„Um in Dein Leben etwas hineinzuzaubern,
stelle Dir vor, es sei schon da“. Meist hilfreicher als der Blick nach
hinten in die Vergangenheit ist der Blick nach vorne in die Zukunft,
da sich die Vergangenheit allenfalls noch anders bewerten, die Zukunft
aber noch gestalten lässt (in der allein zugänglichen Gegenwart). Leider
haben viele Patienten zu Beginn einer Psychotherapie nur wenige
Zukunftspläne, vor allem wenn Ängste, Zwänge und Depressionen bzw.
Identitätsprobleme (Selbstbewusstsein) eine Rolle spielen. Oft handelt es
sich um Menschen, die sich überwiegend den Zielen anderer angepasst haben.
Wer sich Ziele genau vorstellt, erhöht die
Wahrscheinlichkeit, dass diese eintreten. Es ist wichtig, diese positiv
und klar zu beschreiben, da es wenig weiterhilft, nur anzugeben, was man
nicht will (zum Verkäufer „kein blaues Kleid“ oder zum Taxifahrer „weg von
hier“ oder ganz pauschal „ich will glücklicher sein“). Auch Gold kann man
nur dann finden, wenn man weiß, wie es aussieht. Besser also: „Ich suche
ein rotes Kleid aus Baumwolle, sportlich, in der Preislage bis 100 Euro“.
Ziele sind um so attraktiver, je mehr sie uns begeistern. Wer nach Zielen
fragt, berührt damit immer auch die Frage, welchen Sinn der
betreffende Mensch in seinem Leben und Handeln sieht, diesem gibt bzw.
erlebt („Sinn“ bezieht sich auf unsere Sinne und damit unser Erleben). Der
Blick in die Zukunft darf nicht dazu verleiten, die Gegenwart (die
aktuellen Beziehungen) zu versäumen. Auch Verlieben setzt voraus, dass
man Vorstellungen (Hoffnungen, Pläne) von einer gemeinsamen (insbesondere
neuen) Zukunft hat (den anderen idealisiert). Eine erfolgreiche
Psychotherapie zeichnet aus, dass sie bei den (oft hoffnungslosen)
Patienten positive Erwartungen (Freude, Begeisterung) erzeugt (z.B. an die
Wirksamkeit der Therapie). Aber nicht nur die Erwartungen des Patienten
wirken, gleiches gilt auch für die des Therapeuten (Rosenthal-Effekt).
Hier wird der Affekt des Therapeuten (Optimismus, Freude, Lächeln) zu
einem mächtigen „Attraktor“.
Leider erhalten oft „Nebenwirkungen“ viel mehr Chancen, zu einer Self-fullfilling-Prophecy“ zu werden. Paradoxe Interventionen und die sog.
Wunderfrage helfen, Ziele (Intentionen, Wünsche) zu klären. Der Philosoph Hegel
sagte: „Ist
das Reich der Vorstellungen erst einmal revolutioniert, kann die
Wirklichkeit nicht lange standhalten.“ |