Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Verhaltenstipps eines geheilten "Hypochonders"


Die nachstehenden Empfehlungen verdanke ich einem früheren Patienten, der sehr lange unter einer Hypochondrie litt. Rückblickend formuliert er (2016)  für Sie seine wichtigsten Erkenntnisse in Form folgender Hinweise:

Die folgenden Verhaltenstipps möchte ich denjenigen ans Herz legen, die mit psychosomatischen Beschwerden konfrontiert sind. Den ersten und vielleicht wichtigsten Schritt haben Sie bereits getan, wenn Sie dies lesen. Sie räumen nämlich dem zunächst ungeheuerlichen und abwegigen Gedanken Platz ein, dass Ihr Leid vielleicht doch keine (rein) körperliche Ursache hat und Sie ihm deswegen auch anders begegnen müssen als bisher. Dazu habe ich einige Anregungen formuliert. Sie werden auch Ihnen helfen, das Stück Lebensqualität zurück zu erlangen, dass Sie ein unzweckmäßiges Verhalten bei psychosomatischem Leid kostet.

1.       Vorsicht vor selbst fabrizierten Wahrheiten. Oft lösen Symptome, die als beunruhigend wahrgenommen werden, gedankliche Reaktionen aus, die einen großer Teil des Leidensdrucks ausmachen. Solche scheinbaren Wahrheiten können z.B. sein „Wenn das so bleibt, kann ich XY niemals wieder tun / bei der Arbeit nicht bestehen / mein Leben nicht richtig leben können / geht alles den Bach runter (usw.). Dieser gedankliche Überbau fühlt sich zwar für Sie als Betroffene(n) wahr und entsprechend bedrohlich an. Tatsächlich handelt es sich dabei aber um Katastrophenphantasien, die nicht nur nicht hilfreich sind, sondern das Problem stattdessen noch verstärken. Nehmen Sie Ihre gedanklichen Reaktionen nicht für bare Münze. Betrachten Sie sie als spontane Übertreibung.

2.       Treiben Sie Sport. Sport sorgt für ein gutes Körpergefühl. Vielleicht nicht direkt und nicht auf Anhieb, aber nach einiger Zeit. Experimentieren Sie, welche Art von Bewegung Ihnen gut tut (Joggen, Radfahren usw.) und beobachten Sie, wie schnell sie Fortschritte darin machen. Im Lichte eines ausgeglichenen Körpergefühls nimmt die Belastung durch unwillkommene Symptome spürbar ab. Körperliche Inaktivität und einseitige Fokussierung auf das, was Sie nicht wollen, verstärken dagegen das Problem. 

3.       Wenn sie eine schlechte Zeit haben, setzen Sie keine „negativen Erinnerungsanker“. Eskalieren Sie die Situation nicht. Gehen Sie so gut es geht ihren alltäglichen Aktivitäten nach. Ein negativer Erinnerungsanker wird dann gesetzt, wenn Sie innerlich eine Art Notfall ausrufen und äußerlich ihre Umwelt darin einbeziehen (bspw.: Krankmelden, Ausdruck d. Hilflosigkeit und des nicht mehr Weiterwissens an nahestehende Personen usw.). Sie werden sich sonst noch lange Zeit daran erinnern können, wie schlecht es Ihnen an besagtem Tag wegen des Symptoms XY ging. Das wird nicht der Fall sein, wenn Sie sich eben nicht aus der Bahn werfen lassen, sondern so gut es geht ihrem Alltag folgen. Salopp gesagt „keep calm & carry on“.

4.       Die Fokussierung auf ein Symptom ist nicht hilfreich. Wenn Sie z.B. immer wieder prüfen, ob es „noch da“ ist, wird es weniger leicht verschwinden. Natürlich ist es nicht leicht, etwas, was einen beunruhigt, nicht weiter zu beachten. Eine überaufmerksame beunruhigte Selbstbeobachtung hebt dass, was Sie nicht haben wollen, ins Rampenlicht. Lassen Sie zu, wenn sich Ihre Aufmerksamkeit sich mit Ihrem Problem beschäftigen will, aber befeuern Sie das nicht zusätzlich, indem Sie sich z.B. dafür zurückziehen und sich gesondert Zeit zur Selbstbeobachtung einräumen. Gehen Sie lieber ein anderen, sinnvollen Aktivität nach.

5.       Setzen Sie statt negativer lieber positive Erinnerungsanker. Suchen Sie bewusst nach Situationen, die Sie entspannen und die angenehm ist. Geben Sie sich Zeit, früher oder später kommt eine solche Situation. Das kann ein Vollbad, ein genussvolles Essen, aufmerksames Hören von Musik oder in Ihrem Fall auch etwas ganz anderes sein. Vielleicht beobachten Sie auch rein zufällig in einer bestimmten Situation, dass Ihr Sie Problem gerade wenig(er) belastet und Sie sich mehr oder weniger gut fühlen. Vergegenwärtigen Sie sich unbedingt diese Momente. Sprechen sie innerlich oder vielleicht auch laut aus, dass Sie gerade eine angenehme Situation erleben und rufen Sie sich diese anschließend wieder vor Augen, gerade, wenn es Ihnen mal nicht so gut geht. Wenn Sie dann z.B. auf die Woche zurückblicken, können Sie das Problem verschärfende All-Aussagen („Es geht mir immer schlecht“) „knacken“ und leichter lernen, sich nicht mit ihnen zu identifizieren.

6.       Theoretisieren Sie nicht zu viel herum. Was Sie warum und wann falsch gemacht haben, damit es „so weit kommen konnte“ ist für die Verbesserung Ihrer Situation nicht relevant. Ebenfalls ist es nicht peinlich oder lächerlich, im Leben psychische Probleme zu erfahren. Viele andere Menschen haben oder hatten dieselben Schwierigkeiten. Betrachten Sie ihr Problem wie das eines körperlichen Leids, z.B. eines gebrochenen Armes. Der heilt, wenn man einige Regeln befolgt, und das tut man dann eben. Durch theoretische Betrachtungen über mögliche Ursachen des Armbruchs oder Schreckszenarien, wie der verletzte Arm Ihr Leben beeinträchtigt und wie peinlich es ist, einen gebrochenen Arm zu haben, kommen Sie dagegen nicht weiter. 

7.       Suchen Sie nicht im Internet nach Ihren Symptomen / befürchteten Krankheiten. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit finden Sie Einträge in Foren, in denen Ihnen jemand zu Ihrer Problemlage einen negativen Ausblick gibt. Oder sie nehmen auf Medizinportalen  einseitig nur beunruhigende Informationen wahr, die oft nur der Vollständigkeit halber zu einer bestimmten Symptomatik bereitgestellt werden.

8.       Wenn Sie Ärzte aufsuchen, um „auf Nummer sicher“ zu gehen, dann erzählen Sie bei der Schilderung Ihres Problems auch davon, dass Sie möglicherweise einen leichten Hang zur Hypochondrie haben. Das ist keine Schande, sondern eine wertvolle Information für den Arzt, der psychosomatische Ursachen evtl. sonst nicht erkennt und daraufhin unnötige Therapien anstrengt, die Ihnen nicht helfen sondern ggf. ihr Krankheitsgefühl noch verstärken.

Letzte Aktualisierung: 02.09.2016