fzm - Ein neues Operationskonzept verspricht
deutlich kürzere Liegezeiten in Krankenhäusern, ohne Nachteile für die
Patienten. An der Berliner Charité werden dank der "Fast-track"-Rehabilitation
die ersten Patienten bereits am dritten Tag nach einer schweren
Bauchoperationen entlassen, statt zuvor nach zwei Wochen, berichtet
Prof. Wolfgang Schwenk in der DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift
(Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2005).
Die "Fast-track"-Rehabilitation wurde für
die planmäßige Entfernung des Dickdarms oder Teilen davon (elektive
Kolonresektion) entwickelt. Die Unterschiede zur herkömmlichen Chirurgie
beginnen bereits vor der Operation. "Ein ausführliches
Aufklärungsgespräch baut Ängste ab", erläutert Prof. Schwenk: "Gemeinsam
mit dem Patienten werden die Ziele festgelegt: Aufstehen noch am Abend
nach der Operation und die frühzeitige Entlassung". Neu ist auch, dass
die Patienten vor der Operation nicht hungern müssen und auch auf die
unangenehme Darmspülung mit Abführmitteln wird weitgehend verzichtet.
Noch zwei Stunden vor der Operation erhalten die Patienten eine
stärkende zuckerreiche Trinklösung. "Auch dies nimmt dem Patienten die
Angst und stärkt ihn für die erste Zeit nach der Operation".
Die Berliner Chirurgen brechen mit
einigen Traditionen wie Nasensonden und Wunddrainagen. "Ihr Wert ist
nicht belegt. Nasensonden sind möglicherweise sogar schädlich. Sie
begünstigen Atemwegsinfektionen", schreibt Prof. Schwenk in der DMW.
Auch die Infusionen werden auf das Nötigste beschränkt.
Ein wichtiger Bestandteil der "Fast-track"-Rehabilitation
ist die Schmerzbehandlung. Die Patienten erhalten noch während der
Operation einen sog. Periduralkatheter, durch den starke Schmerzmittel
(Opiate) in die Nähe des Rückenmarks geleitet werden. Prof. Schwenk:
"Das mildert die Stressreaktion, und die Darmfunktion erholt sich
schneller, als wenn die Schmerzmittel gespritzt würden." Denn dann
hemmen die Opiate die Darmtätigkeit. Nach einer "Fast-Track"-Operation
hingegen können die Patienten am Tag der Operation wieder erste Nahrung
zu sich nehmen.
Die "Fast-track"-Rehabilitation wird in
der Charité seit Januar 2002 allen Patienten vor einer elektiven
Kolonresektion angeboten. Bisher waren dies 163 Patienten. Die
Komplikationsrate konnte von 20 auf unter 10 Prozent gesenkt werden.
Einziger Nachteil gegenüber der früheren Operation: Der
Betreuungsaufwand nach der Entlassung ist erhöht. Um die Hausärzte zu
entlasten, werden alle Patienten acht Tage nach der Operation noch
einmal in der Poliklinik untersucht.
Die Fast-track"-Rehabilitation wäre auch
für andere Operationen geeignet, ist sich Prof. Schwenk sicher.
Vorsichtshalber sollte dies jedoch vorerst nur im Rahmen klinischer
Studien geschehen.
W. Schwenk und J.M. Müller:
Was ist "Fast-track"-Chirurgie?
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2005; 130 (10): 536-540 |