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Schlafmediziner diagnostizieren und behandeln weit mehr als
Atmungsstörungen während des Schlafes, sondern sie haben das Bild der
Schlaflosigkeit durch konkrete Krankheitsmodelle sowie diagnostische
Kriterien und therapeutische Leitlinien von einer laienhaften
Beliebigkeit befreit. Ein Aufsatz in der Fachzeitschrift "Aktuelle
Neurologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) stellt den Begriff
vom "Nicht-erholsamen Schlaf" für Befinden und Leistungsfähigkeit am
Tage in den Vordergrund und gibt der Ärzteschaft mit einem einfachen
Algorithmus ein Instrument an die Hand, das durch bloße Befragung
eines Schlafgestörten eine diagnostische Zuordnung erlaubt. Man muss
allerdings berücksichtigen, dass die Häufigkeit von Schlafstörungen je
nach Art der Befragung sehr unterschiedlich ausfallen kann. Während
des Schlafes konsolidieren sich Gedächtnis und Lernen, ein
Schlafdefizit hingegen hat im Allgemeinen eine starke Einschränkung
der sozialen und beruflichen Leistungsfähigkeit zur Folge. Im
Umkehrschluss gilt: Wird über eine ausgeprägte und länger andauernde
Schlaflosigkeit geklagt ohne gleichzeitige Auswirkungen auf die
Tagesbefindlichkeit und -leistungsfähigkeit, darf man von einem
normalen Nachtschlaf ausgehen und – abgesehen von einer Simulation –
eine paradoxe Insomnie diagnostizieren (Fehlbeurteilung des Schlafes,
Störung der Schlafwahrnehmung).
Zahlreiche
unterschiedliche internistische und psychiatrische Erkrankungen können
den Schlaf nachhaltig stören, wie beispielsweise Asthma bronchiale,
Menopause und prämenstruelles Syndrom, Diabetes, koronare
Herzkrankheit oder auch Morbus Parkinson, Demenz oder das
Restless-legs-Syndrom. Eine oft zu wenig beachtete Ursache für
Schlafstörungen ist eine mangelhafte Schlafhygiene. Wenn der Patient
nicht an den zirkadianen Rhythmus angepasst ist, so lässt sich dies
meist auf menschliches Verhalten zurückführen, wie etwa der Jetlag,
die Schichtarbeit und zu frühes oder zu spätes Schlafengehen
(vorgezogene oder verzögerte Schlafphase). Es gibt aber auch
Patienten, bei denen der innere Schlaf-Wach-Schrittmacher außer Tritt
geraten ist. Hat sich bei der Suche nach zusätzlichen
Grunderkrankungen keine Diagnose ergeben, kommen zuletzt die primären
Insomnien in Frage, die ein Viertel bis ein Drittel aller
Schlafstörungen überhaupt ausmachen. Hier sind vor allem Reaktionen
auf akute physische oder psychische Belastungen zu nennen. Der
Schlaflose hat dabei ein Maß an Wachheit, das mit dem Einschlafen
nicht vereinbar ist. Bei Patienten mit chronischen Schlafstörungen,
die jedem Therapieversuch widerstehen, ist nach den Leitlinien
"Insomnie" der Deutschen Gesellschaft für Neurologie eine Untersuchung
in einem Schlaflabor indiziert.
P. Clarenbach: Der
nicht-erholsame Schlaf: Formen und Ursachen der Schlaflosigkeit.
Aktuelle Neurologie 2008; 35 (5): S. 238-253