Eine dem Buch "Positive
Psychotherapie" von N. Peseschkian entnommene Kurzgeschichte:
Ein
Faghih, ein Lehrer in früheren Tagen, las bei einer
Unterrichtsvorbereitung in einem klugen Buch, das sieben Weise geschrieben
hatten, den Satz: “Kleiner Kopf und langer Bart sind ein untrügliches
Zeichen für Dummheit.“ Voll Interesse nahm er einen Spiegel und
betrachtete sich lange Zeit: „ Ich habe einen langen weißen Bart“
sprach er vor sich hin. Angestrengt starrte er weiter in den Spiegel:
„Gott bewahre mich, mein Kopf ist auch nicht gerade groß. Wenn ich das
Wort der Weisen morgen vor meinen Schülern lese, wie stehe ich dann vor
ihnen da?“ Das unglückliche Zusammentreffen der Merkmale der Dummheit
in seiner Person ließ ihn so schnell handeln wie denken: „ Von kurzem
Bart und kleinem Kopf als Zeichen von Dummheit steht nichts in dem
Buch.“ Keine Schere war zur Hand, kein scharfes Messer, um den Bart zu kürzen.
So griff der Faghih in seinem Eifer nach einem Leuchter, um die verräterische
Länge des Bartes zu stutzen. Wie eine Stichflamme fuhr das Feuer an
seinem Bart hoch. Bevor er die Flamme löschen konnte, war sein Bart
versengt, die Haut seines Gesichtes vom Feuer verbrannt und schwarz vor Ruß.
Da er sich ohne Bart und mit Brandwunden vor anderen Menschen - erst recht
vor seinen Schülern - nicht zeigen konnte, hatte er genügend Zeit zum
Nachdenken. Neben den verhängnisvollen Satz „Kleiner Kopf und langer
Bart sind ein untrügliches Zeichen für Dummheit“ schrieb er in
gestochenen Schriftzeichen: „Diese Behauptung hat sich in der Praxis als
wahr erwiesen.“ (persische Geschichte).
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