fzm - Da Antibiotika nicht zwischen
Krankheitserregern und den normalen Darmbakterien unterscheiden können,
erleben viele Menschen eine Veränderung des Stuhlgangs, wenn der Arzt
ihnen Antibiotika verordnet hat. Die Ursache ist in den wenigsten Fällen
eine Besiedlung des Darms mit Antibiotika-resistenten Keimen, wie
vielfach angenommen wird. Nach Auskunft von Prof. Emil Reisinger von der
Universität Rostock sind die Stuhlveränderungen in der Regel die Folge
der fehlenden Bakterientätigkeit im Darm. Die Ärzte sprechen von einer
Störung der "Darmflora". Die normalen Darmbewohner bauen nämlich
Kohlehydrate ab, nehmen Fettsäuren auf und verändern die Gallensäuren im
Darm. Ohne die Bakterien binden nicht verdaute Kohlehydrate Wasser
(Osmose), das infolge der Gallensäuren vermehrt vom Dickdarm freigesetzt
(Sekretion) wird. Die Kombination von Osmose- und Sekretions-Wirkung
führt dann zu vermehrten Stuhlgängen.
Beides lässt sich beeinflussen. Prof.
Reisinger rät den Patienten in der DMW Deutsche Medizinische
Wochenschrift (Georg Thieme Verlag, Stuttgart, 2004) Nahrungsmittel mit
hohem Gehalt an schlecht-verdaulichen Kohlehydraten zu meiden, wenn sie
Antibiotika einnehmen müssen. Besonders häufig sind sie in Früchten,
aber auch in Süßstoffen, die Fruchtzucker oder Sorbitol enthalten. Auch
auch Karotten, Kohl, Bohnen und andere faserreiche Nahrungsmittel sollte
man vorübergehend meiden. Sonst kann der Versuch, sich anlässlich einer
Antibiotikabehandlung besonders gesund (mit viel Obst und Ballaststoffe)
zu ernähren, buchstäblich "nach hinten" losgehen.
Doch nur selten, bei etwa zwei bis sieben
Prozent der Patienten, kommt es zu mehr als drei weichen oder flüssigen
Stühlen pro Tag. Dann sollten die Patienten einen Arzt aufsuchen. Dieser
wird unter anderem prüfen, ob nicht doch eine Infektion mit resistenten
Krankheitserreger vorliegt. In diesem Fall kann es notwendig werden, die
Antibiotika-assoziierte Diarrhö (so der medizinische Fachausdruck) durch
die Gabe bestimmter weiterer Antibiotika zu behandeln.
Reisinger EC et al.:
Antibiotika-assoziierte Diarrhö
Deutsche Medizinische Wochenschrift 2004; 129 (36): S111-S113
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