Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Sitzungsfeedback

Beispiel 55:  Patient mit Selbstwertproblematik
 (37. Doppelsitzung): Schwerpunkte "Es allen Recht machen MÜSSEN"

 

Bitte nehmen Sie sich noch am heutigen Tag die Zeit, mir spontan die folgenden Rückmeldungen zu geben:

Name:..............................     Datum: .................................. Sitzungsnr.:

Das folgende
Feedback verfasste der Patient bewusst nach seinen Vorstellungen. Es weicht daher von der empfohlenen Struktur ab und will zeigen, dass selbstverständlich auch solche Feedbacks sinnvoll und hilfreich sein können.

In und seit der letzten Sitzung sträubt sich in mir alles dagegen, „nach Plan zu funktionieren“. Ich fühle mich durch Vorgaben eingeschränkt, habe das Gefühl, an der Oberfläche zu bleiben. Es fühlt sich an, als würde ich bestimmte Veränderungen in meinem Verhalten, die ich in der Therapie gelernt habe (und die durchaus viel Gutes mit sich gebracht haben), derzeit ohne Ankopplung an mein inneres Selbst durchführen.

Affirmationen, Sitzungsfeedback, Powerpointpräsentation, Papaguhn, Bildschirmtechnik, Merkblätter – ich weiß, dass all diese Dinge mir helfen und auf meinem Weg zur Zufriedenheit mit mir und meinem Leben unterstützen sollen und das auch schon getan haben. Im Moment tue ich diese Dinge jedoch unter Druck und aus der falschen Motivation heraus - nämlich weil ich denke, ich MUSS das tun. Damit ich endlich ein normaler glücklicher Mensch werde, damit ich alles richtig gemacht habe, damit mein Leben nicht zerfasert, damit Sie sich wertgeschätzt fühlen (als Mensch und in Ihrer Arbeit), damit die Therapie ein Erfolg war und kein Geld zum Fenster rausgeschmissen wurde. Nur wenn ich alles richtig mache, bin ich gut und solange ich mache, was von mir verlangt wird, ist alles zumindest im Außen in Ordnung.

In der letzten Sitzung waren Sie enttäuscht, dass es nicht vorwärts geht, ich mein Ziel aus den Augen verloren habe, wir in Kriseninterventionen feststecken und wir am Ende der Therapie nicht maßgeblich weitergekommen sind als am Anfang. Ich spürte einen enormen Druck (ich sage nicht, dass der von Ihnen ausging) und alles in mir setzte sich dagegen zur Wehr. Ich wollte ausbrechen, nicht mehr das tun, was von mir erwartet wird, mich nicht anpassen und nicht lieb sein!

Dass ich dieses Gefühl so stark in der Sitzung hatte, zeigt mir, dass ich in meinem Alltag immer noch zu oft aus einem Pflichtgefühl äußeren (in der Regel wohl von mir selbst errichteten!) Erwartungen meiner Mitmenschen handele und meine eigentlichen Bedürfnisse aus Angst vorm Ausgegrenzt- und Alleinsein zurücksetze.

Ich möchte mich in allen Bereichen meines Lebens mehr darauf verlassen können, was ich spüre und möchte und danach handeln. Dies schließt auch die Therapie ein, was bedeutet, dass ich Anregungen von Ihnen annehmen und umsetzen kann und möchte, aber nicht MUSS. Die Therapie unterscheidet sich jedoch insofern von anderen Lebensbereichen, als dass ich mich gerade hier verstärkt auf Vorschläge einlassen möchte, die mir im ersten Moment nicht angenehm sind. Denn der Grund für das Aufnehmen einer Therapie bin ich, mein Wohlergehen. Daher erscheint es zumindest einem Teil in mir sinnvoller, eben nicht ausgerechnet in der Therapie auf Konfrontationskurs zu gehen, sondern „mitzumachen“.

Auf der anderen Seite sehen andere Teile in mir es auch als Fortschritt, dass ich mich „sogar in der Therapie“ traue, mal nicht mitzumachen. Ich möchte in Zukunft aber mehr klar haben, an welcher Stelle es mir gut tut, nein zu sagen. Die letzte Sitzung erscheint mir ein wenig als eine Übersprungshandlung, da ich in meinem Alltag zu oft noch Dinge aus der Motivation „Müssen“ heraus tue.

Das Aufbrechen aus der Form des üblichen Sitzungsfeedback ist heute ein Versuch, weiterhin konstruktiv mitzuarbeiten und mich dennoch zu emanzipieren. Meine Hoffnung: Die Innenanteile in mir, die sich sperren weiter brav mitzumachen, verstehen, dass sie Handlungsspielraum und Kraft haben und sie trotzdem nicht auf Verweigerungskurs gehen müssen. Dass es Alternativen zum Boykott gibt.

Ich sehne mich danach, Ruhe zu finden und Vertrauen darauf, dass ich weiterlebe und mich die Menschen um mich herum weiter lieben, auch wenn ich kein besserer Mensch werde.