Wer in gesundem Umfang Sport treibt, braucht weder Angst noch Depression
zu befürchten. Bewegung ist ein im Vergleich zu Medikamenten erfreulich
„nebenwirkungsfreies“ Heilmittel, wenn sie in vernünftigem Umfang
betrieben wird. Wer sein Training übertreibt, muss allerdings mit einem
„Übertrainingszustand“ rechnen, dessen Symptome denen der Depression
ähneln können (wie Konzentrations- und Schlafstörungen, Müdigkeit,
depressive Verstimmungen, Schmerzen, Appetit- und Gewichtsverlust,
Unlust). In einem solchen Fall ist eine Trainingsreduktion bzw.
-anpassung das Vorgehen der Wahl.
Wenn Sportler
Angststörungen oder Depressionen entwickeln (evtl. sich sogar das Leben
nehmen), hat dies so gut wie immer Ursachen, die mit dem Sporttreiben
selbst nichts zu tun haben. Ausnahmen sind Unfälle, die sich beim
Ausüben der Sportart ereignen und Ängste oder eine Depression zur Folge
haben (entweder weil der Unfall traumatisch war oder weil er zur Folge
hatte, dass über längere Zeit kein Sport mehr getrieben werden konnte).
Im Übrigen zeigen Fälle, in denen Sportler Ängste und Depressionen
entwickeln, dass Sport allein keinen ausreichend sicheren Schutz vor
diesen Problemen bietet.
Wer immer intensiv
Sport getrieben hat oder für wen Sport sogar der wichtigste Lebensinhalt
war (etwa im Falle von Leistungssport), für den kann der Wegfall des
Sporttreibens durchaus Angst auslösend oder depressionsfördernd sein. In
der Regel handelt es sich in solchen Fällen nicht um „Entzugssymptome“
einer „abhängig machenden Sportart“. Meist liegen bei den Betroffenen
psychosoziale Probleme vor, die sich mit Hilfe des Sports bislang
kompensieren ließen und die (wieder) aufflammen, sobald das
Kompensationsmittel wegfällt. So mag für den einen oder anderen
Spitzensportler gelten, dass er durch sportlichen Erfolg ein schwaches
Selbstwertgefühl und soziale Ängste erfolgreich kompensiert und so eine
Depression verhindert. Solange es sich um eine bloße „Kompensation“ und
nicht um eine dauerhafte Bewältigung der genannten Probleme handelt,
bleibt der Betreffende von einem Wiederaufflammen seiner seelischen
Probleme bedroht, falls das Kompensationsmittel nicht mehr zur Verfügung
steht oder seine Wirkung verliert.
Sport sollte auf keinen
Fall dadurch in Verruf geraten, dass manche Menschen ihn „missbrauchen“,
etwa um auf diese Weise das Körpergewicht zu reduzieren (Beispiel:
Magersucht).
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