fzm - Die Therapie mit Spiegeln hilft
Schlaganfallpatienten mit leichten Lähmungen oder Muskelschwächen bei
der Rehabilitation. Diese Meinung vertreten Andreas Rothgangel und
Alexander Morton jetzt in der Fachzeitschrift "physiopraxis" (Georg
Thieme Verlag, Stuttgart, 2004). Beide haben 2002 in den Niederlanden
mit dem Bacholor in Physiotherapie graduiert und absolvieren dort
momentan ein Masterstudium. Für die Therapie benötigt man nur einen
passenden Spiegel. Dieser steht vertikal vor dem Patienten, so dass die
nicht-betroffene Extremität für den Patienten zu sehen ist. Die
betroffene bleibt verborgen. Während der Therapie führt der Patient mit
beiden Extremitäten verschiedene Bewegungen synchron aus und betrachtet
dabei sein Spiegelbild. Beispielsweise übt man Greifübungen mit Händen
und Armen. Der Therapeut unterstützt die gelähmte beziehungsweise
geschwächte Extremität des Patienten, so weit es nötig ist. "Durch das
Spiegelbild entsteht die Illusion, die betroffene Seite bewege sich wie
die gesunde", erklären Rothgangel und Morton. Der Vorteil der
Spiegeltherapie besteht darin, dass der Patient durch den Spiegel einen
normalen visuellen Input erhält. Bei anderen Therapieformen ist dieser
üblicherweise gestört, da der Patient die fehlerhafte Bewegung der
betroffenen Extremität sieht. Die Spiegeltherapie beeinflusst das Gehirn
visuell nahezu einwandfrei. Dem Patienten wird die fehlerfreie Bewegung
der betroffenen Extremität durch das Spiegelbild vorgetäuscht. Das
heißt, das Gehirn erhält zumindest illusorisch ein positives Feedback
für eine Bewegung, die nicht mehr fehlerfrei möglich ist. Dieses
Feedback erleichtert es dem Patienten, eine Bewegung wieder zu erlernen.
Der Patient lernt mit Hilfe des Spiegels durch Imitation. Er erfährt,
wie die "gesunde" Bewegung aussieht, und kann diese unmittelbar
imitieren und üben. Darüber hinaus nutzt man bei der Spiegeltherapie das
so genannte "Mental Imagery Training": Der Patient stellt sich während
des Trainings bewusst vor, dass sich sein paretischer Arm bewegt.
Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich allein durch die
Vorstellung der Bewegung die Erregbarkeit des Gehirns erhöht.
Andreas Rothgangel, Alexander Norton:
Schlaganfall-Rehabilitation: Spiegeltherapie: Illusion mit Erfolg.
physiopraxis. 2004; 11-12. |