Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Erfahrungsbericht:
"Verhaltenstherapie bei Sozialphobie"


Bericht eines 24-jährigen Patienten über eine sechsmonatige Behandlung

Ich habe sehr lange zugewartet, etwa ein Jahr, bevor ich mich dazu entschloss, eine Therapie zu versuchen. Ich habe vorher sehr viele Bücher über Selbstsicherheit und Selbstfindung gelesen, jedoch hatte ich Schwierigkeiten, die guten Tipps in der Praxis umzusetzen, nämlich dann, wenn ich mal wieder die volle „Breitseite“ des Lebens zu spüren bekam.

Der Grund, weswegen ich eine Therapie wagen wollte, war, dass ich mir als Ziele vorgenommen hatte, generell selbstsicherer im Leben zu werden, meine Angst vor Konflikten mit Menschen abzubauen und positiver über mich selbst und das Leben zu denken.

Ich hatte, bevor ich zu Herrn Dr. Mück kam, schon einmal einen Versuch mit einer weiblichen Therapeutin und einem sog. „Coach“ gemacht, doch beide redeten nur mit mir über mein Problem, anstatt mir klipp und klar deutlich zu machen, dass man Selbstsicherheit nur durch Erfahrungen, die man selbst durchlebt hat, gewinnt. Mir ist dabei eigentlich auch selbst klar gewesen, dass nur durch theoretisches Sprechen über mein Problem, sich nichts daran verbessern würde, es sei denn, ich überwände meine Angst. In gewisser Weise hatte ich auch noch die naive Hoffnung, dass sich meine Lage von selbst bessern würde. So viel zu meiner Vorgeschichte.

In meiner ersten Sitzung bei Herrn Dr. Mück, hat er mir dann klar gemacht, dass man die Angst vor gewissen Situationen nur dadurch lindern kann, indem man sich den Angst machenden Situationen stellt.

So bekam ich gleich nach der ersten Sitzung eine Hausaufgabe: Ich sollte jeden Tag mindestens  dreimal fremde Menschen auf der Straße ansprechen und sie z.B. nach der Uhrzeit, dem Weg, nach Wechselgeld oder Sonstigem fragen. Das tat ich dann auch ziemlich konsequent über mehrere Wochen hinweg. Ich habe versucht, diese Übungen in meinen Alltag zu integrieren. So habe ich z.B. beim Repetitorium (Vorbereitungskurs für das erste juristische Staatsexamen) mich immer öfter zu Wort gemeldet, habe meine Kollegen gebeten, mir etwas vom Bäcker mitzubringen.

Habe in der Uni den grimmigen Pförtner um Wechselgeld gebeten, um Auskunft oder ob er mir bei einem Problem mit dem Kopierer helfen kann. Auch bin ich einmal - und das hat mir von diesen Übungen mit die größte Überwindung abverlangt - im Supermarkt an der Schlange vorbei bis ganz nach vorne gegangen und habe mit zwei Packungen Milch die Frau, die gleich drankam, gefragt, ob sie so nett sei mich vorzulassen, da ich schnell noch meine Bahn erwischen müsse. Ich hatte so wahnsinniges Herzklopfen, als ich den Supermarkt betrat. Und als ich dann mit den Packungen in der Hand in Richtung Kassen-Schlange zusteuerte, geriet ich schon ins Wanken, aber ich war fest entschlossen, die Übung durchzuziehen. Dann fragte ich die Frau höflich und sie sagte "In Ordnung". Vor mir war noch ein Mann, der aufgrund seines äußeren Erscheinungsbild ein Obdachloser zu sein schien und gerade seine Bier bezahlt hatte, der mir schon fast vorwurfsvoll entgegnete, „Warum hast du mich nicht auch gefragt? Ich hätte dich doch auch vorgelassen!“

Ehrlich gesagt habe ich diese Übung nur dieses eine Mal gemacht, weil sie mir doch enorm viel abverlangte. Insbesondere konnte ich mich den Vormittag davor kaum auf etwas anderes konzentrieren, weil ich angesichts der bevorstehenden Übung psychisch wie körperlich enorm angespannt war.

Auch „übte“ ich etwa, indem ich mir von Studienkollegen in der Uni, die mir fremd waren, darum bat, mir kurz einen Stift zu leihen oder indem ich sie bat, mir ihre Kopierkarte zu geben, weil ich vorgab, meine vergessen zu haben. Ich bekam die Kopien dann sogar meistens umsonst, obwohl ich es gar nicht darauf angelegt hatte.

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe dies Angst-Konfrontations-Therapie schon als sehr anstrengend empfunden, vor allem weil ich Angst vor diesen Überwindungsübungen hatte.

Ich stand ja mit Herrn Dr. Mück vom ersten Tag an, in ständigem Email Kontakt und musste ihm immer Bericht über meine Übungen erstatten.

Das Problem war für mich auch ein bisschen, dass die Therapie das war, was ich daraus machte. Ich selbst bestimmte, ob ich die Übungen mache, welche und wie viele Übungen ich täglich absolvierte.

Alle diese Übungen waren mal mehr und mal weniger mit Überwindung verbunden und das belastete mich auch schon, das kann ich nicht bestreiten. Vor allem kam ich mir manchmal trotz des täglichen Email-Kontakts mit dem Therapeuten sehr alleine vor, weil man die Überwindungssituation immer alleine durchmachen muss.

Aber ich glaube den Schlüssel, wie man seine zwischenmenschliche Selbstsicherheit verbessern kann, dadurch gefunden zu haben. Entscheidend ist die Denkweise, die man den Tag legt:

Früher habe ich viele Situationen gemieden, bei denen es zu Konflikten kommen könnte oder wo andere auf einen aufmerksam werden. Und warum? Weil ich mich in diesen Situationen unsicher und deswegen unwohl fühlte und weil ich dachte, die anderen sehen und spüren meine Verunsicherung.

Bei diesen zwischenmenschlichen Übungen war ich auch unsicher und fühlte mich unwohl, aber ich machte sie trotzdem. Das ist auch das Geheimnis: Man muss trotz der inneren Unsicherheit sich diesen Situationen stellen. Denn mit der Zeit und mehr Erfahrungen lernt auch der Körper hinzu und die körperlichen Unsicherheitssymptome, wie z.B. Zittern lassen nach.

Auch war Teil der Übungen, Konflikte mit meinem damaligen Mitbewohner auszutragen. Das ist ja auch etwas, was man für das Zusammenleben in einer WG bewältigen muss. Deshalb integrierte ich die Übungen auch in meinen Alltag. Aber mir hat das immer so viel Überwindung abverlangt, meinem Mitbewohner zu sagen,, wenn mir etwas an seinem Verhalten nicht passte, da ich ein sehr harmoniebedürftiger Mensch bin und mich ungern streite.

So sagte ich ihm z.B., dass es mir nicht passte, dass er einfach in mein Zimmer ging und sich Sachen von mir „auslieh“, ohne mich zu fragen oder wenigstens im Nachhinein Bescheid zu sagen.

Oder ich besprach mit ihm, wer was mitnehmen würde von den Sachen, die wir gemeinsam für die Wohnung gekauft hatten. Dabei traute ich mich, auch mutige Forderungen zu stellen und zu verhandeln.

Was das Schlimme für mich war: Vor diesen Gesprächen mit meinem Mitbewohner war ich immer so enorm angespannt, denn die bevorstehende Situation belastete mich immer so sehr, dass ich die Momente davor gar nicht so richtig genießen konnte.

Eines meiner großen Ziele war es auch, einen Studentenjob anzunehmen. Das hatte ich bisher auch immer vermieden, da ich große Versagensängste hatte.

Ich hatte schon vor der Therapie einmal überwunden und einen Probetag in einem Call-Center gemacht, wo Zeitschriften am Telefon verkauft werden sollten. Ich habe mich dabei so unwohl und unsicher gefühlt, dass ich nach einer Stunde aufgab.

Ich näherte mich dem Ziel "Studentenjob" mit einem kleinen Schritt: Ich begann damit, Flyer für Partys vor der Uni-Mensa zu verteilen. Ich hatte auch davor eine gewisse Überwindungsschwelle. Aber ich tat es dann einfach. Ich drückte den Leuten Flyer in die Hand sagte dazu „Party am Samstag“ oder „Möchtest du eine Freikarte für eine Party?“ oder „Du willst doch bestimmt einen Flyer oder“ (mit ironischem Unterton). Das machte ich insgesamt viermal als Einstieg.

Danach ließ ich mich doch noch mal von Herrn Dr. Mück dazu überreden, einen Call-Center-Job bei einer großen Versicherungsgesellschaft anzunehmen. Ich hatte anfänglich große Bedenken aufgrund meiner schlechten Vorerfahrung im anderen Call-Center. Aber da ich mir nicht vorwerfen wollte, nichts für die Therapie gemacht zu haben, stellte ich mich der Herausforderung.

Wir wurden zunächst einmal eine Woche geschult, bevor wir auf die Menschheit losgelassen wurden, um Sicherheit zu bekommen.

Aber vor dem ersten Arbeitstag hatte ich trotzdem ein wenig Panik. Ich muss sagen, dass ich die ersten Stunden bzw. die ersten Wochen nicht gerade der Sicherste im Kundengespräch war. Ich hatte auch anfangs starke körperliche Symptome, wie starkes Herzklopfen, Zittern, war unsicher, wenn manch ein Kunde harsch mir gegenüber war. Aber das wurde von Tag zu Tag – ich arbeitete dort 3 Tage die Woche – immer besser. Ich arbeitete schließlich 2 Monate im Call-Center bis ich von mir aus kündigte.

Am Ende hatte ich das Gefühl: Ja du kannst einen Job annehmen, kannst arbeiten und dir dein eigenes Geld verdienen, du kannst eine Situation meistern, bei der du vorher gedacht hast „das schaffe ich nie!“

Meine Therapie war recht kurz: Sie ging von Mitte März bis Mitte September also ca. 6 Monate, denn ich zog ich von Köln weg, ich hatte auch ein wenig das Gefühl, ich hätte noch länger in Therapie bleiben und ein paar weitere Schritte wagen können.

Aber diese kurze intensive Zeit hat mir doch einen wichtigen Schlüssel an die Hand gegeben für meine weitere Zukunft, der da lautet, „Tu es, auch wenn du dich dabei unsicher fühlst! Mit der Zeit wirst du immer sicherer werden!“