Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Mögliche Probleme bei der Anwendung von Sport und Bewegung bei Menschen mit Angststörungen und Depressionen


Die große Herausforderung besteht darin, angstkranke und depressive Menschen zu vermehrter Bewegung zu motivieren. Dies fällt leichter, wenn die Betreffenden bereits auf positive Bewegungserfahrungen in ihrem Leben zurückblicken können und gleichsam nur an die schon vorhandene Ressource erinnert werden müssen (Stichwort: Schwimmen verlernt man nicht). Ihnen hilft oft schon, wenn man ihnen aufzeigt, wie sich ein Mehr an Bewegung in ihrem Alltag wieder sinnvoll einbauen lässt und wie dies ggf. organisatorisch zu bewältigen ist. Dabei sollte man möglichst an die frühere Sportart anknüpfen und – wenn dies nicht möglich ist – eine vergleichbare empfehlen.

Schwieriger fällt eine solche „Motivierung“ bei weitgehend sportunerfahrenen Personen, die sich oft ein stabiles Argumentationssystem zugelegt haben, mit dem sie ihren Bewegungsmangel begründen („Mir fehlt dazu die Veranlagung oder Lust“). Solchen Menschen kann man zumindest verdeutlichen, dass „Gene kein Schicksal“ sind und dass nach dem heutigen wissenschaftlichen Stand („Epigenetik“) schlummernde Gene sich meist lebenslang aktivieren lassen. Beispiel: Durch Training lässt sich nicht nur die „Figur“, sondern auch die Zusammensetzung der Muskulatur verändern. Ähnlich wie bei Rauchern kann sich sog. Motivational Interviewing eignen, den Betreffenden zu neuen Einstellungen zu verhelfen. Dafür ist es wichtig herauszufinden, ob die Sport ablehnende Person zu 100 Prozent gegen Sport eingestellt ist oder diesem zumindest schon einige wenige positive Aspekte abgewinnen kann. Im Weiteren gilt es dann, durch hilfreiche Zusatzfragen die entsprechende innere Stimme so weit zu stärken, dass sie der bislang ablehnenden Stimme irgendwann überlegen ist.

Ansonsten ist es wichtig, durch das eigene Vorbild zu überzeugen, Sport als wichtiges Teilelement eines Gesamtbehandlungsplanes darzustellen (kein „Vielleicht probieren Sie es auch einmal mit Sport“), Motivationshilfen anzubieten (Beispiele anderer Patienten, Audio-CDs, Schrittzähler) und – wie die Erfahrung mit wissenschaftlichen Studien zeigt – immer wieder konsequent neue Erfahrungen mit dem Sporttreiben zu erfragen und positiv zu kommentieren („Was man beachtet, das wächst“). Menschen, die in ihrem Leben kaum Sport getrieben haben, sollten vorsichtig an die Hand genommen und gegebenenfalls persönlich zum ersten Termin begleitet werden (falls nicht sogar gemeinsames Sporttreiben möglich ist). Zumindest sollten ihnen Wege genau aufgezeigt werden, wie sie sich sportlichem Handeln nähern können (z.B. Adressen vermitteln, etwa zu Lauftreffs, oder persönlich für die Betreffenden in Vereinen oder Fitnessstudios einen Termin vereinbaren). Erfahrungsgemäß kann ein (konsequent geführtes!) „Trainingstagebuch“ Motivation und Disziplin fördern.

Depressive Menschen werden fast standardmäßig erwidern, dass sie schon gerne mit dem Sporttreiben beginnen würden, allerdings würden sie noch so lange warten, bis es ihnen dafür ausreichend besser geht. Hier gilt es so lange zu erläutern, dass es auf den umgekehrten Zusammenhang ankommt („Sport soll gerade dazu beitragen, dass es Ihnen wieder besser geht“), bis der Betreffende die Zusammenhänge verstanden hat. Jedem Patienten sollte das Versprechen abgenommen werden, wenigstens dreimal testweise zu trainieren, bevor er sich ein abschließendes Urteil gestattet.

Da ein großer Teil der von Depressionen und Angststörungen betroffenen Menschen eher wenig fit ist, ist unbedingt darauf zu achten, dass die Trainingsbelastung langsam und angemessen gesteigert wird. Am besten sollte ein individueller Trainingsplan aufgestellt werden, sofern der Betreffende nicht in einer fachlich angeleiteten Gruppe trainiert, wo der Trainer darauf achtet. Anderenfalls drohen Überforderungen und Verletzungen (z.B. Ermüdungsbrüche ungeübter Knochen, Muskel- und Gelenkverletzungen!). Eine sportmedizinische Untersuchung vor Trainingsbeginn ist auch bei jüngeren Patienten mit Angststörungen oder Depression angezeigt, da sich diese aufgrund ihrer psychischen Problematik tendenziell eher wenig bewegen und daher mitunter weniger belastbar sind als Personen gleichen Alters. Kommt es trotz aller Vorsicht zu Verletzungen, ist gemeinsam mit dem Betroffenen zu überlegen, ob während der Rekonvaleszenz nicht andere Formen von Bewegung genutzt werden können (z.B. Krafttraining mit Aussparung des verletzten Körperteils).    Weiter