Praxis für Psychosomatische Medizin u. Psychotherapie, Coaching, Mediation u. Prävention
Dr. Dr. med. Herbert Mück (51061 Köln)

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Generalisierte Angststörung -
 die häufigste psychische Erkrankung


fzm -
In der hausärztlichen Praxis leiden bis zu zehn Prozent der Patienten unter Angst, genauer gesagt unter generalisierten Angststörungen. Die Erkrankung beginnt zu Anfang des zweiten Lebensjahrzehnts und kann das gesamte künftige Leben beeinträchtigen. Nach einem Aufsatz in der Zeitschrift "Psychiatrie und Psychotherapie up2date" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2008) gehören generalisierte Angststörungen zu den schwerwiegendsten Erkrankungen überhaupt. Sie gehen mit einem beträchtlichen subjektiven Leiden einher und sind mit stärkeren Einschränkungen im täglichen Leben verbunden als viele andere psychische und somatische Erkrankungen. Generalisierte Angststörungen kommen auch häufiger vor als beispielsweise bipolare Erkrankungen (auch als manisch-depressiv bekannt) oder Schizophrenie. Das vorrangige Kennzeichen ist die Unkontrollierbarkeit der Sorgen, ein für die Diagnose ausschlaggebendes Kriterium. Die Welt wird als bedrohlicher Ort erlebt und der Betroffene versucht, dem vorausschauend entgegenzuarbeiten.

Die Patienten sorgen sich ständig über mehr oder weniger beliebige Inhalte. Wenn sie mit einem Thema fertig sind, sorgen sie sich sofort über etwas Anderes. Es kommt zu regelrechten Sorgenketten. Beispielsweise beginnen Patienten sich darüber Sorgen zu machen, warum die Tochter sich bereits um zehn Minuten verspätet haben könnte, und enden mit Überlegungen, auf welchem Friedhof man sie beerdigen kann. Es werden also ständig negative Assoziationen entwickelt, die von unspezifischen Symptomen, wie erhöhter Muskelanspannung, Schlafstörungen, Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Erschöpfbarkeit begleitet sind. Für die Therapie ist wichtig, Sorgen von anderen Formen formaler Denkstörungen abzugrenzen. Generalisierte Angststörungen können Anlass zu vielfachen Fehldiagnosen geben. Sorgen sind nicht frei flottierende Ängste, wie sie bei schweren Depressionen vorkommen, wobei die Patienten Angstgefühle beschreiben, ohne zu wissen wovor. Vielmehr weiß der Patient bei Sorgen immer, weshalb er sich Sorgen macht. Die generalisierte Angststörung kann in schillernden Formen jegliche Symptomatik produzieren – Ausdruck eines ständigen Sorgens um alles und nichts. Um eine generalisierte Angststörung erkennen und richtig diagnostizieren zu können, bedarf es eines guten Verständnisses dessen, was unter dem Leitsymptom des sich Sorgens – Worrying – zu verstehen ist und welche psychologischen Prozesse dabei wirksam werden.

M. Linden:
Diagnostik der Generalisierten Angststörung.
Psychiatrie und Psychotherapie up2date. 2008; 2 (1): S. 33-43