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"Glückwunsch, Ihr Schmerz ist ganz normal!", möchte Hannu Luomajoki seinen
Patienten manchmal zurufen. Und das meint der in der Schweiz praktizierende
Physiotherapeut überhaupt nicht sarkastisch. Denn unter Fachleuten ist es
mittlerweile anerkannt, dass die Angst vor Schmerzen letztlich schlimmer sein
kann als der Schmerz selbst. "Fast jeder hat schon einmal die Erfahrung
gemacht, dass es schon helfen kann, mehr über das eigene Problem zu wissen",
schreibt Luomajoki in der Fachzeitschrift "physiopraxis" (Georg Thieme Verlag,
Stuttgart. 2007). Magenschmerzen etwa bessern sich oft schon, wenn der Arzt
nach eingehender Untersuchung eine ernste Ursache ausschließen kann.
Wer seine Schmerzen versteht, kann besser mit
ihnen umgehen - Luomajoki hält es daher für wichtig, dass Schmerzpatienten
über die Entstehung und die Physiologie von Schmerzen aufgeklärt werden. Der
aus Finnland stammende Therapeut verweist auf eine Studie des australischen
Schmerzforschers Lorimer Moseley, nach der bereits vier Schulungsstunden
ausreichen, um Patienten ein recht solides Grundwissen zum Thema Schmerz zu
vermitteln. In der Schulung wurde über Schmerzmechanismen ebenso gesprochen
wie über den Zusammenhang zwischen Schmerz und Angst, die Bedeutung des
psychosozialen Umfelds und die Tatsache, dass Schmerzen in den meisten Fällen
nicht auf eine gravierende Grunderkrankung hindeuten. "Bei
Physiotherapie-Patienten, die an der Schulung teilnehmen durften, besserten
sich die Schmerzen deutlich schneller als bei Patienten, die nur
physiotherapeutisch behandelt wurden", fasst Luomajoki ein weiteres
Studienergebnis zusammen.
Besonders sinnvoll ist die "Kopfarbeit" bei
Schmerzen, die den Bewegungsapparat betreffen. Dies ist zudem die Schmerzart,
mit der Physiotherapeuten am häufigsten konfrontiert sind. "Gerade
muskuloskeletale Schmerzen sind zum größten Teil nicht spezifisch – das heißt,
es gibt keinen klaren Zusammenhang zwischen dem Schmerz und dem körperlichen,
strukturellen Untersuchungsbefund", erläutert Luomajoki. Zwar seien sich die
meisten Therapeuten dessen bewusst, sie vergäßen aber oft, es den Patienten zu
erklären. In den europäischen Leitlinien zum chronischen nicht spezifischen
Rückenschmerz wird jedoch genau dies empfohlen: Patienten mit akuten Schmerzen
sollten beruhigt werden und Erklärungsmodelle angeboten bekommen. Häufig lasse
sich bereits dadurch vermeiden, dass die Schmerzen chronisch werden.
H. Luomajoki:
"Ihre Schmerzen sind normal!"
physiopraxis 2007; 5 (2): S. 20 - 23 |