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Seelische Gesundheit ist eine dauerhafte
Lebensaufgabe. Sie strebt einen pulsierenden Gleichgewichtszustand
an zwischen den Polen „Bindung“ und „Differenzierung“ („bezogene
Individuation“), zwischen Nähe und Distanz, zwischen Einbinden und
Abstoßen, zwischen Aufnehmen und Abgrenzen, zwischen Spannung und
Entspannung. Im Zusammenleben mit anderen geht es darum, Affekte und
Bedürfnisse abzustimmen („Wie geht es Dir?“) bzw. zu synchronisieren
(letzteres ist auch intrapsychisch wichtig). Unsere westliche Kultur
betont zur Zeit sehr stark die Individualität bzw. das Analysieren
und vernachlässigt „Wir-Erfahrungen“ bzw. die „Gesamtschau“
(synergetische Prozesse) oder „Achtsamkeit“. Viele fragen sich, was
ihnen etwas nutzt, und seltener, was wohl die Gemeinschaft (Erde) davon
hat. Die meisten Menschen möchten sich als kohärent mit der Welt
erleben. Um Weiterentwicklung (Veränderung) zu ermöglichen, muss die
betreffende Person möglichst im „Gleichgewicht“ sein, so dass nicht
alle ihre Kräfte in „Regulationsprozesse“ eingebunden sind. Im
Gleichgewicht entsteht „offener Raum“ für Neues. „Heilung“ ist nicht immer
möglich. Aber fast jeder kann neue (erträglichere) Formen finden, mit
bleibenden Verletzungen besser umzugehen (Coping, Rehabilitation). Die
einfachste Form der Auflösung von Widersprüchen ist der zeitliche Wechsel,
die Wiederherstellung einer natürlichen Rhythmik (Etwas bleibt nur dann
einigermaßen gleich, wenn es sich dauernd ändert). |