Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Kann Internet süchtig machen?


fzm -
Zwar kann sich bei der Nutzung des Internet eine Abhängigkeit, sprich Sucht, entwickeln, aber es handelt sich dabei nicht, wie etwa bei der Alkoholsucht, um eine eigenständige Erkrankung. Die Vielnutzer surfen, betreiben E-Mailverkehr, Echtzeitkommunikation in den Chatrooms sowie Online-Rollenspiele mit der Gefahr durch Aufbau von virtuellen Identitäten. Bei Online-Auktionen kann ein pathologisches Kaufverhalten entstehen. Beim Knüpfen von virtuellen Freundschaften oder intimen Beziehungen (Cybersex) bemühen sich die Nutzer um eine virtuelle Selbstdarstellung. Wie ein Aufsatz in der Zeitschrift "Psychiatrische Praxis" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) erläutert, handelt es sich um eine pathologische Internetnutzung, bei der meist andere psychiatrische Erkrankungen diagnostiziert werden, vor allem Angst- und depressive Störungen. Die Betreffenden verbringen 30 Stunden pro Woche und mehr privat im Internet (Normal-Nutzer bis 18 Stunden pro Woche). Sie verspüren einen starken Drang zur Aufrechterhaltung der privaten Internetnutzung trotz negativer psychosozialer Folgen, wie sozialem Rückzug, Partnerschaftskonflikten oder finanziellen und beruflichen Problemen. Den Nutzern gelingt es trotz Leidensdruck und Problembewusstsein nicht, die online verbrachte Zeit zu kontrollieren und zu reduzieren. Die Studie ergab, dass bei 90 Prozent der Personen mit pathologischer Internetnutzung eine psychiatrische Diagnose gestellt werden konnte, was in guter Übereinstimmung mit ausländischen Untersuchungen steht. Nur drei Probanden der Gruppe mit pathologischer Internetnutzung wiesen keine psychiatrische Diagnose auf. Kausalzusammenhänge sind bis jetzt nicht bekannt.

S. Kratzer:
Ist "Internetsucht" eine eigenständige Erkrankung?
Psychiatrische Praxis 2008; 35 (2): S. 80-83