Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Warum es bei Krankheit auch auf den "Kontext" ankommt ("Sekundärer Krankheitsgewinn")


Eine dem Buch "Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin" von D. Revenstorf u. B. Peter entnommene Falldarstellung:

Kälteflecken

Eine 35-jährige Frau kam wegen organisch nicht begründbarer Kälteflecken an Beinen und Unterleib zur Hypnose-Behandlung. Sie erschien sehr gut trancefähig, unterbrach aber die Hypnose abrupt, als ihr suggeriert wurde, die Flecken auf dem Oberschenkel seien verschiebbar. Zur nächsten Sitzung brachte sie eine Höhenphobie mit und nach deren unmittelbarer Behandlung durch Reizexposition brachte sie eine Todesphobie vor. Es wurde klar, dass das ursprüngliche Symptom mit einem erheblichen Krankheitsgewinn verbunden sein musste. Nach dem Kontext befragt, erklärte die Metzgertochter, ihr Mann, ein Hochschulprofessor, würde selbst in ihrem Bügelzimmer seine Akten ausbreiten. Auf die Kälteflecken reagierte er sehr fürsorglich. Da werde der Theaterbesuch abgesagt und er würde sie heiß duschen und ins Bett bringen, um ihr vorzulesen. Das Symptom war offenbar für die Frau eine der wenigen Möglichkeiten, soziale Kontrolle auszuüben. In einer Paarsitzung reagierte der Mann dann entsprechend schroff auf den Vorschlag eines Konfliktgespräches, in dem die Bedürfnisse der Frau zur Sprache kommen sollten, mit dem Satz: „Wenn Sie an unserer Ehe rütteln wollen, gehe ich sofort.“