fzm In Deutschland sterben jedes Jahr 600
bis 700 Kinder im ersten Lebensjahr im Schlaf, ohne dass es hierfür eine
erkennbare Ursache gibt. Die Ärzte sprechen von einem Plötzlichen
Säuglingstod oder SIDS nach der englischen Abkürzung "Sudden infant
death syndrome". Die Zahl der Todesfälle hat sich in den letzten Jahren
in Deutschland halbiert, berichtet SIDS-Forscher Prof. Christian Poets,
Tübingen, in der DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift (Georg Thieme
Verlag, Stuttgart, 2004). Dennoch sei die Rate mit fünf bis sieben
SIDS-Fälle pro 10.000 Säuglinge noch viel zu hoch. In den Niederlanden
gab es im Jahr 2002 nur noch einen Todesfall auf 10.000 Säuglinge.
Diesen Erfolg führt Prof. Poets auf die
vorbildliche "Reduce-the-Risk"-Kampagne in unserem Nachbarland zurück.
Hierzu gehöre unter anderem die konsequente Verwendung von Schlafsäcken:
Sie verhindere eine Bedeckung des Gesichts und ein Ersticken durch das
Bettzeug. Prof. Poets gibt weitere Empfehlungen zur Vermeidung von SIDS:
Die Kinder sollten in Rückenlage schlafen, das Bettzeug dürfe den Kopf
nicht bedecken. Wichtig sei auch, dass die Kinder im eigenen Bett (und
nicht bei den Eltern) schlafen und dass in der Wohnung nicht geraucht
werde. Raumtemperatur und Bettdecke sollten eine für das Kind angenehme
Temperatur haben, also weder zu warm noch zu kalt sein.
Diese Empfehlungen werden von Experten
seit langem immer wieder geäußert, erreichen aber Teile der Bevölkerung
nicht. Besonders schlecht informiert seien junge und alleinerziehende
Eltern, sowie Eltern mit geringen Deutschkenntnissen oder einen
niedrigen Bildungsniveau, berichtet Prof. Poets: "Hier ist eine
engagierte Aufklärungsarbeit notwendig".
I. Schulz-Hanke:
Plötzlicher Kindstod: Auf der Suche nach Ursachen und der bestmöglichen
Prävention
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2004; 129 (41): 2153-2154
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