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Auch in Deutschland erkranken Menschen an Tako-Tsubo, einer durch
Stresshormone ausgelösten schweren Funktionsstörung des Herzens. In
der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg
Thieme Verlag, Stuttgart 2008) beschreiben Kardiologen, wie die
Krankheit des gebrochenen Herzens unter Umständen an Veränderungen der
Herzstromkurve (EKG) erkannt werden kann.
Tako-Tsubo wird
durch extreme emotionale Ereignisse ausgelöst, berichtet Dr. Birke
Schneider von den Sana-Kliniken in Lübeck. Der plötzliche Tod eines
nahen Angehörigen, ein schwerer Unfall, heftige Partnerkonflikte
setzten im Körper massiv Stresshormone frei. Die Konzentration im Blut
könne bis zum Sechsfachen des Normalwertes ansteigen, erläutert die
Kardiologin: Vor allem bei älteren Frauen kann dann die Belastung für
das Herz zu groß werden. Es kommt zu heftigen Brustschmerzen wie bei
einem Herzinfarkt. Selbst für Ärzte ist es bisher kaum möglich, beide
Erkrankungen voneinander zu unterscheiden. Dabei kommt es beim
Tako-Tsubo anders als beim Herzinfarkt nicht zum massiven Untergang
von Herzmuskelzellen. Dr. Schneider: Die Herzkranzgefäße sind häufig
unauffällig. Das Herz kann sich vollständig erholen.
Dennoch wird die
Diagnose oft erst bei der Herzkatheteruntersuchung gestellt, sagt Dr.
Schneider. Dort erkennen die Ärzte die für die Erkrankung typische
Verkrampfung des Herzmuskels. Die linke Herzkammer nimmt die Form
eines Kruges mit kurzem Hals an, ähnlich einer in Japan verwendeten
Tintenfischfalle mit der Bezeichnung Tako-Tsubo. Daher die Bezeichnung
der Erkrankung.
An der Lübecker
Klinik wurde die Stress-Kardiomyopathie, wie Mediziner die Erkrankung
nennen, in den letzten sechseinhalb Jahren bei insgesamt 29 Frauen und
vier Männern diagnostiziert. Die Patienten waren zwischen 68 und 80
Jahre alt und alle hatten einen schweren Psycho-Schock erlebt.
Ein Team um Dr.
Schneider hat jetzt die Herzstromkurven der Patienten ausgewertet. Es
ist dabei auf Veränderungen gestoßen, die eine Unterscheidung vom
Herzinfarkt möglich machen könnten. Eine komplizierte Formel soll die
Diagnose künftig erleichtern. Der Herzkatheter bleibt den Patienten
dennoch nicht erspart. Die Beschwerden sind so eindrücklich, dass die
Mediziner sich vorsichtshalber nicht allein auf die EKG-Analyse
verlassen mögen.
K. Peters, J.
Stein, B. Schneider:
EKG-Veränderungen beim akuten Koronarsyndrom: "Apical ballooning"
versus Vorderwandinfarkt.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2008; 133 (16): S. 823-828