Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Spontaner "Zwischenbericht"
Beispiel 1:  Therapieerfahrener Patient mit sozialer Phobie
(verfasst zwischen 1. und Therapietermin)


Ich nehme Ihr Angebot gerne an und lasse Ihnen einen weiteren Zwischenbericht zukommen.

Das Wichtigste zuerst: Ich habe Aischa zu ihrem Geburtstag einen Heiratsantrag gemacht. Wir werden im kommenden Jahr heiraten, wenn es terminlich möglich ist wahrscheinlich am xx.xx.200x.

Die von Ihnen vorgeschlagene Übung „Was ich an Dir schätze“ war dabei eine große Hilfe. Ich habe Aischa zu ihrem Geburtstag einen Brief geschrieben, in dem ich von den Eigenschaften erzählt habe, die ich an ihr schätze und liebe. Am Ende des Briefes fiel es mir dann leichter, die Stimme meines Herzens zu hören und mir war klar, dass ich Aischa heiraten will.

Als Aischa dann verschiedenen Gratulanten/innen am Telefon von dieser Neuigkeit erzählte, wurde mir dann etwas ‚mulmig‘ zu Mute: ich fühlte so etwas wie Angst vor meiner eigenen Courage, als unsere Pläne auf einmal öffentlich wurden.

Im Urlaub mit Aischa habe ich dann auch die positive Wirkung der anderen von Ihnen vorgeschlagenen Übung erneut verspürt: Wir haben auf dem Hinflug ein anderes Paar kennengelernt, mit dem wir gemeinsame Ausflüge vor Ort unternommen haben. Das Gespräch kam unter anderem auf unsere Situation als islamisch-christliches/bi-kulturelles Paar. Ich war sehr stolz, als Aischa sehr offen ihre und unsere Geschichte erzählte. Dabei wurde mir bewusst, welches Selbstbewusstsein sie in den vergangenen Jahren entwickelt hat. Außerdem hat es mich mit Stolz erfüllt zu sehen, wie positiv unsere Mitreisenden auf Aischa als Mensch und auf ihre Geschichte reagierten. Meine Angst und meine Projektionen haben mich mitunter daran gehindert, in meinem Herzen zu fühlen, welch eine wunderbare Partnerin mir das Leben in Aischa an die Seite gegeben hat.

Und ich habe erfahren, dass es stimmt, was ich vor Jahren in einem GEO-Heft über Angst und Angst-Therapie gelesen habe: die schrittweise ‚Konfrontation‘ mit dem Objekt der Angst hilft, diese schrittweise zu neutralisieren. Aischa & ich haben den Urlaub u.a. dazu genutzt, uns erste Gedanken zur Planung unserer Hochzeit zu machen (Zeremonie, Ort, Gästeliste usw.). Als Aischa gestern vor einer Zugfahrt zwei Hochzeitsmagazine erstand und wir darin blätterten, habe ich mich zwar zuerst an dem darin enthaltenen Gedanken der Selbstdarstellung gestoßen, später hat es mir aber Spaß gemacht zu sagen ‚Das möchte ich, und das möchte ich nicht…‘. In diesem Punkt, in der klaren Äußerung meiner Wünsche, vor allem jener, von denen ich spüre, dass sie zu Reibungen mit Aischa führen könnten, kann ich noch einiges lernen.

Abschließend zu zwei Punkten, die mir im Urlaub aufgefallen sind und die ich morgen mit Ihnen besprechen möchte:

1.      Ich hätte mir gewünscht, den Urlaub mehr genießen zu können. Leider war mir der Gedanke an die anstehende Examensprüfung häufig im Hinterkopf sowie die Stimme des schlechten Gewissens, die mir suggerierte, dass ich mich schon zu Beginn der Uni-Ferien auf die Prüfung hätte vorbereiten sollen. Ich habe einige Bücher in den Urlaub mitgenommen und auch einige Male darin gelesen, aber eher lustlos und aus ‚Pflichterfüllung‘. Dann habe ich mich darüber geärgert, dass ich nicht schon vor dem Urlaub mit der Vorbereitung angefangen habe, um im Urlaub davon verschont zu sein, um mich voll und ganz zu entspannen. Ich habe mich damit beruhigt, dass ich mir gesagt habe, dass nach den Nachtschichten vor den Ferien die Luft bei mir deutlich raus war. Leider ist mir auch jetzt die Lust nicht so recht nach Vorbereitung. Ich glaube ich kämpfe hier mit meinem ‚inneren Schweinehund‘.

2.      Ich habe im Urlaub gemerkt, dass Sie mit Ihrer Theorie der Verarmungsangst sehr richtig liegen. Immer wenn es darum ging, uns etwas Schönes zu leisten (z.B. Ausflüge oder Leckereien beim Mittagessen usw.), merkte ich, wie ich davor zurückscheute und mir ängstlich die Frage stellte, ob ich mir das als Student überhaupt leisten kann und ob ich nicht jetzt eher sparen müsse, da ich ja nicht genau weiß, was in Zukunft beruflich und finanziell sein wird. Auch das hat mitunter verhindert, dass ich ohne schlechtes Gewissen genießen konnte. Aischa vertrat u. vertritt hier die gegenteilige Philosophie. Im Nachhinein bin ich ihr jedoch dankbar, dass sie bei den Ausflügen die Initiative ergriffen hat, da uns sonst sehr sehenswerte Orte vorenthalten geblieben wären. Ich glaube, dass meiner Angst eine genauere gemeinsame Budget-Planung geholfen hätte. Aus meiner Sicht haben Aischa & ich eine sehr unterschiedliche Haltung zu Geld – ich spüre aber, dass sich diese Gegensätzlichkeit gut ergänzt, wenn wir sie produktiv mittels solchen gemeinsamen Planens für uns nutzen können.