Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Tsunami-Folgen: Viele Rückkehrer leiden unter traumatischen Erinnerungen


fzm - Zwei Jahre nach der Tsunami-Katastrophe sind die meisten physischen Verletzungen kuriert. Viele Rückkehrer leiden aber unter Albträumen, die körperliche und seelische Gesundheit gefährden. Ehe und Beruf sind bedroht. Über ihre oft unvermittelt aufflackernden Erinnerungen reden die Betroffenen selten. Mitgefühl hilft ihnen auch nicht, es kann die Störung sogar verstärken, berichtet eine Diplom-Psychologin in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2006).

Viele Rückkehrer haben die Erinnerungen an den 2. Weihnachtstag 2004 bis heute nicht verarbeitet, berichtet Cornelia Vollath, eine Spezialistin für Psychotraumatologie an der Universität Heidelberg. Sie leiden unter einer posttraumatischen Belastungsstörung, die mit Schlafstörungen und psychosomatischen Beschwerden einhergeht.

Viele wenden sich an Hausärzte und Internisten, scheuen sich aber, mit den Medizinern über ihre Albträume zu reden. Der Grund: Die Erinnerungen sind häufig so intensiv, dass die Betroffenen Geräusche oder Stimmen, ja sogar Gerüche und Körperempfindungen wahrnehmen. "Sie schweigen, weil sie Angst haben, für verrückt erklärt zu werden", so die Diplom-Psychologin.

Die Psychologin rät den Ärzten, ihre Patienten äußerst behutsam auf die Erinnerungen anzusprechen. Vertiefende Fragen oder ärztliches Mitgefühl sind verboten, da sie die Störung noch verstärken können. Sie können bei den Patienten "Flash-backs" auslösen, fetzenhafte Erinnerungen, welche die Patienten nicht mehr kontrollieren können. Die Schilderungen der Patienten können so intensiv sein, sagt die Psychologin, dass andere Menschen von der posttraumatischen Belastungsstörung "angesteckt" werden. Bedroht sind neben den Betreuern in erster Linie die Partner. Vollath kennt den Fall von Ehepaaren, die ein gemeinsames Kind verloren haben: Nicht selten belasten sich die Eltern durch ihre Erinnerungen gegenseitig so sehr, dass die Ehe zerbricht.

Zu den Folgen des posttraumatischen Belastungssyndroms gehören laut Vollath auch Schwierigkeiten im Alltag oder am Arbeitsplatz. Es komme zum Alkoholmissbrauch oder zu dauerhafter Persönlichkeitsänderung. Menschen, denen die Flutwellen Angehörige entrissen haben, entwickeln häufig eine Unfähigkeit zur Trauer.

Die Therapie besteht aus drei Phasen: Im ersten Schritt, Psychoedukation genannt, machen die Psychologen den Patienten klar, dass ihre Albträume ein Versuch des Gehirns sind, einen Zustand von Übererregung zu verarbeiten. Im zweiten Schritt, der Stabilisierung, lernen die Patienten, wie sie Albträume und wiederkehrende Übererregungszustände selbst abstellen. Die Therapie ist erfolgreich, wenn die Betroffenen im letzten Schritt, der "Traumaexposition", gefahrlos auf den Tsunami angesprochen werden können. Vollath rät, "aus Erinnerungsfetzen müssen wirkliche Erinnerungen werden, die als Teil der eigenen Biographie begriffen werden".

C. C. Vollath, G. H. Seidler:
Tsunami 2004: Diagnostik von Traumafolgen in der Allgemeinarztpraxis
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2006; 131 (50): 2859-2863