die Antwort liegt gerade darin, weil ich mir diese vielen Gedanken mache.

Einer dieser 1000 Gedanken ist dann auch, dass ich vielleicht ein besonderes Talent habe, diesen Weg zu gehen. Meine Fähigkeit der Selbstbeobachtung und der perfekten Konstruktion von negativen Gedankengerüsten ist wahrscheinlich besonders gut ausgeprägt.

Naja, gerade heute könnte ich wohl ein Buch darüber schreiben, aber mein Ziel sollte eher sein, das Buch mit einer anderen bunten, lustigen und leichten Geschichte zu füllen.

Sicherlich war meine Entwicklung von vielen Einflüssen bestimmt, gegen die ich mich nicht wehren konnte und die das Fundament für meine Probleme bilden. Wir haben in der Therapiestunde meinen Gefühlsausbruch bei dem Gespräch mit meinem Vater noch einmal aufgegriffen. Das Erlebnis meines Vaters bei der Flucht, das mich so sehr bewegt hat, ist vielleicht auch auf mein Leben zu übertragen, genau so wie bei der Geschichte mit der kleinen Monika. Ich habe Angst vor Veränderungen, vor neuen, unbekannten, fremden Situationen. Gerade jetzt stehen auf meiner Arbeitsstelle große Veränderungen an. Das Schlimmste für mich ist, dass dabei sehr viel noch ungewiss ist und dieses Gefühl macht mir Angst. Anstatt die Sache locker anzugehen und mir und meinen Fähigkeiten zu vertrauen, alles bewältigen zu können, wie ich das in meinem Leben praktisch immer erlebt habe, habe ich Angst vor der Veränderung, vor dem Unbekannten. Ich weiß, dass ich alles von meinen Fähigkeiten locker schaffen kann, aber mein Gefühl versucht mir ständig etwas anderes weis zu machen. Vielleicht liegt es tatsächlich an den Erlebnissen meines Vaters im Krieg, der bei Nacht in eine völlig fremde und ungewisse Zukunft startete. Könnte es sein, dass er die Erfahrung an mich weitergegeben hat? Und wenn ja, wie kann ich diese Erkenntnis nutzen, um meine Ängste dahingehend abzubauen?

Ich soll nun die Lebensgeschichte meines Vaters und meines Großvaters aufschreiben. Ich soll versuchen, ihre Sichtweisen, ihre Perspektiven zu ergreifen und so mehr Verständnis erlangen. Es ist eine sehr schwierige Aufgabe, bei der noch mehr Gespräche mit meinem Vater nötig sind. Es ist auch viel Arbeit. Es ist viel Arbeit an mir selbst und es ist anstrengend und unbequem. Aber ich werde es tun, ich würde alles dafür tun, dass meine Probleme nicht mehr so mein Leben bestimmen.

Zu Sitzung 4