Hören Sie auf, jeden Schmerz, jedes Bauchgrimmen oder
jede Atembeschwerde als Ausdruck von Krankheit zu interpretieren.
Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Körper an allem, was Sie tun
beteiligt ist. Das gilt insbesondere für Gefühle, die sich immer auch
in irgendeiner Form körperlich ausdrücken. Erinnern Sie sich deshalb
beim Auftreten eines „Symptoms“ regelmäßig daran, dass sich dahinter
vermutlich eine Erlebnisverarbeitung (insbesondere „Stress“) oder eine
„Botschaft“ ihres Körpers verbirgt (und nicht eine „unklare
Krankheit“).
Ängstliche Selbstbeobachtung stoppen
Der Satz „Worauf man achtet, das wächst“ gilt ganz
besonders für körperliche Symptome. Wer sich ständig misstrauisch
beäugt, setzt einen „Rückkoppelungsprozess“ in Gang, wie man ihn aus
der Technik kennt. Beispiel: Wenn man ein Mikrophon vor einen
Lautsprecher hält, schaukelt sich das anfänglich leise Rauschen
innerhalb kürzester Zeit zu oft unerträglichem Lärm auf. Ähnlich
„explodieren“ auch Symptome durch ängstliche Beobachtung, weil diese
wiederum zu noch intensiverer Selbstbeobachtung verleitet, was dann
zusätzlich das Symptom verstärkt usw. Disziplinieren Sie sich, indem
Sie sich ein entschiedenes inneres „Stopp“ sagen, wenn Sie sich wieder
einmal bei unsinniger Selbstbeobachtung ertappen. Lenken Sie sich
notfalls durch sinnvollere Aufgaben als dauernde Selbstbeäugung ab.
Menschen mit übermäßiger Selbstbeobachtung fehlt oft ein Lebenssinn,
der über ihre Person hinausgeht
Botschaften des Körper ernst nehmen, weniger seine
Symptome
Menschen mit starken Körperängsten fühlen sich über
kurz oder lang von ihren Helfern oft enttäuscht und mit ihren
Beschwerden nicht ernst genommen. Dabei kann man es den Helfern nicht
verübeln, da sie ja beim besten Willen häufig keine körperlichen
Schäden finden. Um dem Patienten und sich selbst Ruhe zu verschaffen
und die vielfältigen Bemühungen nach außen zu rechtfertigen, lassen
sie sich manchmal dazu verleiten, einen eher unbedeutenden Befund als
„Ursache“ zu bezeichnen und diesen möglicherweise sogar noch zu
behandeln. Klagen Sie nicht, wenn Sie sich in solchen Situationen
nicht ernst genommen fühlen. Denn Sie selbst verhalten sich ja auch
nicht besser. Auch Sie nehmen sich nicht ernst, wenn Sie sich und
andere immer wieder nur mit Symptomen beschäftigen, statt auf die
darin enthaltenen Botschaften des Körpers zu hören.
Gelassen werden/“Ist-egal-Haltung“ verinnerlichen
Die Einstellung „Es mag kommen enkostüm als andere. Sie
profitieren davon, wenn es ihnen gelingt, häufiger loszulassen und
gelassener zu werden. Sollte einmal Ihre Stunde gekommen sein, können
Sie sowieso nichts daran ändern – also warum sich schon jetzt
aufregen?!
Symptome selbst provozieren
Auch bei symptombezogenen Körperängsten gelingt
manchmal eine klassische Verhaltenstherapie in Form der
„Reizkonfrontation“. Dazu ist es erforderlich, die Symptome oft und
lange genug selbst hervorzulocken, um sich davon zu überzeugen, dass
das Drama ausbleibt. Nützliche Provokationsmethoden sind sportliche
Belastungen (z.B. intensives Treppensteigen, Fahrradfahren, Joggen)
oder beschleunigtes Atmen („Hyperventilation“). Leider neigen Personen
mit Somatisierungsstörungen eher dazu, sich zu schonen.
Symptome als hilfreichen Ausdruck von Gefühlen
interpretieren
Bekämpfen Sie nicht blind jedes Symptom. Wer
beispielsweise nur den Schmerz abstellt, verhält sich wie jemand, der
einen Brand stillen will, indem er die Sirene ausschaltet. Fragen Sie
sich lieber, was das Symptom Ihnen (also dem Bewusstsein) vielleicht
mitteilen will. Das können aktuelle „Themen“ sein (vielleicht
„streikt“ der Körper, weil er Sie vor Überlastung schützen will) oder
auch Nachwirkungen von Vergangenem (z.B. bleibende frühere seelische
Verletzungen). Sehen Sie in Symptomen also weniger eine „Gefahr“ als
vielmehr einen oft wohlwollenden „Freund und Helfer“.
Dialogfähig werden und bleiben
Ihr Körper weiß mehr als Ihr Bewusstsein, dass sich
immer nur auf ein einzelnes Thema konzentrieren kann (so wie der
Strahl einer Taschenlampe immer nur ein winziges Feld beleuchtet).
Bleiben Sie also mit jenem Teil Ihrer Person, den man Körper nennt, im
„Gespräch“ bzw. Austausch. Erwarten Sie vor allem nicht, dass Fremde
(Ärzte) Ihren Körper besser verstehen als Sie selbst.
Innere positive Stimmen stärken
Hören Sie in sich hinein – meist gibt es dort mehr
Stimmen als nur diejenige, die alles negativ kommentiert und so Ihre
Ängste weiter schürt. „Stutzen“ oder „schrumpfen“ Sie den inneren
„Miesmacher“ und „Angstentfacher“ auf ein vernünftiges Maß. Stärken
Sie gleichzeitig solche Stimmen, die Ihnen günstigere Sichtweisen und
Vertrauen vermitteln.
Sich selbst beruhigen lernen
Menschen mit Körperängsten haben in der Kindheit oft
nicht erfahren bzw. gelernt, wie man sich bei Aufregung (Angst,
Schmerz, Trauer, Wut usw.) verhält und beruhigt. Nicht selten fehlt
ihnen die Fähigkeit, die genannten Gefühle überhaupt zu unterscheiden.
Leicht neigen sie dazu, jedes Symptom einseitig als „große Gefahr“ zu
deuten. Möglicherweise fehlten diesen Menschen in der Kindheit
Vorbilder oder Begleiter (Eltern, Lehrer), ihre Signale hätten
wahrnehmen bzw. angemessen darauf reagieren können. Vielleicht
schimpften diese „Begleiter“, weil sie selbst überfordert waren, wenn
ihre Schützlinge Angst oder Wut zeigten. Möglicherweise deuteten sie
jegliche Erregung ihrer Schützlinge als „Hunger“ oder „Krankheit“ und
„stopften die Mäuler“ bzw. lieferten die „Nervenbündel“ bei
Kinderärzten ab. Wer so sozialisiert wurde, kann kaum wissen, wie man
mit Gefühlen angemessen umgeht.
Fehler anderer nicht wiederholen
Wer ständig seinen Körper zum Arzt trägt (ihn zu einem
Fremden abschiebt), verhält sich nicht besser als manche Eltern, die
ihre unruhigen Kinder immer wieder neu zu sogenannten „Experten“
schleppen. Dort klagen sie über das „schwierige Kind“ und das viele
Leid, das ihnen dieses bereitet. Sollten Sie selbst einmal ein solches
Kind gewesen sein, tun Sie gut daran, wenn Sie im Umgang mit Ihrem
eigenen Körper die Fehler Ihrer Eltern nicht wiederholen. Ihr Körper
wird es Ihnen danken! Verhalten Sie sich statt dessen wie ein
wohlwollender Elternteil, der verständnisvoll und beruhigend auf die
oft unklaren Beschwerden seines Kindes eingeht und so Vertrauen in das
Leben, den Körper und die Eltern-Kind-Beziehung vermittelt.
In den Körper vertrauen
Freunden Sie sich (endlich) mit Ihrem Körper an. Ihr
Körper bzw. Ihr „Unbewusstes“ ist 24 Stunden für Sie im Einsatz und
leistet pausenlos Enormes. Warum grübeln Sie nicht dauernd darüber
nach, wie man richtig geht? Sind Sie nicht auch schon mal gestolpert?
Glücklicherweise verlassen Sie sich die meisten Menschen nach einem
Stolpern darauf, dass Sie weiterhin gehen können – sonst säßen
vielleicht allein aus Angst sicherheitshalber schon bald im Rollstuhl.