(Sonderproblem: Wechsel der Versicherung während der Behandlung)
Da
ich nicht genau weiß, was ich in meinen Erfahrungsbericht rein schreiben
soll, habe ich mir ein paar Berichte von der Internetseite durchgelesen.
Das hat mich traurig gemacht. Allen diesen Menschen mit oft viel
schwerwiegenderen Problemen konnte anscheinend viel leichter geholfen
werden als mir. Ein Jahr nach der ersten Sitzung und unwissend, ob und
wie die Therapie weitergeht, habe ich im Moment nicht das Gefühl, dass
es mir wirklich besser geht. Das kann natürlich auch an meinem
ausgeprägten Talent liegen, immer eher die negativen Aspekte einer Sache
zu sehen. So habe ich xxxx neulich vorgejammert, wie einsam und alleine
ich bin und dass ich nur das Haus verlasse, um ins Fitnessstudio zu
gehen, woraufhin er mir bewusst machte, dass ich früher gar nicht das
Haus verlassen hätte und jetzt zumindest schon mal ins Fitnessstudio
gehe. Außerdem belastet mich vielleicht auch die ungewisse Zukunft
bezüglich der Therapie.
Angefangen habe ich die Therapie, weil ich mal wieder in einem meiner
Löcher gelandet war. Die quälenden Gedanken drehen sich im Kreis und ich
komme nicht mehr raus. Wegen zweier vorheriger Therapien, die mir im
Rückblick betrachtet nichts gebracht haben, war ich (und bin ich immer
noch) ziemlich skeptisch, was Psychotherapien angeht, aber ich wollte
die Hoffnung nicht aufgeben und es noch einmal probieren. Die Homepage
hatte mir ziemlich gut gefallen und von daher habe ich mich überwunden
und angerufen. Bis zum ersten Termin war ich aus meinem Loch schon
wieder herausgekrabbelt (erstaunlich schnell, die vorherigen hatten oft
Monate gedauert), aber ich wollte die Therapie trotzdem machen, richtig
gut ging es mir auch nicht und oft genug schlecht. Vor meinem ersten
Termin war ich ziemlich nervös und während der Sitzung auch noch
ziemlich gehemmt, aber ich weiß noch, dass ich mit einem sehr viel
positiveren Gefühl als bei den Vortherapeuten nachhause gefahren bin.
Gut, wenn auch oft sehr lästig, fand ich die konkreten ‚Hausaufgaben’,
wie die Feedbacks, auch wenn es mir anfangs sehr schwer fiel, sie
auszufüllen und die anderen ‚Arbeitsblätter’. Leider haben wir diese oft
nicht weiterverfolgt. Sehr gut fand ich auch den email-Kontakt zwischen
den Sitzungen, da es mich dazu brachte, am Ball zu bleiben. Bei den
Vortherapeuten war ich immer mehr oder weniger unlustig zu den Sitzungen
marschiert und hatte mich sonst nicht viel damit beschäftigt. Ziemlich
cool war auch die Aufgabe, mir innerhalb von zwei Wochen ein ‚Hobby’ zu
suchen. So was hätten wir vielleicht öfter machen sollen. Wobei es
später auch öfter Vorschläge gab, die ich ziemlich bescheuert fand
(Fernsehen bei Nachbarn deponieren oder so was). Durch meine ‚entweder-oder’-Haltung
(anstatt einer wohl sinnvolleren ‚sowohl-als-auch’-Haltung – eine sehr
treffende Beobachtung) konnte das schon mal zu Gedankengängen führen wie
„wenn der so blöde Vorschläge macht, kann er sonst ja auch nicht viel
taugen“.
Obwohl ich in den ersten Sitzungen mein typisches gehemmtes
Therapieverhalten wieder beobachten konnte, war ich – für meine
Verhältnisse – recht positiv gestimmt. Sehr belastend fand ich dann die
Phase der Antragsstellung, wo ich auch noch meine Vortherapeuten um die
Gutachten bitten sollte. Wegen großem Stress im..... hatte ich zur
vorletzten probatorischen Sitzung nicht die erforderlichen Formalitäten
erledigt. Ich weiß noch, dass mich die offene Betroffenheit von Dr. Mück
angesichts dessen wiederum sehr betroffen hat. Ich war voller Zweifel,
ob ich mir diese ganze Antragsstellung, die mir sehr unangenehm war,
überhaupt antun sollte. Schließlich habe ich mich doch dazu
durchgerungen. Im Nachhinein war das natürlich wieder nur alles halb so
schlimm und es ging sogar relativ schnell. Aber es blieb unangenehm. Es
war mir z.B. auch immer etwas peinlich, die Rechnungen einzureichen.
Leider war dann aufgrund des nahenden Ende des...... schon zu Beginn der
Therapie die Zukunft ungewiss. Andererseits hatte ich aber eigentlich
von Anfang an eine zeitlich begrenzte Therapie gewollt, das am Anfang
auch mal gesagt, aber später leider nicht mehr. Ich wollte nicht mehr
jahrelang zum Therapeuten rennen. Ich wollte die Zeit effektiv nutzen,
um mir dann selber helfen zu können. Auch weil es mir ja meist so
wahnsinnig schlecht auch nicht geht. Es hat mich geärgert, als das Ganze
wieder so nach ‚Ende offen’ aussah, aber gesagt habe ich es nicht.
Wenn ich mir jetzt so die Feedbacks anschaue, waren eigentlich die
meisten Sitzungen positiv. Ich hatte meistens das Gefühl, etwas auf der
Spur zu sein, und auch Dr. Mück hat ein paar Mal gesagt, wir könnten vor
einem Durchbruch stehen. Aber der kam nie. Warum, weiß ich nicht. Ich
habe das Gefühl – das habe ich schon öfter gesagt – dass wir viele gute
Wege (z.B. Emotionale Kompetenz, Beziehungskompetenz, Umgang mit
automatischen Gedanken, Umgang mit inneren Stimmen, Umgang mit
Schwäche-Stärke-Scham, etc. etc.) entdeckt haben, aber bevor wir sie
soweit gegangen sind, dass ich in der Lage gewesen wäre, sie alleine
weiterzugehen, sind wir umgedreht und in eine andere Richtung
marschiert. Vielleicht waren auch die Abstände zwischen den Sitzungen zu
groß, so dass der Faden immer wieder gerissen ist. Auch blieb bei mir
meist ein gewisser innerer Widerstand oder Skepsis. Die letzte Sitzung
war etwas Besonderes, weil ich zum ersten Mal Tränen zeigen konnte.
Leider geht es mir seitdem nicht so gut. Ich fühle mich etwas leer und
traurig. Außerdem fühle ich mich unter Druck gesetzt – wohl mal wieder
von mir selbst. Die Bemerkung zur Psychoanalyse hat mich auch
mitgenommen und mich einerseits etwas erschreckt (‚ich wusste gar nicht,
dass es mir so schlecht geht’) und gleichzeitig Gedanken wie ‚wenn Du
das nicht machst, wird es dir nie besser gehen’ (das kennen wir ja
schon) ausgelöst.
Und
ich wünsche mir manchmal, ich hätte eine..... angenommen, dann hätte ich
dieses blöde Versicherungsproblem jetzt nicht.
Gerade habe ich mir noch mal meine Abschrift der ‚Zettel’ durchgelesen.
Da gab neben einigen von mir als ‚blöd’ empfundenen Bemerkungen viele
gute. (Ich übe mich gerade in der ‚sowohl-als-auch’-Haltung) – das gibt
mir Hoffnung. Denn nun muss ich ja sehen, wie es weitergeht.
Einerseits bin ich unzufrieden. Nach einem Jahr fühle ich mich mir
selbst immer noch ziemlich ausgeliefert. Der kleinste Anlass löst immer
noch eine Gedankenspirale aus, meine letzten beiden Beziehungsversuche
waren ein ziemliches Desaster (auch wenn sich der Sex verbessert hat)
und im Moment geht es mir auch mal wieder nicht so gut.
Andererseits war diese Therapie aber doch schon viel besser als die
beiden Versuche vorher, auch wenn ich noch nicht so viel Greifbares
habe. Das muss sich doch noch zu einem befriedigenden Ende bringen
lassen. Und immerhin fällt es mir jetzt viel leichter, die Feedbackbögen
auszufüllen und ich konnte Tränen zeigen und ich habe mit Theaterspielen
und wieder mit Sport angefangen.
Aber ich habe natürlich überhaupt keine Lust, mich mit diesem
Versicherungskram rum zu schlagen. Na ja, aber immerhin habe ich ja
jetzt schon mal diesen Erfahrungsbericht geschrieben, das ist wohl genug
Anstrengung für einen Tag. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, ob ich das
wohl ‚richtig’ gemacht habe oder vielleicht total ‚falsch’. Da antworte
ich direkt mal mit: Na und?
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