Berlin, September 2004 - Die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) erwartet, dass depressive Störungen in
den nächsten Jahrzehnten zur häufigsten Erkrankung werden - mit weitem
Abstand vor allen anderen psychischen oder körperlichen Krankheiten.
Obwohl erfolgreiche Behandlungsmethoden existieren, ist die Versorgung
von Menschen mit Depressionen weltweit mangelhaft. Experten aus dem In-
und Ausland vergleichen auf dem 5. Europäischen Kongress für
Familientherapie und Systemische Praxis (EFTA) welche Therapien in
unterschiedlichen Ländern angewandt werden.
Häufig werden Depressionen medikamentös mit
Antidepressiva behandelt. Dazu kommen psychologische Verfahren, vor
allem die kognitive Therapie, und bei Bedarf weitere Verfahren wie die
Lichttherapie oder Schlafentzug. "Effektiver als medikamentöse und
kognitive Therapie ist jedoch die Systemische Paartherapie", meint Dr.
Eia Asen, Mitglied des Londoner Royal College of Psychiatrists, im
Vorfeld des EFTA-Kongresses.
In der Systemischen Paartherapie nehmen
die Erkrankten und ihre Partner gemeinsam an den Therapiesitzungen teil.
Der Therapeut kann so den großen Einfluss der Beziehung auf den
Erkrankten in seine Lösungsansätze mit einbeziehen. Die Unterstützung
durch den Partner führt dazu, dass Patienten diese Therapieform mehr
akzeptieren als medikamentöse oder kognitive Therapie. Sie brechen die
Behandlung seltener vorzeitig ab. Die Systemische Paartherapie kostet
außerdem genauso viel wie die medikamentöse Behandlung, obwohl mehr
Kosten durch die Therapiesitzungen anfallen. Diese werden jedoch durch
geringere Kosten für Krankenhausaufenthalte ausgeglichen. Asen stützt
seine Meinung auf randomisierte, kontrollierte Untersuchungen, darunter
die Londoner Depressions-Interventionsstudie. Diese Studie hat in
Großbritannien mit dazu beigetragen, dass die Systemische Therapie als
Behandlungsverfahren in der Erwachsenenpsychiatrie zunehmend anerkannt
wird. |