Eine dem Buch "Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin" von
D. Revenstorf u. B. Peter entnommene Falldarstellung:
Kälteflecken
Eine
35-jährige Frau kam wegen organisch nicht begründbarer Kälteflecken an
Beinen und Unterleib zur Hypnose-Behandlung. Sie erschien sehr gut trancefähig,
unterbrach aber die Hypnose abrupt, als ihr suggeriert wurde, die Flecken
auf dem Oberschenkel seien verschiebbar. Zur nächsten Sitzung brachte sie
eine Höhenphobie mit und nach deren unmittelbarer Behandlung durch
Reizexposition brachte sie eine Todesphobie vor. Es wurde klar, dass das
ursprüngliche Symptom mit einem erheblichen Krankheitsgewinn verbunden
sein musste. Nach dem Kontext befragt, erklärte die Metzgertochter, ihr
Mann, ein Hochschulprofessor, würde selbst in ihrem Bügelzimmer seine
Akten ausbreiten. Auf die Kälteflecken reagierte er sehr fürsorglich. Da
werde der Theaterbesuch abgesagt und er würde sie heiß duschen und ins
Bett bringen, um ihr vorzulesen. Das Symptom war offenbar für die Frau
eine der wenigen Möglichkeiten, soziale Kontrolle auszuüben. In einer
Paarsitzung reagierte der Mann dann entsprechend schroff auf den Vorschlag
eines Konfliktgespräches, in dem die Bedürfnisse der Frau zur Sprache
kommen sollten, mit dem Satz: „Wenn Sie an unserer Ehe rütteln wollen,
gehe ich sofort.“ |