Ich nehme Ihr Angebot gerne an und
lasse Ihnen einen weiteren Zwischenbericht zukommen.
Das Wichtigste
zuerst: Ich habe Aischa zu ihrem Geburtstag einen Heiratsantrag gemacht. Wir
werden im kommenden Jahr heiraten, wenn es terminlich möglich ist
wahrscheinlich am xx.xx.200x.
Die von Ihnen
vorgeschlagene Übung „Was ich an Dir schätze“ war dabei eine große Hilfe.
Ich habe Aischa zu ihrem Geburtstag einen Brief geschrieben, in dem ich von
den Eigenschaften erzählt habe, die ich an ihr schätze und liebe. Am Ende
des Briefes fiel es mir dann leichter, die Stimme meines Herzens zu hören
und mir war klar, dass ich Aischa heiraten will.
Als Aischa
dann verschiedenen Gratulanten/innen am Telefon von dieser Neuigkeit
erzählte, wurde mir dann etwas ‚mulmig‘ zu Mute: ich fühlte so etwas wie
Angst vor meiner eigenen Courage, als unsere Pläne auf einmal öffentlich
wurden.
Im Urlaub mit
Aischa habe ich dann auch die positive Wirkung der anderen von Ihnen
vorgeschlagenen Übung erneut verspürt: Wir haben auf dem Hinflug ein anderes
Paar kennengelernt, mit dem wir gemeinsame Ausflüge vor Ort unternommen
haben. Das Gespräch kam unter anderem auf unsere Situation als
islamisch-christliches/bi-kulturelles Paar. Ich war sehr stolz, als Aischa
sehr offen ihre und unsere Geschichte erzählte. Dabei wurde mir bewusst,
welches Selbstbewusstsein sie in den vergangenen Jahren entwickelt hat.
Außerdem hat es mich mit Stolz erfüllt zu sehen, wie positiv unsere
Mitreisenden auf Aischa als Mensch und auf ihre Geschichte reagierten. Meine
Angst und meine Projektionen haben mich mitunter daran gehindert, in meinem
Herzen zu fühlen, welch eine wunderbare Partnerin mir das Leben in Aischa an
die Seite gegeben hat.
Und ich habe
erfahren, dass es stimmt, was ich vor Jahren in einem GEO-Heft über Angst
und Angst-Therapie gelesen habe: die schrittweise ‚Konfrontation‘ mit dem
Objekt der Angst hilft, diese schrittweise zu neutralisieren. Aischa & ich
haben den Urlaub u.a. dazu genutzt, uns erste Gedanken zur Planung unserer
Hochzeit zu machen (Zeremonie, Ort, Gästeliste usw.). Als Aischa gestern vor
einer Zugfahrt zwei Hochzeitsmagazine erstand und wir darin blätterten, habe
ich mich zwar zuerst an dem darin enthaltenen Gedanken der Selbstdarstellung
gestoßen, später hat es mir aber Spaß gemacht zu sagen ‚Das möchte ich, und
das möchte ich nicht…‘. In diesem Punkt, in der klaren Äußerung meiner
Wünsche, vor allem jener, von denen ich spüre, dass sie zu Reibungen mit
Aischa führen könnten, kann ich noch einiges lernen.
Abschließend
zu zwei Punkten, die mir im Urlaub aufgefallen sind und die ich morgen mit
Ihnen besprechen möchte:
1.
Ich hätte mir gewünscht, den
Urlaub mehr genießen zu können. Leider war mir der Gedanke an die anstehende
Examensprüfung häufig im Hinterkopf sowie die Stimme des schlechten
Gewissens, die mir suggerierte, dass ich mich schon zu Beginn der Uni-Ferien
auf die Prüfung hätte vorbereiten sollen. Ich habe einige Bücher in den
Urlaub mitgenommen und auch einige Male darin gelesen, aber eher lustlos und
aus ‚Pflichterfüllung‘. Dann habe ich mich darüber geärgert, dass ich nicht
schon vor dem Urlaub mit der Vorbereitung angefangen habe, um im Urlaub
davon verschont zu sein, um mich voll und ganz zu entspannen. Ich habe mich
damit beruhigt, dass ich mir gesagt habe, dass nach den Nachtschichten vor
den Ferien die Luft bei mir deutlich raus war. Leider ist mir auch jetzt die
Lust nicht so recht nach Vorbereitung. Ich glaube ich kämpfe hier mit meinem
‚inneren Schweinehund‘.
2.
Ich habe im Urlaub gemerkt, dass
Sie mit Ihrer Theorie der Verarmungsangst sehr richtig liegen. Immer wenn es
darum ging, uns etwas Schönes zu leisten (z.B. Ausflüge oder Leckereien beim
Mittagessen usw.), merkte ich, wie ich davor zurückscheute und mir ängstlich
die Frage stellte, ob ich mir das als Student überhaupt leisten kann und ob
ich nicht jetzt eher sparen müsse, da ich ja nicht genau weiß, was in
Zukunft beruflich und finanziell sein wird. Auch das hat mitunter
verhindert, dass ich ohne schlechtes Gewissen genießen konnte. Aischa
vertrat u. vertritt hier die gegenteilige Philosophie. Im Nachhinein bin ich
ihr jedoch dankbar, dass sie bei den Ausflügen die Initiative ergriffen hat,
da uns sonst sehr sehenswerte Orte vorenthalten geblieben wären. Ich glaube,
dass meiner Angst eine genauere gemeinsame Budget-Planung geholfen hätte.
Aus meiner Sicht haben Aischa & ich eine sehr unterschiedliche Haltung zu
Geld – ich spüre aber, dass sich diese Gegensätzlichkeit gut ergänzt, wenn
wir sie produktiv mittels solchen gemeinsamen Planens für uns nutzen können.
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