Hier erscheinen in loser Folge an mich gerichtete Fragen und mein
Versuch einer Antwort.
Ist Flugangst doch begründet?
Stimmen die Zahlen?
Fliegen ist sicherer als Autofahren und
sogar ungefährlicher als Bahnfahren. Das behaupten häufig
Fluggesellschaften und verweisen auf die Statistik. In Wirklichkeit leben
Flugpassagiere deutlich riskanter, schrieb dagegen die Illustrierte Stern
nach dem Absturz der Concorde. Sie berief sich dabei auf einen Artikel des
britischen Autors Andrew Weir im Londoner Wissenschaftsmagazin "New
Scientist". Der Mythos der Sicherheit nährt sich davon, dass
Fluggesellschaften in den für die Öffentlichkeit bestimmten Statistiken
die Unfälle in Kilometer angeben, hieß es in dem Magazin. Da Flugzeuge
horrende Kilometer fressen, resultiere daraus eine für die Airlines
"traumhaft günstige Unfallrate" von 0,03 Toten pro 100 Millionen
"Personen-Kilometer". Die Bahn rechne auf der gleichen Strecke mit 0,1
Toten. Weir komme zu ganz anderen Ergebnissen, weil die Länge des Fluges -
allein 6200 Kilometer von Frankfurt nach New York oder gar 9150 Kilometer
bis San Francisco - für das Unfallrisiko unerheblich sei. Unfallträchtig
seien vor allem die Phasen kurz vor der Landung oder unmittelbar
nach dem Start. Die "genaueste Methode" ist laut Weir die Zahl der
Todesfälle mit der Zahl der Flüge zu vergleichen. So rechneten auch die
Assekuranzen - und sogar der Flugzeughersteller Boeing. Selbst die
Lufthansa gibt in ihren jährlichen "Jet Safety Report" die Zahl der
schweren Unfälle (Totalverluste) im Verhältnis zu jeweils eine Million
Sektoren (Flügen) an. Andrew Weir erzielt beim Vergleich der Todesfälle
mit der Zahl der Flüge ganz andere Ergebnisse als die Fluggesellschaften.
Danach kommen pro 100 Millionen "Personen-Flüge" 55 Menschen ums Leben. Im
Auto stürben bei der gleichen Zahl von Reisen nur 4,5 Menschen, auf der
Schiene seien 2,7 Tote zu beklagen. Nur Motorräder sind nach diesen
Berechnungen noch gefährlicher als Flugzeuge: 100 Tote pro 100 Millionen
Reisen.
Antwort: Natürlich kann man mit
Statistiken (scheinbar) alles Mögliche begründen oder widerlegen. In der
voran stehenden Argumentation könnte man beispielsweise bemängeln, dass
auch diese Sichtweise "Bananen mit Äpfeln vergleicht": Wenn man schon auf
die Zahl der Phasen kurz vor der Landung oder unmittelbar nach dem Start
abstellt, müsste man auch bei den Autofahrern zusätzlich auf die Zahl
weiterer Stopps and Goes (z. B, an Kreuzungen, Ampeln, Innenstädten usw.)
abstellen. Im Gegensatz zum Fliegen, sind Autofahrten am Anfang und Ende
der Reise eher ungefährlich. Außerdem: Wenn man schon die Zahl der Flüge
mit der Zahl der Autofahrten vergleicht, sollte man die Zahl der Toten
weglassen. Denn in Flugzeuge passen 50- bis 80-mal mehr Passagiere als in
Autos. Die Zahl der Flüge mit Todesfolge dürfte dann wieder niedriger sein
als die Zahl der Autofahrten mit Todesfolge. Die Flugangst richtet sich
auch nicht unbedingt auf das "Absturzrisiko", sondern sehr viel häufiger
auf das "Eingesperrt- und Ausgeliefertsein", das in Flugzeugen meist
ausgeprägter ist als in einem Auto.
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