Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Wenn die Trockenübung (das Körpertraining) ins Leere läuft


fzm -
Auf den ersten Blick wirkt die Übung zielgerichtet und sinnvoll: Patienten, deren eine Körperhälfte nach einem Schlaganfall geschwächt ist, stehen mit beiden Füßen auf Kraftmessplatten, um den symmetrischen Stand zu üben. Als Erfolg gilt es, wenn die Platten eine gleichmäßige Belastung signalisieren, wenn also das gesunde Bein dem geschwächten nicht die Last abnimmt. Doch obwohl das Training die Standsymmetrie der Patienten tatsächlich verbessert – ihrem eigentlichen Ziel, einem gleichmäßigeren Gang, bringt es sie nicht näher. Anhand dieser und anderer Beobachtungen schildert Martin Huber in der Fachzeitschrift "physiopraxis" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) die so genannte Transferproblematik, die dann auftritt, wenn physiotherapeutische Übungen sich nicht direkt auf Alltagssituationen im Leben des Patienten übertragen lassen.

"Für den Transfererfolg ist vor allem die Ähnlichkeit der motorischen Abläufe und der zugrunde liegenden neuronalen Prozesse entscheidend", erklärt Huber, der als Physiotherapeut praktiziert, unterrichtet und vor kurzem den Master of Science in Neurorehabilitation erworben hat. Einer anerkannten Theorie zufolge bestehen zwischen völlig verschiedenen Aufgabenklassen keinerlei Wechselwirkungen. Ist der Übungsablauf dagegen identisch mit der Zielbewegung, gelingt der Transfer am besten. Liegt die Situation zwischen diesen beiden Extremen – ist also die Übung dem angestrebten Bewegungsablauf nur leicht ähnlich– , kann es kurioserweise auch zu negativen Wechselwirkungen kommen. Das motorische System des Patienten ist quasi verwirrt und versucht, unpassende Bewegungskomponenten in die neue Aufgabensituation zu übernehmen.

Diese drei Tranfersituationen illustriert Huber am Beispiel von Kindern, die Fahrrad fahren lernen. Kinder, die zuvor mit dem Laufrad geübt haben, kommen mit dem Fahrrad meist schneller und leichter zurecht als Kinder, die zunächst mit Stützrädern Fahrrad gefahren sind. Denn mit dem Laufrad trainieren die Kinder genau die Gewichtsverlagerung, die sie beim Fahrradfahren brauchen. Stützräder dagegen behindern manche fahrradtypischen Bewegungen eher, als sie zu fördern – etwa beim Fahren von Kurven, wenn das innere Stützrad das "In-die-Kurve-Legen" blockiert.

Was bedeutet das nun für die Physiotherapie? Martin Huber plädiert dafür, mit den Patienten weniger auf der Behandlungsbank zu üben und stattdessen funktionelle, alltagsnahe Übungen zu wählen. "Das kann beispielsweise heißen: Raus aus den Therapieräumen und rein ins Patientenzimmer, ins Freie und, wenn möglich, in konkrete Alltagssituationen", so der erfahrene Therapeut. Die Therapie sollte vor allem von konkreten Aktivitäten geprägt sein; nur wenn es nötig sei, sollte der Therapeut vorbereitend auf den Ebenen der Körperfunktion oder der Körperstruktur arbeiten – etwa um zunächst Kraft aufzubauen oder Gelenke zu mobilisieren. Vor allem traditionelle Behandlungsansätze haben dem Problem des Transfers erlernter Fähigkeiten wenig Beachtung geschenkt, weiß Huber. Seiner Ansicht nach lohnt es sich aber durchaus, den eigenen therapeutischen Alltag unter dem Transfergesichtspunkt kritisch zu hinterfragen.

M. Huber:
Das Richtige üben Transfer motorischer Fertigkeiten
physiopraxis 2008; 4: Seite 28-31