In Arztpraxen, Kliniken und
Gesundheitsämtern kommen zunehmend Patienten, die über
verschiedenartige, unspezifische Beschwerden klagen, als deren Auslöser
sie eine Vielzahl chemisch uneinheitlicher Stoffe vermuten. Dabei ist
bemerkenswert, dass die verdächtigten Umweltfaktoren von der
Allgemeinbevölkerung toleriert werden. Deshalb wurden bundesweit zwei
Multizenterstudien durchgeführt, die nähere Einblicke in dieses
Beschwerdebild liefern sollten. Das Ergebnis fasst ein Aufsatz in der
Zeitschrift "PPmP Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische
Psychologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart) dahingehend zusammen, dass
es sich bei den "Umweltpatienten" um psychisch besonders empfindliche
Patienten handelt, dass sich aber eine Exposition als ursächlicher
Faktor für eine umweltbedingte Störung bei den wenigsten Patienten
bestätigen ließ. Vielmehr konnte bei den meisten Patienten eine
psychische Störung nachgewiesen werden, vorwiegend aus dem Kreis
somatoformer Störungen, die meist schon lange vor den umweltbezogenen
Beschwerden begonnen haben. Die Patienten, die ihre gesundheitlichen
Beschwerden den verschiedensten Umweltfaktoren zuschrieben, wiesen im
Vergleich zur Normalbevölkerung deutlich häufiger psychische Störungen
auf. Neben den somatoformen Symptomen fanden sich depressive Episoden
und Angst- und Zwangsstörungen, oft in Kombination miteinander. Bei
dieser Einschätzung gab es zwischen den verschiedenen, an der Studie
teilnehmenden Zentren kaum Unterschiede. Der schwer zu führende Nachweis
eines Zusammenhangs zwischen Exposition und Beschwerden sollte jedoch
einer adäquaten Behandlung von gesicherten psychischen Störungen nicht
im Wege stehen.
Psychische Störungen bei
Umweltambulanzpatienten.
PPmP Psychother Psych Med 2006; 56; Nr. 3/4;
S. 162-171.
Dr. med. Anne Dietel, Business
Solutions Medicine Online GmbH, Berlin.
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