Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

E-Mail: kontakt@dr-mueck.de (Keine Beratungen per Telefon oder E-Mail!) - Gerne können Sie diese Seite verlinken!

 

Web www.dr-mueck.de

Home
Nach oben
Impressum/Vorwort
Stichwortverzeichnis
Neues auf dieser Website
Angst / Phobie
Depression + Trauer
Scham / Sozialphobie
Essstörungen
Stress + Entspannung
Beziehung / Partnerschaft
Kommunikationshilfen
Emotionskompetenz
Selbstregulation
Sucht / Abhängigkeit
Fähigkeiten / Stärken
Denkhilfen
Gesundheitskompetenzen
Selbsthilfe+Gesundheitstipps
Krisenintervention
Therapeuten-Suche
Über die Praxis Dr. Mück
Konzept+Methoden
Erfahrungsberichte
Lexikon/Häufige Fragen
Innovationen / Praxisforschung
Wissenschaftsinformationen
Gesundheitspolitik
Infos auf Russisch
English Version
 

 


Jüngere Patientin mit Dysthymie


Einen Abschlussbericht zu schreiben klang wesentlich einfacher als es dann in die Tat umzusetzen war. Soll ich meine einzelnen „Probleme“ auflisten oder ganz kurz und pauschal sagen, wie ich die Therapie erlebt habe? Ich mache mir also schon wieder viel zu viele Gedanken, ob und welche Anforderungen es wohl an diesen Bericht gibt. Also habe ich beschlossen, dass es von außen gar keine gibt und nur ich hier meinen Vorstellungen vom Abschlußbericht freien Lauf lassen kann.

Gesamthaft möchte ich sagen, die Therapie zu machen – es waren insgesamt 2 Jahre, im mehr oder weniger 14tägigen Rhythmus – war eine sehr gute Entscheidung. Und sehr viel Arbeit! Denn nicht die Erstellung der (sehr hilfreichen!) Feedbacks, Berichte und das Ausfüllen von Arbeitsblättern war das wirklich Aufwändige, sondern die Arbeit an mir selber. Das permanente Selbst-Ermahnen, aus meinen alten Verhaltensmustern auszusteigen, über meinen eigenen Schatten zu springen, mich zu öffnen, etc. – eben mich in vielerlei Hinsicht zu ändern, um die Therapie erfolgreich wirken lassen zu können.

Ich hätte nicht gedacht, dass soviel Kraft und Ausdauer, im Grunde auch Disziplin notwendig sein würden, wenn ich eine Therapie mache. Nun weiß ich’s…und ich bin wirklich froh und auch stolz, dass ich es geschafft habe und diese so genannte Änderungskompetenz besitze und anwenden konnte.

Ich möchte aber auch Herrn Dr. Mück loben – denn er hat sich sehr gut auf mich eingestellt hat und mit viel Ironie und Humor die Sitzungen mit mir gestaltet, was für mich genau die richtige Art und Weise war. Ein Glücksgriff! (…ein doppelter, wenn ich bedenke, was mir Freunde über ihre Therapeuten und „Erfolge“ berichten…)

Meine Hauptprobleme (andauernde Selbstmordgedanken & tagelang anhaltendes, unbestimmtes Tief-Traurigkeitsgefühl) habe ich zum Glück bereits recht gut in der ersten Hälfte der Therapie bewältigen können und daher bereits in meinem Zwischenbericht behandelt. Allerdings musste ich zu meinem Erschrecken feststellen, dass es eine Menge „kleinerer“ Probleme gibt und gab, die sich nicht minder schwerwiegend auf mein Leben auswirken – sie waren einfach nur lange Zeit überlagert worden.

Eine meiner ganz großen Schwierigkeiten war und ist die, dass ich von mir auf andere schließe – ein großer Fehler, denn jeder Mensch ist, denkt, fühlt und handelt anders. Ich muss mir dies nach wie vor immer wieder sagen. Dies ist wirklich unglaublich hilfreich, um  entspannter mit anderen Menschen umgehen zu können, da sich bei mir sonst schnell Genervtheit einstellte. Seitdem fällt mir v.a. auf wie wenig die meisten Menschen hiernach leben – selbst die (selbsternannten) toleranten Menschen, die Rücksichts- und Verständnisvollen sind es nicht wirklich, obwohl sie es meinen, weil sie den anderen einfach nicht sein lassen, wie er/sie ist.

Hiermit einher geht auch meine Bewertung / Gewichtung von Menschen, Dingen, Fähigkeiten. Allen voran bezüglich mir selbst: Ich bewerte leider noch immer mein Tun und Handeln. Als ich ein Bild malte zum Thema „Wege aus der Depression“ habe ich erstmal nichts Besseres zu tun gehabt, als mich für meine nicht vorhandenen Maltalente zu entschuldigen. Es fällt mir so schwer zu akzeptieren, dass es keine Anforderungen an meine Malkünste gibt, sondern lediglich darum, etwas bildhaft auszudrücken. Immerhin fällt es mir mittlerweile auf, so dass ich stark davon ausgehe, dass diese Eigenschaft schwinden wird.

Wenn ich zum Beispiel aufgefordert werde, etwas vorzutragen, singen, spielen oder eben auch  ein Bild zu malen, wäge ich sofort innerlich ab, ob ich das meine zu können, ob ich es will, warum nicht, wenn nicht, etc… Das so genannte „Parlament innerer Stimmen“ ist bei mir stark ausgeprägt. Ich erkläre und diskutiere dann „  ewig“ herum, anstatt es einfach hinter mich zu bringen. Besonders ärgerlich daran ist, dass ich, wenn jemand lange genug „bohrt“, ich es dann doch mache und feststelle, dass es weder weh tat noch irgendwie anders schlimm war. Insofern habe ich Querflöte vorgespielt, ein Bild gemalt und zum Abschluss der Therapie gesungen. Ich habe mich jedes Mal ein bisschen unwohl gefühlt, aber das war’s dann auch und sicherlich ist es so, dass mit sich einstellender Gewohnheit, etwas vorzutragen, auch dieses Gefühl verschwunden würde. Nur laut schreien, das wollte ich dann doch nicht…

Auch habe/hatte ich so meine Probleme mit Komplimenten. Anderen Menschen Komplimente zu machen ist überhaupt kein Problem für mich, aber dass jemandem an mir etwas gefällt, konnte ich immer nur schwer glauben. Ich habe mich nie für besonders hübsch, begabt, intelligent, etc. gehalten und hatte daher immer ein Problem damit, wenn mich jemand lobte. Wahrscheinlich weil ich dies von zu Hause nicht kannte, dort wurde eigentlich alles als gegeben vorausgesetzt: gut in der Schule, begabt beim Klavier spielen, hübsch anzuschauen, etc. Dadurch war mein Selbstwertgefühl / Selbstbewusstsein auch nicht besonders stark ausgeprägt. Dies ist definitiv besser geworden durch die Therapie! Ich kann nun an 70-80% aller Tage in den Spiegel gucken und (tagesformabhängig) sagen „ja, ich mag mich so“, während es vor zwei Jahren nur 20% aller Tage waren. Ich kann im Bikini über den Strand laufen und es ist mir ziemlich egal, wie andere das finden, während ich mich vorher immer am liebsten versteckt hätte. Selbstkomplimente sind hier ein Hilfsmittel, aber ich mag mich irgendwie nicht selbst loben. Es sei denn in einem Metagespräch – das ist wirklich total klasse! Man betrachtet sich von außen selber. Also haben Dr. Mück und ich uns über mich als eine dritte Person unterhalten. Ich muss zugeben, dass ich mich da zum ersten Mal wirklich objektiv betrachtet habe und zugeben musste, dass ich gar nicht so schlecht bin, wie ich mich selber fand. Das ist eine so tolle Möglichkeit, sich selber zu zeigen, was man kann, wie man ist usw., dass ich nur jedem raten kann, dies einmal mit zu machen!

Emotionen – dieses Thema hat mich durch die ganze Therapie begleitet. Im Grunde habe ich zu Anfang der Therapie nicht viele Ausprägungen von Emotionen fühlen können. Im Grunde war ich ausschließlich ärgerlich und/oder traurig. Darüber hinaus war ich bei negativen Ereignissen immer erst einmal ärgerlich, bis sich das eigentliche Gefühl eingestellt hat. („Sekundäremotion“). Ich war allerdings überzeugt, dass alle anderen Gefühle nur „verschütt gegangen“ sind und nicht wirklich weg waren. Ich hatte eine wirklich glückliche und zufriedene Kindheit, in der ich sehr viele Arten von Emotionen direkt gefühlt habe, nur sind diese über die Jahre verkümmert. Insofern bin ich wirklich stolz, dass ich nun wieder in der Lage bin, Emotionen direkt zu spüren und zu benennen.

Ein Nachteil daran ist, dass ich nicht mehr so gut Verdrängen kann. Früher habe ich Probleme einfach wegverdrängt, jetzt sind die Gefühle so stark, dass das nicht mehr geht. Das ist nicht immer so praktisch, aber im Grunde doch wesentlich besser und gesünder für mich und mein Umfeld!

Ich habe es sogar geschafft, meiner Schwester mal richtig die Meinung zu sagen. Das erfolgte zwar für meinen Geschmack etwas  zu impulsiv und die Wortwahl war nicht wirklich lupenrein, aber immerhin hat es nachhaltig gewirkt, da sie ihr Verhalten nun geändert hat. (Wir haben immer schon ein sehr gutes Verhältnis, aber sie ist sehr dominant…wie ich mir erst in der Therapie wirklich eingestehen konnte.) Auch meinen Eltern gegenüber bin ich offener geworden und versuche wirklich mehr Verständnis z.B. für die Art meines Vaters (Lehrer…) aufzubringen und ihn und sein Tun nicht so sehr zu bewerten, denn er ist nun mal so ist, wie er ist… J        

Schuldgefühle lasse ich mir von ihnen auch nicht mehr einreden und ich muss sagen, seitdem ich dagegen etwas immuner geworden bin, unterlassen sie auch diese einschlägigen Phrasen, mit denen sie es sonst geschafft haben!

Was ich durch die Therapie verstärkt beobachtet habe, ist, dass ich genauso bin wie meine Mutter und unglaublich viele Verhaltensweisen und Sprachmuster von ihr übernommen habe, während meine Schwester eher meinem Vater ähnelt.

Ich arbeite nach wie vor an meiner Sprache, in der viel zu viele „aber“, „man“, „soll“, „muss“, etc. vorkommen und v.a. vorkamen. Immerhin bemerke ich jedes dieser Wörter nun und stelle sie umgehend richtig, falls ich sie schon ausgesprochen habe.

Abschließend möchte ich auf den Dauerbrenner der zweiten Therapiehälfte zu sprechen kommen: die Masterclass. Schweigend sitzen wir da und harren der Dinge, die da kommen. Und genau das ist mein Problem. Ich sitze dann da und überlege, was nun kommen soll. Gefühle, Erinnerungen, gar nichts?! Anfänglich habe ich mich sogar sehr unwohl gefühlt und bis zum Schluss habe ich mich unter Druck gesetzt, dass nun doch endlich etwas in mir aufkommen muss. Kam aber nicht. Ich mochte diese Übung nicht, wir haben sie in jeder Stunde wiederholt und ich war tatsächlich nicht in der Lage mich nicht unter Erwartungs- und Erfolgsdruck zu setzen, zwar wurde dieser von Stunde zu Stunde geringer, aber wirklich entspannt dasitzen habe ich leider bis zuletzt nicht geschafft.

Die Therapie hat mir sehr viel gebracht. Meine Selbstmordgedanken/Affinität zu Brückenpfeilern plagten mich bereits nach der ersten Therapiehälfte fast gar nicht mehr. Jetzt fallen sie mir nur noch ein als etwas Vergangenes. Natürlich bin ich niemand, der „juhu, ein neuer Tag“ ruft, wenn er aufsteht, aber der neue Tag stört mich nicht mehr, oftmals kann ich mich sogar darauf freuen, wenn etwas Schönes anliegt. Insgesamt finde ich mich offener, zufriedener, ausgeglichener und fröhlicher – und jetzt nicht nur nach außen, (weil so wirkte ich immer schon) sondern wirklich in mir drin.

Dadurch hat sich auch meine Einstellung zu Kindern geändert. Ich finde es nicht mehr unverantwortlich, Kinder zu bekommen, sie tun mir auch nicht mehr leid, wenn ich sie sehe. Allerdings ist meine Einstellung zu Kindern sicherlich nach wie vor etwas rationaler als bei anderen Menschen, da ich Kinder um ihretwillen aufziehen möchte und nicht um meinetwillen, was die Adoption noch immer zu meinem Favoriten macht.