fzm - Über Jahre hinweg bestehende Rückenschmerzen lassen sich in drei
Wochen Rehabilitation nicht wegtherapieren, zumindest nach
vorübergehender Besserung nicht nachhaltig. Vierfünftel chronischer
Schmerzpatienten nehmen die schmerzbedingte Beeinträchtigung hin. Dies
führt zu einer Schmerzverstärkung und weiteren Chronifizierung. Ein
Aufsatz in der Zeitschrift "PPmP Psychotherapie, Psychosomatik,
Medizinische Psychologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) sieht
als Konsequenz daraus die Notwendigkeit einer interdisziplinären
Therapie im Sinne einer Kombination medizinisch-physiotherapeutischer
und psychotherapeutischer Behandlung. Zwar haben nach einer
Bestandsaufnahme der seither durchgeführten Rehabilitation über zwei
Drittel der Patienten ein "psychologisches Verfahren" erhalten,
allerdings nur 76 Minuten pro Woche, woraus das eklatante
Ungleichgewicht zwischen somatischen und psychosozialen Therapien
deutlich wird.
Zum Krankheitsbild
des chronischen Schmerzes gehört typischerweise, dass die betroffenen
Patienten einen Zusammenhang zwischen psychischer und körperlicher
Anspannung nicht herstellen können. Dies führt unter anderem zu
hartnäckigem Widerstand gegen psychosomatische Behandlungsansätze. Es
reicht nicht aus, wenn somatische und psychotherapeutische
Behandlungen parallel angeboten werden, da der Patient zwischen beiden
Bereichen keine Verbindung herstellt. Daher wurde erstmals eine
integrative Therapieintervention entwickelt, durch die Körper- und
Selbstwahrnehmung sowie die Schmerzbewältigung der Rehabilitanden
verbessert werden sollte. Die Ergebnisse waren jedoch enttäuschend.
Solange der Patient den Zusammenhang zwischen Stressbelastung und
muskulären Verspannungen nicht verinnerlicht hat, kann eine
Kombination von Programmen zur Modifikation der Schmerzbewältigung und
physiotherapeutischen Interventionen nicht zum gewünschten Erfolg
führen. Für eine tief greifende Verhaltensänderung ist eine
dreiwöchige stationäre Rehabilitation einfach zu kurz. Man müsste
daher über eine gut geplante Nachsorge nachdenken.
U.
Bandemer-Greulich:
Wirksamkeit psychologischer Interventionen auf die Schmerzverarbeitung
innerhalb einer orthopädischen Rehabilitation von chronischen
Rückenschmerzen.
PPmP Psychother Psych Med 2008; 58 (1);
S. 32-37