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Rauchverbote auf dem Schulhof, Ärger mit den Eltern und auch
gesetzliche Altersbeschränkungen allein können Jugendliche nicht vom
Rauchen abhalten. Die Einsicht in die Gefahren für die Gesundheit,
aber auch die Sorge um Fitness und das Aussehen sind für junge
Menschen wichtigere Beweggründe, nicht zur ersten Zigarette zu
greifen. Dies ist Ergebnis einer Umfrage unter Schülern, die jetzt in
der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg
Thieme Verlag, Stuttgart. 2009) veröffentlicht wurde.
Seit einigen
Jahren geht die Zahl der jugendlichen Raucher zurück. Deutschland
befindet sich auf der letzten Stufe der Tabakepidemie, hofft
Privatdozent Dr. Sven Schneider vom Mannheimer Institut für Public
Health. In einer Studie haben er und seine Mitarbeiter nicht rauchende
Schüler der siebten bis neunten Klasse in zwei Kölner Stadtteilen
gefragt, was sie eigentlich vom Rauchen abhält. Die meisten führten
gesundheitliche Gründe an: Dass Rauchen die Lunge schädigt und
langfristig Lungenkrebs auslösen kann, ist vielen Schülern bewusst.
Auch die ungünstigen Auswirkungen auf die Kondition wurden von Mädchen
und Jungen gleichermaßen als Motive zum Nichtrauchen genannt,
berichtet Dr. Schneider. Die Sorge um zwei weitere gesundheitliche
Folgen des Rauchens, Herzkreislauferkrankungen und Raucherhusten – in
der Fachsprache chronisch-obstruktive Lungenerkrankung genannt -
wurden dagegen von keinem der 780 Schüler als Motiv angegeben. Dr.
Schneider rät dazu, diese Risiken in künftigen Antiraucherkampagnen
stärker herauszuheben. Er sieht hier eine ethische Verpflichtung zur
Aufklärung, auch wenn nicht sicher sei, ob den Schülern diese Risiken
wichtig sind.
Wichtig für viele
Schüler war eindeutig, dass Rauchen die körperliche Kondition
herabsetzt und sie im Sport oder im Fitnessstudio eine schlechtere
Figur machen könnten. Für weibliche Gymnasiasten kamen noch
ästhetische Gründe hinzu: Der Geruch und der Geschmack von
Zigarettenqualm wird als ekelhaft empfunden. Auch die Verfärbung an
Zähnen und Fingern finden viele Mädchen hässlich.
Auffällig ist,
dass die meisten Schüler aus eigenem Antrieb heraus auf das Rauchen
verzichten, Dr. Schneider spricht von "intrinsischen" Gründen: "Extrinsische"
Motive wie etwa gesetzliche Sanktionen, elterliche oder schulische
Rauchverbote und Altersbeschränkungen wurden von den Jugendlichen
auffallend selten angegeben. Das muss nicht bedeuten, dass diese
Maßnahmen nicht wirken, schreibt der Public-Health-Experte. Es könnte
sein, dass sie als gegeben hingenommen und deshalb nicht mehr als
besonderes Motiv wahrgenommen werden.
S. Schneider et
al.:
„Warum nicht?”– Inhaltsanalyse der Motivangaben zum Rauchverzicht von
über 700 Schülern – SToP-Studie 2008.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134 (31/32): S.
1573-1577