Der
im 2.Jahrhundert lebende griechische Anatom Galen, Leibarzt des römischen
Kaisers Marc Aurel, tötete indirekt mehr Menschen als jeder andere
Vertreter seiner Zunft. Galen wurde von der Kirche mehr als 1000 Jahre
lang als einzige offizielle Autorität für die menschliche Anatomie
angesehen. Was er über den Aufbau des menschlichen Körpers sagte, war
sozusagen heilig: Es genügte schon, Galens Autorität in Frage zu
stellen, um wegen Ketzerei mit dem Tod bestraft zu werden. Die Kirche kümmerte
es nicht im geringsten, dass Galen das Innere des menschlichen Körpers
nie gesehen hatte und seine etwa hundert medizinischen Lehrbücher
lediglich auf wilden Vermutungen beruhten, die er aus Beobachtungen toter
Schweine und Hunde gezogen hatte. Obwohl Galen seiner Zeit zweifellos weit
voraus war und einiges durchaus richtig geraten hatte, führten seine
zahlreichen Fehler Jahrhunderte lang zum Tod unzähliger Menschen. Dank
Galen lernten Generationen von Medizinstudenten, dass das Gehirn ein großer
Schleimklumpen sei, das Herz aus zwei Kammern bestehen, Kopfschmerzen
geheilt werden, indem man Löcher in den Schädel bohr, ein hartnäckiger
Husten durch Amputation des Gaumenzäpfchens verschwindet und
postoperative Wunden mit Taubenblut bedeckt werden sollten. Das Verbot,
anatomische Studien am Mensch selbst vorzunehmen, blieb noch Jahrhunderte
nach Galens Tod bestehen. Nur ein Papst konnte die Genehmigung dafür
geben, dass ab und zu ein verurteilter Verbrecher aus seinem Grab geholt
und aufgeschnitten wurde, aber selbst dafür gab es strenge Vorschriften.
Die Sektion selbst musste von einem Diener vorgenommen werden, während
der Arzt daneben stand, aus den Werken Galens vorlas und auf die
beschriebenen Organe deutete. Wenn sich herausstellte, dass Galen sich
geirrt hatte, was nahezu immer der Fall war, wurde das mit der Begründung
entschuldigt, dass der Verstorbene ein Verbrecher und damit nicht normal
war.
Großbritanniens
berüchtigster >>Arzt<< der
jüngsten Zeit war Muhammed Saeed. Der praktische Arzt aus Bradford hatte
eine Zulassung bekommen, als er von Pakistan nach Großbritannien
emigriert war. Er arbeitete trotz wiederholt demonstrierter Unfähigkeit
und teilweise lächerliche Behandlungsmethoden dreißig Jahre lang für
den staatlichen britischen Gesundheitsdienst, bis er schließlich doch
noch aufflog. >>Dr.<< Saeed wurde 1992 zu fünf Jahren Gefängnis
verurteilt, nachdem er seinen 3000 Patienten gesagt hatte, sie sollten
Shampoo schlucken, bei Zahnschmerzen das Desinfektionsmittel Kreosot
verwenden, Schlaftabletten drei mal am Tag nehmen, sich mit Hustensaft
einreiben und Zäpfen oral einnehmen.
Der
Ire Sir William Arbuthnot Lane, Chirurg am Londoner Guy´s
Hospital, löste die medizinisch gefährlichste Modewelle des Jahrhunderts
aus - die chirurgische Entfernung des medizinischen Dickdarms. Lanes Leben
wurde von zwei großen Leidenschaften bestimmt – Gesellschaftstänzen
und dem menschlichen Verdauungsapparat. Der war für ihn die Ursache aller
bekannten medizinischen Probleme. Lane empfahl seinen Patienten, ihren
Dickdarm täglich mit einem halben Liter Schlagsahne zu schmieren und
flach auf dem Bauch zu schlafen. Darüber hinaus machte er die
bemerkenswerte Entdeckung, dass rothaarige Frauen so gut wie nie an
Verstopfung litten. Seinen größten Beitrag zur Medizin leistete er 1903,
als er herausfand, dass der menschliche Dickdarm keinerlei Funktion hatte
und lediglich eine nutzlose Röhre aus Gewebe
und Muskeln war, die dazu noch übel roch. Lane machte sich daran,
den Beweis für seine Hypothese zu erbringen, indem er die Dickdärme aus
der Welt schaffte. Vor Lane war kein After sicher – Patienten, die wegen
kleinerer Beschwerden zu ihm kamen, schnitt er routinemäßig den Dickdarm
heraus. Nach kurzer Zeit kam seine Theorie in Mode, und überall in Großbritannien
waren nun die Chirurgen der Meinung, dass der beschiedene Dickdarm die
Ursache für eine ganze Reihe von Krankheiten sei, darunter auch Krebs und
Tuberkulose. Nach etwa zehn Jahren wurden einige Ärzte misstrauisch, und
Lane geriet in Misskredit. |