Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Schlaflosigkeit hat viele Facetten


fzm -
Schlafmediziner diagnostizieren und behandeln weit mehr als Atmungsstörungen während des Schlafes, sondern sie haben das Bild der Schlaflosigkeit durch konkrete Krankheitsmodelle sowie diagnostische Kriterien und therapeutische Leitlinien von einer laienhaften Beliebigkeit befreit. Ein Aufsatz in der Fachzeitschrift "Aktuelle Neurologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) stellt den Begriff vom "Nicht-erholsamen Schlaf" für Befinden und Leistungsfähigkeit am Tage in den Vordergrund und gibt der Ärzteschaft mit einem einfachen Algorithmus ein Instrument an die Hand, das durch bloße Befragung eines Schlafgestörten eine diagnostische Zuordnung erlaubt. Man muss allerdings berücksichtigen, dass die Häufigkeit von Schlafstörungen je nach Art der Befragung sehr unterschiedlich ausfallen kann. Während des Schlafes konsolidieren sich Gedächtnis und Lernen, ein Schlafdefizit hingegen hat im Allgemeinen eine starke Einschränkung der sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit zur Folge. Im Umkehrschluss gilt: Wird über eine ausgeprägte und länger andauernde Schlaflosigkeit geklagt ohne gleichzeitige Auswirkungen auf die Tagesbefindlichkeit und -leistungsfähigkeit, darf man von einem normalen Nachtschlaf ausgehen und – abgesehen von einer Simulation – eine paradoxe Insomnie diagnostizieren (Fehlbeurteilung des Schlafes, Störung der Schlafwahrnehmung).

Zahlreiche unterschiedliche internistische und psychiatrische Erkrankungen können den Schlaf nachhaltig stören, wie beispielsweise Asthma bronchiale, Menopause und prämenstruelles Syndrom, Diabetes, koronare Herzkrankheit oder auch Morbus Parkinson, Demenz oder das Restless-legs-Syndrom. Eine oft zu wenig beachtete Ursache für Schlafstörungen ist eine mangelhafte Schlafhygiene. Wenn der Patient nicht an den zirkadianen Rhythmus angepasst ist, so lässt sich dies meist auf menschliches Verhalten zurückführen, wie etwa der Jetlag, die Schichtarbeit und zu frühes oder zu spätes Schlafengehen (vorgezogene oder verzögerte Schlafphase). Es gibt aber auch Patienten, bei denen der innere Schlaf-Wach-Schrittmacher außer Tritt geraten ist. Hat sich bei der Suche nach zusätzlichen Grunderkrankungen keine Diagnose ergeben, kommen zuletzt die primären Insomnien in Frage, die ein Viertel bis ein Drittel aller Schlafstörungen überhaupt ausmachen. Hier sind vor allem Reaktionen auf akute physische oder psychische Belastungen zu nennen. Der Schlaflose hat dabei ein Maß an Wachheit, das mit dem Einschlafen nicht vereinbar ist. Bei Patienten mit chronischen Schlafstörungen, die jedem Therapieversuch widerstehen, ist nach den Leitlinien "Insomnie" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie eine Untersuchung in einem Schlaflabor indiziert.

P. Clarenbach: Der nicht-erholsame Schlaf: Formen und Ursachen der Schlaflosigkeit. Aktuelle Neurologie 2008; 35 (5): S. 238-253