Her
Die Suche nach „der“ Problemursache
hat wenig Aussicht auf Erfolg, da es selten nur eine einzige Ursache gibt.
Diese von der klassischen Wissenschaft und unserer Sprache geförderte
Annahme übersieht, dass sich meistens nicht nur mehrere Ursachen
auffinden lassen, sondern dass es oft auch unmöglich ist, zwischen
Ursache und Wirkung zu unterscheiden (Beispiel: Ehemann zur Ehefrau:
„Ich rede nicht mehr mit Dir, weil Du nicht mehr mit mir schläfst.“
Ehefrau zum Ehemann: „Ich schlafe nicht mehr mit Dir, weil Du nicht mehr
mit mir redest.“). Viele Zusammenhänge sind eher kreisförmig (sich
wechselseitig beeinflussend bzw. netzförmig verwoben)
und weniger linear (im Sinne von Ursache und Wirkung). Kausalität lässt
sich als Mittelwert vieler Ereignisse beschreiben, die dem Spiel des
Lebens aber eher Gewalt antut. Solchen Zusammenhängen lässt sich häufig
durch zirkuläre Fragen auf die Spur kommen. Sie veranschaulichen
die Verwobenheit und Rückkoppelung aller Phänomene am besten (Beispiel:
Ist Macht ist die Folge von Unterwerfung oder Unterwerfung die Folge von
Macht?). Oft ist es besonders hilfreich, danach zu suchen, was ein Problem
aufrecht erhält. |