fzm -
Mediziner fordern seit langem, dass Frauen während der
Schwangerschaft nicht rauchen sollten. Doch einer Studie zufolge will
jede fünfte schwangere Raucherin nicht auf Zigaretten verzichten.
Besonders hoch ist der Anteil unter jungen Frauen und solchen mit
niedrigem Schulabschluss, wie die Studie in der Fachzeitschrift "DMW
Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
2008) zeigt.
Dass
Rauchen während der Schwangerschaft dem ungeborenen Kind schadet, ist
unter Ärzten unbestritten. Das Nikotin aus dem Tabakrauch verengt die
Blutgefäße und gefährdet die Versorgung des heranwachsenden Kindes mit
Sauerstoff und Nährstoffen. Viele Kinder bleiben im Wachstum zurück.
Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft werden 30 bis 40 Prozent
aller Mangelgeburten und bis zu 14 Prozent aller Frühgeburten durch
Rauchen in der Schwangerschaft verursacht. Selbst Fehlgeburten werden
begünstigt.
Viele Frauen geben aus diesen Gründen
das Rauchen während der Schwangerschaft auf. Nach Auskunft von Dr.
Kathrin Röske von der Universität Greifswald, die über drei Jahre fast
4000 Wöchnerinnen befragt hat, geht der Anteil der Raucherinnen in
Mecklenburg-Vorpommern von 47 Prozent vor der Schwangerschaft auf 24
Prozent im 4. Monat zurück. Doch jede fünfte Schwangere rauchte auch
noch in den letzten 4 Wochen vor der Geburt. Selbst wenn die Zahl
nicht für Deutschland repräsentativ sein sollte –
Mecklenburg-Vorpommern gehört zu den Bundesländern mit dem höchsten
Anteil von Rauchern – ist die Rate doch auch im internationalen
Vergleich viel zu hoch. In den USA und in Schweden rauchen nur halb so
viele Schwangere, sagt Dr. Röske.
Immerhin: Während der drei Jahre der
Untersuchung – April 2003 bis März 2006 – gab es einen leichten
Rückgang von 22,1 auf 17,3 Prozent. Es wäre aus Sicht von Dr. Röske
jedoch verfrüht, von einer Trendwende zu sprechen.
Die Gründe für das unvernünftige
Verhalten könnten im Alter und in der mangelnden Bildung liegen.
Schwangere unter 25 Jahren rauchten der Untersuchung zufolge 2,5-mal
häufiger als Schwangere über 30. Besonders deutlich war der
Unterschied im Bildungsniveau. Jede zweite Schwangere mit geringem
Bildungsgrad (weniger als zehn Jahre Schule) rauchte noch während der
Zeit vor der Geburt. Unter den Schwangeren mit mehr als zehn Jahren
Bildung waren es nur 4,4 Prozent. Junge und ungebildete Frauen werden
von den Aufklärungsmaßnahmen offenbar nicht erreicht, folgert Dr.
Röske.
K. Röske:
Prävalenz des Rauchens vor und während der Schwangerschaft -
populationsbasierte Daten.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2008; 133 (15): S. 764–768