Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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"Coole" Reaktion auf Psychostress bringt Herz aus dem Rhythmus

fzm - Menschen, die in Stress-Situationen äußerlich gelassen wirken, sind in Wirklichkeit häufig innerlich stark anspannt. Dies ist aus Sicht von Psychologen eine äußerst ungünstige Stressverarbeitung, die langfristig die Gesundheit gefährdet. Bei einem vorgeschädigten Herzen kann die "coole Haltung" sogar eine tödliche Herzrhythmusstörung auslösen, wie eine Studie in der aktuellen Ausgabe der DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift (Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2004) zeigt.

Der Diplom-Psychologe Tobias Klein von der Universität Homburg/Saar untersuchte Patienten, denen wegen einer schweren Herzerkrankung ein sogenannter automatischer Kardioverter-Defibrillator (ICD) eingepflanzt wurde. Dies geschieht bei Menschen, die aus organischen Gründen ein erhöhtes Risiko auf einen plötzlichen Herztod haben. Der ICD kann die bedrohliche Herzrhythmusstörungen selbstständig erkennen und sie durch einen Stromstoß beenden. Wie häufig dies geschieht, ist natürlich vor allem von der organischen Grunderkrankung abhängig. Aber auch die Art, wie die Patienten auf Psychostress reagieren, kann eine Rolle spielen. Klein stellte den Patienten Kopfrechenaufgaben, die gerade so schwierig waren, dass sie zu 40 Prozent "patzten". Der Ärger darüber führt zu unterschiedlichen  Stress-Reaktionen. Bei einigen Menschen beginnt das Herz schneller zu schlagen, von Klein als "Herzphobie" bezeichnet. Andere sind muskulär verspannt und depressiv. Klein spricht von einem "Negativismus". Wieder andere Menschen offenbaren in Psychotests ein erhöhtes Kontrollbedürfnis.

Alle drei Reaktionstypen schaden dem Herzen nicht. Die Patienten hatten während der etwa 30 Monate, die sie einen ICD trugen, keine erhöhte Entladungsfrequenz.

Anders die Patienten, die den Prüfungsstress am "coolsten" wegsteckten. Während des Rechentests hatte sich bei ihnen die Atmung verlangsamt und die Muskeln hatten sich entspannt. Doch für den Psychologen ist diese Stressverarbeitung, die Klein als "Totstellreflex" bezeichnet, die gefährlichste. Klein deutet sie als Zeichen für eine - äußerlich nicht erkennbare - erhöhte Belastungsempfindung. Die Folge sei eine vermehrte Ausschüttung des Stresshormons Kortisol aus der Nebenniere. Das Hormon erhöht die Anfälligkeit des Herzens für Herzrhythmusstörungen. Dies erklärt, warum es bei Patienten mit "Totstellreflex" auf lange Sicht am häufigsten zu Entladungen des ICDs kam.

T. Klein et al.:
Klinische Bedeutung von Stressreaktivität für die Häufigkeit von Schockabgaben bei Patienten mit implantiertem Kardioverter-Defibrillator

Deutsche Medizinische Wochenschrift 2004; 129 (43): 2291-2294