Depressionen gelten
mittlerweile als Volkskrankheit, deren Bedeutung (leider) weiter zunimmt
und die künftig weltweit nach den Herzkrankheiten am häufigsten für
Leidenstage verantwortlich zeichnen wird. Im Laufe eines Jahres sind
davon ca. 10,9 Prozent der Bevölkerung betroffen (doppelt so viele
Frauen wie Männer). Ähnlich wie bei den Angststörungen werden auch
Depressionen noch immer zu selten als solche erkannt, weil die
Einzelsymptome bevorzugt organischen Erkrankungen zugeordnet werden. Man
unterscheidet die „depressive Episode“ (bei der ein Minimum an Symptomen
für die Dauer von mindestens zwei Wochen vorliegen muss) von der
Dysthymie. Bei letzterer sind die Symptome nicht stark genug, um die
Diagnose einer „depressiven Episode“ zu rechtfertigen. Dafür dauert
diese „depressive Verfassung“ mindestens zwei Jahre an und wechseln
Phasen stärkerer Beeinträchtigung mit Phasen geringerer Beeinträchtigung
ab. Sehr oft liegen beide Varianten depressiver Störungen gleichzeitig
vor, so dass man dann von einer „double depression“ spricht. Auf weitere
Varianten depressiver Störungen wird hier nicht weiter eingegangen (wie
insbesondere die bipolaren Störung oder die „depressive Episode mit
psychotischen Symptomen“).
Depressive Episoden können organischen
Erkrankungen vorausgehen oder ihnen folgen, was in der Regel dazu führt,
dass die betreffende organische Erkrankung schwerer verläuft. Während
man bei erstmaligen depressiven Episoden oft noch „Auslöser“ erkennen
kann, ist dies bei wiederkehrenden neuen Phasen immer schwieriger
nachzuvollziehen (die Erkrankung scheint „gebahnt“ bzw. die betreffende
Person „sensibilisiert“ zu sein). Wenn die Depression einen erkennbaren
Auslöser hat, macht es Sinn, die Behandlung ursächlich am Auslöser
anzusetzen und nicht nur die Depression zu „bekämpfen“. Bei
wiederkehrenden Depressionen ist deren möglicher Sinn dagegen oft kaum
noch zu erkennen. Der tatsächliche Effekt von Behandlungsmaßnahmen ist
bei Depressionen deswegen schwer zu beurteilen, da es vor allem
anfänglich zu einer hohen Rate von Spontanerholungen kommt. So haben
sich schon nach einem Vierteljahr über 50 Prozent der Betroffenen wieder
erholt (allerdings kann dies bereits ein sehr belastendes Vierteljahr
gewesen sein!).
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