Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Angststörungen und Depression als wissenschaftliche Konstrukte


Angststörungen und Depressionen liegt kein eindeutiger, weil greifbarer Sachverhalt zugrunde (wie es etwa der Fall ist bei einer Hautwarze, einem Gliedmaßenverlust, einer sichtbaren Schwellung oder einer Erblindung). Unsere heute verbindlichen Definitionen für beide Krankheitsphänomene sind noch vergleichsweise jung. Sie stützen sich auf die beiden weltweit wichtigsten Klassifikationssysteme: ICD 9 (1976, heute ICD 10) und DSM III (1980, heute DSM IV). Sie haben andere Begriffe abgelöst, die in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts noch im Gebrauch waren (z.B. „endogene Depression“ oder „reaktive Depression“). Zu einem kritischen Umgang mit beiden Konstrukten ermahnen auch interkulturelle Vergleiche, die zeigen, dass man z.B. in Japan mit dem, was wir als Depression bezeichnen, bis vor nicht allzu langer Zeit weitaus wertschätzender umging („Charakter stärkende Erfahrung“), als es bei uns der Fall ist („auszurottende Sinnlosigkeit“). Angststörungen und Depressionen beinhalten jeweils eine durchaus beliebig anmutende Sammlung bzw. Zusammenfassung („Cluster“) unterschiedlicher Symptome, von denen sie relativ viele gemeinsam haben (wie Konzentrationsstörungen, Schwierigkeiten sich zu entspannen, Unruhe, Schlafstörungen, Verspannungen, sozialer Rückzug). Mitunter kann daher die Zuordnung schwer fallen (wobei die endgültige Diagnosewahl immer auch stark durch Wissen und Interessen des Diagnostizierenden beeinflusst ist) oder zu einer Doppeldiagnose führen. Besonders deutlich ist der Konstruktcharakter im Fall der „depressiven Episode“, bei der sich die genaue Diagnose durch ein Addieren von Symptomen ergibt.


So ist z.B. für eine „leichte depressive Episode“ eines von drei vorgegebenen Hauptsymptomen und zusätzlich mindestens zwei von sieben vorgegebenen Zusatzsymptomen erforderlich. Im englischsprachigen Sprachraum ist nicht die Rede von „depressiver Episode“, sondern von „Major Depression“, deren Kriterien in einem eigenen Diagnostikmanual aufgeführt sind (heute DSM IV, DSM V ist in Vorbereitung). Die Major Depression ist etwas anders „konstruiert“ als die „depressive Episode“ und kennt auch andere Unterformen. Internationale Studien zur Depression sind daher nicht immer vergleichbar! Nicht nur für den Laien wird die Situation nicht zuletzt oft dadurch unübersichtlich, als mitunter fast synonym für Depression oder Angststörungen auch die Begriffe „Burnout“ oder „Stressbelastung“ verwendet werden. Letztere sind jedoch keine offiziell anerkannten Diagnosen. Das Burnout-Syndrom lässt sich allerdings in medizinische Dokumentationen als Z-Kriterium (Z73.0) aufnehmen (Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen).
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