Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Krippenbetreuung besser als ihr Ruf


fzm -
Als ob wir keine Literatur-Datenbanken hätten, in denen man auf frühere Befunde zurückgreifen könnte, hat jetzt die Deutsche Psychoanalytische Vereinigung ein Memorandum zum Krippenausbau in Deutschland vorgelegt und in einem Interview vor innerseelischen Katastrophen gewarnt. In dem Memorandum wird behauptet, dass eine längerfristige außerfamiliäre Betreuung relativ verheerende körperliche und psychische Folgen habe. Ein Aufsatz in der Zeitschrift "PPmP Psychotherapie, Psychosomatik, medizinische Psychologie" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) relativiert hingegen diese und weitere Aussagen mit dem Hinweis darauf, dass bereits Ende der siebziger Jahre verschiedene Untersuchungen zu der Feststellung kamen, wonach die Auswirkungen von Fremdbetreuungen von sehr vielen Faktoren abhängen, wie beispielsweise der Qualität der Betreuung, dem Personalschlüssel, der Art der Eingewöhnung in die Krippe, aber auch der Einstellung der Eltern gegenüber der Betreuung. Europaweit liegt in Deutschland der Anteil an krippenbetreuten Kindern im hinteren Feld. Ferner gibt es einen linearen Zusammenhang zwischen den Geburtenraten und dem Betreuungsangebot.

Im Zusammenhang mit jungen ostdeutschen Erwachsenen mit Krippenerfahrung behauptet die Deutsche Psychoanalytische Vereinigung, Trennungserfahrungen in sehr frühem Alter würden im Körper gespeichert und tauchten in späteren Situationen als Ängste wieder auf. Dazu ist festzustellen, dass es bisher keinerlei empirische Evidenz dafür gibt, wonach die ostdeutsche Sozialisation mit mehr psychischen Auffälligkeiten einherginge. Im Gegenteil: Viele Studien nach der Wende haben gezeigt, dass die Ostdeutschen ihre Sozialisationsbedingungen inklusive der Beziehung zu den Eltern sehr viel positiver bewerten als Westdeutsche. Im Bundesgesundheitssurvey zeigte sich, dass das Vorkommen psychischer Störungen im Osten deutlich geringer ist als im Westen. In einer Expertise für den Landtag in Nordrhein-Westfalen werden neuere Studien zu dem Thema dahingehend zusammengefasst, dass Fremdbetreuung keineswegs ungünstig sein muss, dass vielmehr – und dies wissen wir seit über dreißig Jahren – viele Einflussfaktoren zu berücksichtigen sind.

B. Strauß:
Ideologie oder Entwicklungspsychologie? Psychoanalytische Positionen zum Krippenausbau in Deutschland.
PPmP Psychotherapie, Psychosomatik, medizinische Psychologie 2008; 58 (2):
S. 39-40