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Nachdem lange Zeit die verschiedenen Verfahren in der Psychotherapie
um die effektivste Therapie miteinander wetteiferten (als
horse-race-Forschung apostrophiert), wird inzwischen von vielen Seiten
eine Optimierung der Therapie durch Integration von
Behandlungselementen verschiedener Therapieverfahren befürwortet. Vor
dem Hintergrund eines breiten Spektrums an vorliegenden
psychotherapeutischen Methoden nehmen im deutschen Gesundheitssystem
zwei Verfahren eine Schlüsselposition ein: die
verhaltenstherapeutischen und die psychodynamischen Verfahren. Ein
Aufsatz in der Zeitschrift "PPmP Psychotherapie, Psychosomatik,
Medizinische Psychologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2007)
identifiziert in neuerer Zeit zwei wichtige Entwicklungslinien. Die
eine verfolgt, wie erwähnt, die Tendenz nach Integration verschiedener
Therapieschulen. Dabei strebt man eine Kombination von
Behandlungselementen an. Ein Beispiel für die Entwicklung von
Verfahren, die Elemente aus den beiden "großen" Therapierichtungen
integrieren, ist die interpersonale Psychotherapie, die sich
insbesondere für die Behandlung von Patienten mit Depression als
wirksam erwiesen hat. Die zweite Entwicklungslinie betrifft
Therapieverfahren, die für eine bestimmte Störung spezifisch
ausgerichtet sind. Diese liegen insbesondere für die
verhaltenstherapeutischen Ansätze, aber auch vereinzelt für
psychodynamische Verfahren vor.
Eine Analyse
von Fachzeitschriften der Jahrgänge 2005 und 2006 ergab allerdings
überraschenderweise, dass von den ausgewerteten Artikeln sich gerade
einmal fünf Prozent mit Verfahren befasst haben, die aus einer
Kombination oder Integration von Elementen verschiedener
Therapierichtungen bestehen. Solche methodenübergreifenden Ansätze
werden in den analysierten Zeitschriften für die Behandlung von
Patienten mit Essstörungen, mit somatischen Grunderkrankungen und im
Kontext der Traumatherapie diskutiert. Anders dagegen bei den
Veröffentlichungen zur zweiten hier genannten Entwicklungslinie mit
störungsspezifischer Ausrichtung. Zu dieser Thematik fanden sich
immerhin 35 Prozent der insgesamt analysierten Arbeiten. Schwerpunkte
der Behandlung in dieser Gruppe waren Angststörungen, depressive
Störungen, Essstörungen sowie das "Zappelphilippsyndrom"
(Aufmerksamkeitsdefizit / Hyperaktivitätsstörung). Auffällig war, dass
Suchterkrankungen in den analysieren Publikationen unterrepräsentiert
sind.
B. Watzke:
Welche integrativen und störungsspezifischen Behandlungsansätze sind
Gegenstand wissenschaftlicher Beiträge? Eine Literaturübersicht zu
psychotherapeutischen Verfahren in deutschsprachigen Zeitschriften.
PPmP Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie 2007; 57
(12); S. 452-461