Eine dem Buch "Lehrbuch der
Logotherapie" von Elisabeth Lukas entnommene Kurzgeschichte:
Zwei Mönche überqueren auf ihrer Wanderung
einen Fluss. Am Ufer wartet eine schöne Jungfrau. Auch sie will ans andere
Ufer, aber wagt es nicht, ins Wasser zu gehen. Kurz entschlossen nimmt der
eine Mönch sie auf seine Schulter und trägt sie hinüber. Der andere ist
wütend, sagt aber nichts. Ständig bohrt in ihm die Frage: "Wie konnte er
das tun - als Mönch - eine Frau anzurühren? Und gar tragen? Kennt er nicht
die Mönchsgebote?" Tagelang bewegt er seinen Zorn im Herzen. Am Grunde des
Zorns aber ist rasender Neid.
Schließlich erreichen die beiden ihr Ziel -
das Kloster ihres Meisters. Der eifersüchtige Mönch kann es kaum erwarten,
dem meister zu berichten, dass der andere eine junge Frau über den Fluss
getragen hat. Der Meister antwortet: "Er hat sie am anderen Ufer
abgesetzt, du aber trägst sie noch immer."
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