Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Häufige psychische Leiden nach Kehlkopfoperationen


fzm - Etwa 20.000 Menschen leben in Deutschland ohne Kehlkopf. Sie haben, zumeist durch eine Krebsoperation, ihr natürliches Sprechorgan verloren. Viele Patienten sind den sich daraus ergebenden seelischen Belastungen nicht gewachsen und müssten psychologisch betreut werden, meint die Diplompsychologin Susanne Singer, Universität Leipzig, gegenüber der DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift (Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2005).

Nach der Operation erhalten die Patienten in Deutschland eine Anschlussheilbehandlung. "Viele schöpfen während dieser Zeit zunächst Hoffnung", weiß die Psychologin Singer zu berichten, die im Rahmen ihrer wissenschaftlichen Studien Kehlkopf-Operierte zu Hause interviewt hat. Doch das erste Jahr nach der Operation werde dann zu einer seelisch belastenden "Konfrontation mit der Realität". Das Erlernen der Ersatzstimme gestalte sich meistens schwieriger als erwartet. Bis zu zwei Jahre können nach den Erfahrungen von Frau Singer vergehen, bis sich die Patienten wieder einigermaßen verständlich machen können. Diese Zeit der sozialen Isolierung überfordere viele: Die Folge sind Depressionen und Angststörungen. Nicht wenige Patienten bekämen ein Alkoholproblem. Mit einer psychologischen Betreuung könnten viele Probleme vermieden werden, glaubt die Psychologin. Doch von den 218 Patienten, die sie aufsuchte, wurde nur einer psychotherapeutisch betreut. Eine wichtige Stütze finden viele Patienten allein bei ihrem Lebenspartner.

Prof. Reinhold Schwarz, Leiter einer psychologischen Beratungsstelle für Krebspatienten an der Universität Leipzig, weist darauf hin, dass neben den sozialen Problemen auch die Lebensqualität im körperlichen Bereich eingeschränkt sei. Die Patienten würden, da sie nicht mehr durch den Mund (sondern durch das "Stoma" am Hals) atmen, ihren Geruchs- und Geschmackssinn verlieren. Sie könnten nichts Schweres heben, würden schnell kurzatmig und erkrankten häufig an Bronchitis. Ein klebriger Speichel und ein trockener Mund würden ihnen ebenfalls zu schaffen machen.

I. Kelm-Kahl:
Leben ohne Kehlkopf: Worunter leiden betroffene Patienten?
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2005; 130 (24): 1484